Training

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Aus einem mir unverständlichen Grund hatten die beiden sich gegen mich verbündet.

Sie wollen mir Selbstverteidigung beibringen. Sinnvoll für jemanden, der das Haus nicht verlassen darf und wird. Eine Pfanne könnte mich angreifen! Wie gefährlich! Aber meine Argumentation war Ahsoka und vor allem Ben unverständlich. „Ich will, das du dich selbst verteidigen kannst. Dass du dich selbst schützen kannst." „Ist ja schön und gut, aber wozu? Ich gehe nicht ins Freie, genau drei Personen in der ganzen Galaxis wissen überhaupt, dass ich hier bin! Und neben einem oder sogar zwei Jedi sehe ich ohnehin alt aus." Aber Ben hatte nur mit den Schultern gezuckt und gesagt, das spiele keine Rolle. Jedenfalls stand ich jetzt am Ufer eines unterirdischen Sees und sah Ahsoka aus den Augenwinkeln auf mich zu stürmen. Ich versuchte, ihr auszuweichen, aber sie erwischte mich trotzdem und drückte mich zu Boden. Dann spürte ich den ungeladenen Übungsblaster an meiner Schläfe und hörte Bens Stimme von außerhalb meines Blickfeldes: „Du bist tot. Schon wieder." Ich seufzte. Ja, schon wieder. Würde ich wirklich mit Ahsoka kämpfen, wäre ich schon beim ersten Versuch gestorben. Inzwischen waren wir bei Runde zweiundvierzig. Es war hoffnungslos. Das schienen Ben und Ahsoka auch endlich zu merken, denn sie tauschten einen vielsagenden Blick. „Versuchen wir etwas anderes.", sagte Ahsoka. Ihren Enthusiasmus hatte sie scheinbar nicht verloren. Ich meinen auch nicht, aber ich hatte ja auch nie einen besessen. „Und was?", seufzte ich. Als Antwort lud Ben den Blaster und drückte ihn mir in die Hand. Dann zeigte er auf eine Felsformation. „Bitteschön, Madame. Ihr Ziel." Ich sah ihn zweifelnd an, aber er lächelte nur zurück. Ich seufzte und zuckte mit den Schultern, dann zielte ich. Mein Zeigefinger am Abzug bewegte sich und ich traf die Säule an ihrer dünnsten Stelle. Die Splitter flogen in alle Richtungen und als der Staub sich legte, sah ich, dass ich die Verbindung zwischen dem Stalagmiten und dem Stalaktiten genau weg geschossen hatte. Ben pfiff leise. „Sauberer Schuss!" „Ich wette, das war ein Glückstreffer.", sagte ich. Ben nahm mir den Blaster aus der Hand und veränderte die Einstellungen, dann drückte er ihn mir wieder in die Hand. „So, jetzt ist die Energie so niedrig, dass es etwas kitzelt, aber keinen Schaden zufügt." Er zündete sein Lichtschwert. Ich zuckte vor dem Geräusch zurück. „Das kannst du doch unmöglich ernst meinen!" „Oh doch. Auf geht's!" „Ich kann doch nicht auf dich schießen!" „Und ob du das kannst." „Und wenn ich dich verletze?" „Wie gesagt, der Blaster ist so niedrig eingestellt, dass du das gar nicht kannst. Also, worauf wartest du noch?" „Aber-" „Kein Aber!" Jetzt mischte sich Ahsoka ein, die uns die ganze Zeit zugesehen hatte. „Mach einfach. Selbst, wenn der Blaster wirklich scharf wäre, könntest du ihn nicht verletzen, dafür ist er zu gut!" Da beschloss ich kurzerhand, Ahsoka zu vertrauen. Mein Finger legte sich um den Abzug. Ich zielte auf seine Magengrube und drückte ab. Einer Eingebung folgend riss ich den Blaster im letzten Moment ein Stückchen nach oben, sodass der Blasterstrahl auf seinen Kopf zuflog. Mühelos wehrte er den Schuss ab. „Gut gezielt!", rief Ahsoka, als der abgelenkte Strahl in die Decke knallte, aber durch die verringerte Feuerkraft nur etwas Staub anstelle eines Schutthagels löste. Ich ignorierte sie. Schuss. Block. Schuss. Block. Schuss. Block. Schuss. Block. Schuss. Block. Schuss. Block. Schuss. Block. Schuss. Block. Schuss. Block. Schuss. Block. Schuss. Block. Schuss. Block. Schuss. Ich hatte ihn tatsächlich getroffen. „Au!", sagte Ben und rieb sich den Arm. Aber es klang nicht schmerzerfüllt, sondern eher verwundert. Genauso verwundert wie ich. „Ernsthaft? Sie hat Euch getroffen? Meister, Ihr habt nachgelassen!" Ahsoka fiel vor Lachen fast von dem Felsvorsprung, auf dem sie saß. „Na warte!" Ben ging auf sie zu, das Lichtschwert schwingend. Im letzten Moment wehrte sie ihn mit ihrem eigenen Lichtschwert ab. Und ich sah mit offenem Mund zu, wie sie vor meinen Augen ein Duell begannen. Blau knallte auf grün, die Geräusche der Entladungen hallten ohrenbetäubend durch die Höhle. Keiner von beiden schien die Oberhand gewinnen zu können. Sie sahen in meinen Augen absolut gleich stark aus. Je länger ich sie beobachtete, desto mehr wurden mir die Ziele der beiden klar. Ahsoka stürzte sich vor allem in den Angriff, um ihren Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen, während Ben sie nur abwehrte und wartete, dass sie müde wurde. Das geschah dann auch. Jetzt wendete sich das Blatt. Während Ben mehr Kraft in seine Schläge legte, ließ Ahsokas Ausdauer nach und schließlich entwaffnete Ben sie. Sie lachte über ihre Niederlage. „Okay, Ihr habt nicht nachgelassen, ich gebe es ja zu." Ben grinste und warf ihr ihr Lichtschwert wieder zu. „Da wir das nun geklärt hätten, möchte ich auch noch etwas anderes trainieren." Er ließ sich im Schneidersitz auf dem Boden nieder. Ahsokas Augen leuchteten auf, als sie verstand und seinem Beispiel folgte. Ich sah verwirrt zwischen den beiden hin und her. Ben klopfte neben sich auf den Boden und sah mich erwartungsvoll an. Langsam setzte ich mich. „Was machen wir jetzt?" „Wir werden das körperliche Training für eine Weile ruhen lassen und uns stattdessen mit dem geistigen beschäftigen." Aha. Wie interessant. „Wir wissen ja bereits, dass du machtsensitiv bist. Aber das bedeutet auch, dass wir dir zumindest das Basiswissen eines Jedi geben können.", sagte Ahsoka, schloss die Augen und entspannte sich. Ich tat es ihr gleich. Ben fuhr fort: „Die Macht ist es, die dem Jedi seine Stärke gibt. Es ist ein Energiefeld, das alle lebenden Dinge erzeugen. Es umgibt uns, es durchdringt uns. Es hält die Galaxis zusammen. Du bist empfänglich für dieses Feld. Du kannst es manipulieren und es wird auch deiner Manipulation gehorchen." Während der Übungen wurde klar, dass es das nicht tat. Egal, was ich versuchte, egal, was Ben und Ahsoka vorschlugen, es funktionierte nicht. Ben runzelte die Stirn. „Das muss doch gehen!" Zwischen ihm und mir hing bewegungslos ein Stein in der Luft, den ich wegdrücken sollte. Aber es passierte rein gar nichts. Ich spürte ihn nur ab und zu, und wenn ich versuchte, mit der Macht nach ihm zu greifen, war er so glatt und rutschig, dass ich abrutschte. „Na gut. Andere Strategie. Halte ihn auf!" Der Stein flog auf mich zu. Jetzt spürte ich ihn. Und er war nicht rutschig. Ich griff nach dem Stein und hielt ihn vollkommen mühelos in der Luft fest. „Na bitte. Gut. Weiter." Ben erhöhte seine Anstrengungen, den Stein zu mir schweben zu lassen, aber er bewegte sich keinen Millimeter weiter. Ahsoka verband ihre Kraft mit Bens, beiden stand der Schweiß auf der Stirn, aber der Stein blieb vollkommen reglos ohne dass es mich die geringste Mühe gekostet hätte. „Okay, jetzt ziehen wir ihn weg." Und schon flutschte der Stein aus meinem Griff und knallte zu Boden. „Seltsam.", sagte Ben. Und wir versuchten es wieder. Wenn der Stein auf mich zuflog, konnte ich ihn aufhalten, aber wenn er in irgendeine andere Richtung flog, hatte ich keine Kontrolle über ihn. Es war frustrierend. Schließlich gab sogar Ben zu, dass es keinen Sinn machte, weiter zu üben, ohne die Wirkungsweise meiner Kräfte zu verstehen. Ahsoka fasste alle Erkenntnisse noch einmal zusammen. „Soweit wir wissen, kannst du nur das beeinflussen, was dich beeinflusst. Wenn dieser Fall eintritt, bist du unglaublich stark. Ich bezweifle, dass dann irgendein Jedi oder Sith gegen dich ankäme. Aber diese Stärke hast du nur für bestimmte Ereignisse. Sobald der Stein nichts mehr mit dir zu tun hat, verlierst du ihn." Ben mischte sich ein: „Es ist, als hättest du den Zugang zur Macht nur, um dich selbst zu schützen. Um dich auf jeden Fall zu bewahren. Es ist wie ein übermäßig ausgeprägter Lebenserhaltungsinstinkt. Ich frage mich nur, ob man diese engen Grenzen durchbrechen kann...." Ich schnaubte. „Wie denn?" „Das müssten wir herausfinden können." Er und Ahsoka schlossen synchron die Augen und konzentrierten sich. Manchmal konnte man denken, die beiden wären das gleiche Wesen. Aber das kam wohl von der Jedi-Ausbildung. Ich hatte keine Ahnung, was sie vorhatten, aber ich vertraute ihnen einfach. Es passierte gar nichts, außer, dass ich ab und zu ein leichtes Stupsen in meinem Geist spürte. Es kam mir vor wie Stunden, während wir dort saßen. Die Jedi regten keinen einzigen Muskel, während ich unruhig wurde. Meine Beine schliefen ein und ich hatte Hunger. Ich fragte mich, ob sie es merken würden, wenn ich mich davonschlich, beschloss aber, es lieber nicht zu riskieren. Ich wollte ihre Wut nicht auf mich ziehen. Außerdem hätte ich mich allein im Gängesystem komplett verirrt. Also blieb ich sitzen und wartete. Dann passierte doch etwas. Ein Druck legte sich um mich. Dieses alarmierende Gefühl verleitete mich dazu, meinen Körper zu vergessen – ihm drohte keine Gefahr – und mich nur auf den Schutz meines Denkens zu konzentrieren. Der Druck nahm zu. Ich fokussierte und kanalisierte meine Kraft und warf sie wie einen Speer. Der Speer riss ein Loch in die Fesseln, die sich um mich legten. Aber sie schlossen sich schnell wieder und waren unversehrt wie zuvor. Noch bevor ich mich erneut sammeln konnte, drangen hunderte kleine Stacheln in mein Denken ein. Sie suchten ganz gezielt nach der Quelle meiner Kraft – und fanden sie. Als mein innerster Kern in Gefahr geriet, wurde mir mein Körper wieder bewusst und ich spürte, wie er sich ohne mein Zutun streckte und den Boden verließ. Ich schwebte. Es fühlte sich an, als ob ein Faden an meinem Brustbein mich nach oben ziehen. Schmerz explodierte in meinem Kopf und mein Mund stieß einen lauten, animalischen Schrei aus.

Obi-Wan

Erst hatten sie Schwierigkeiten gehabt, sie zu finden. Als sie sie dann gefunden hatten und begannen, ihre Macht zu untersuchen, stießen sie auf eine erschreckende Gegenwehr. Ihr Körper erhob sich in die Luft, den Rücken durchgestreckt, den Kopf in den Nacken gelegt. Sie schrie vor Schmerz. Und während sie schrie, knallte eine enorme Druckwelle gegen ihn und schleuderte ihn von ihr weg. Er schlug gegen eine Felssäule. Der Schmerz in seinem Rücken übertraf alles, was er je gefühlt hatte.

Zeiten des Imperiums: TatooineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt