Verraten

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Author's note: Ich weiß, das Kapitel ist etwas kürzer als sonst. Nur leider gehen mir langsam die Ideen aus. Also, wenn ich Vorschläge, Anregungen oder Wünsche habt: nur her damit! Ich würde mich sehr freuen. Es ist unglaublich, wie inspirierend ein Kommentar sein kann. Weil wir gleich beim Thema sind, vielen Dank an MarinaFischer, ohne ihre Kommentare zu 'Fest auf Tatooine' hätte es Eliondo niemals gegeben. Also, danke! Okay, jetzt hört das Geschwafel endlich auf und das Kapitel (gewidmet kattel_, weil sie erraten hat, wer da an der Tür ist) fängt an.


Ich lugte um die Ecke. Es war Owen. Die Enttäuschung überrollte mich und mir stiegen wieder Tränen in die Augen. Owen war vollkommen außer Atem. „Eliondo ist weg.", keuchte er. „Und er hat diesen Zettel da gelassen. Wir fanden, den solltet ihr sehen." Er reichte Ben einen Fetzen Papier bevor er sich schwer atmend auf seinen Knien aufstützte. Ich las über Bens Schulter die vertraute, ordentlich geschwungene Schrift.

Lieber Owen, liebe Beru,

zuerst möchte ich mich für eure Gastfreundschaft bedanken. Aber ich kann nicht bleiben. Die Frau, die ich liebe, hat mir das Herz gebrochen.

Ich zuckte zusammen, als ich diesen Satz las. Ich bereute nicht, dass ich Ben geheiratet hatte, aber Eliondo tat mir doch Leid. Ich hatte ihn nicht verletzen wollen.

Trotzdem habe ich die Zeit in eurem freundlichen und (nicht nur wegen der Sonnen) warmen Haus sehr genossen. Erst hat es mich gewundert, dass ihr bereit wart, einen politischen Flüchtling aufzunehmen, die Gefahr ist schließlich nicht unerheblich. Doch dann habe ich mitbekommen, dass ihr bereits in viel größerer Gefahr schwebt, so groß, dass meine Anwesenheit keinen großen Unterschied gemacht hat. Es tut mir Leid, ich wollte wirklich nicht lauschen, aber gehört habe ich es trotzdem. Ihr habt regelmäßigen Kontakt zu einem Gesetzesbrecher und Verräter. Ich weiß, dass Obi-Wan Kenobi ein ehemaliger Jedi-Meister ist. Aber das ist nicht das schlimmste. Nein, viel schlimmer ist, dass unter eurem eigenen Dach der Sohn von Darth Vader persönlich lebt. Versteht mich nicht falsch, ich mag euch wirklich. Aber wie können so intelligente Menschen etwas so dummes tun? Es ist mir unverständlich. Ich nehme an, ihr bringt es nicht übers Herz, den Jungen wegzugeben. Das spricht für euch. Aber ich muss euch vor euch selbst beschützen. Deshalb bin ich auf dem Weg nach Coruscant, um Darth Vader zu finden. Er wird euch verschonen, ich bin sicher, dass ich ihn dazu überreden kann. Ich hinterlasse diesen Brief, damit ihr gewarnt seid und eventuelle Beweise, die gegen euch sprechen könnten, vernichten könnt. Und sobald ich wieder Senatsgehilfe bin, dürft ihr sehr gerne meine Gastfreundschaft genießen.

In der Hoffnung, dass ihr wohlauf seid,

Eliondo

PS. Dieser Brief wird sich in zwölf Stunden selbst zerstören. Hoffentlich findet ihr ihn vorher.

Ich hatte den letzten Satz gerade gelesen, als das Papier Feuer fing. Zwölf Stunden waren bereits verstrichen. Uns lief die Zeit davon. Dieser Meinung war auch Sapienzia, denn sie übernahm meinen Körper. „Wir müssen - sofort los. Owen, kannst du - Fenster schließen, Wasser abdrehen und - abschließen?" Owen nickte verwirrt. „Nimm das - Eopie mit. Ben, Lichtschwert, Survivalpack, Geld, los." Ben hielt uns am Arm zurück. „Wollen wir keine Klamotten mitnehmen?" „Keine - Zeit. Wir werden welche - kaufen müssen. Deswegen - das Geld." Er nickte und verschwand kurz. „Sayuna, alles in Ordnung? Du sprichst so komisch?" „Ich bin - Sapienzia. Ich versuche nur, mich an - Stimmbänder zu gewöhnen." Er sah mich entgeistert an. Wahrscheinlich hatte Ben ihm weniger erzählt als ich dachte. Egal. Die beiden steckten schon viel zu tief in der Sache drin, da machte eine Information mehr oder weniger auch keinen Unterschied mehr.

Ben stand wieder neben mir und nahm meine Hand. Sapienzia vergewisserte sich mit einem kurzen Blick, dass er alles hatte, dann hob sie ab und zog ihn mit. Sie hob tatsächlich vom Boden ab. Wir flogen durch die Luft. Jetzt verstand ich, wieso sie das Eopie unter Owens Obhut gelassen hatte. Das arme Tier war so viel langsamer. Wie lange kannst du das durchhalten? Bis kurz vor Mos Eisley. Ich könnte noch länger, aber wir dürfen keine Aufmerksamkeit erregen. Deswegen müssen wir das letzte Stück laufen. Das übernimmst du. Wir haben keine Zeit für Fehler. Ich sah zu Ben herunter, der an meiner Hand baumelte. Langsam spürte ich sein Gewicht. Muskeln waren schwer. „Was hat sie vor?" Er musste schreien, weil der Wind so laut an uns vorbeirauschte. „Sie setzt uns kurz vor Mos Eisley ab. Dann müssen wir so schnell wie möglich zum Schiff laufen." „Und dann?" „Keine Ahnung!" Sapienzia? Was dann? Später. Im Hyperraum haben wir genug Zeit. „Sie will es uns später sagen!" „Na gut. Aber sag ihr, sie soll sich beeilen. Ich rutsche ab!" „Ich weiß. Gut festhalten!" Ich streckte noch meine andere Hand in seine Richtung aus, während wir pfeilschnell über den Sand sausten. Endlich bekam er meine zweite Hand zu fassen. Sofort ließ der Zug auf der anderen nach, eine Erleichterung für uns beide. Diese Erleichterung währte aber nicht lange, denn Sapienzia ließ uns unsanft in den Sand fallen. Lauft! Wir gehorchten wortlos.

Meine Lungen fauchten wie Blasebälge und die Muskeln in meinen Beinen brannten, mein Herz fühlte sich an als würde es gleich aus meiner Brust springen. Himmel, ich musste wirklich mehr trainieren. Nach einigen Minuten die mir vorkamen wie Stunden erreichten wir endlich das Schiff. Ben überredete in Windeseile die Hangaraufsicht dazu, die Startrampe freizugeben - der Mann schien nicht sonderlich erstaunt, wahrscheinlich passierte es häufiger, dass jemand so schnell wie möglich den Planeten verlassen musste -, während ich mit Sapienzias Hilfe das Schiff startbereit machte. Es dauerte nicht lange und wir ließen den Planeten hinter uns, ich flog, während Ben den Autopiloten programmierte. Dann sprangen wir in den Hyperraum. Endlich fiel die Spannung von uns ab. Jetzt konnten wir nichts anderes tun außer zu warten. Auch mit einem schnellen Schiff wie unserem dauerte die Reise nach Coruscant mehrere Stunden. Ben lehnte sich in seinem Sitz zurück und atmete, wie es schien zum ersten Mal seit unserem überstürzten Aufbruch, tief durch. „Also, was ist der Plan?" Wir müssen ihn finden, bevor er Vader findet und ihn zum Schweigen bringen. „Du willst ihn umbringen?", rief ich entsetzt. Ich hätte es schon früher tun sollen, schließlich wusste ich, wozu er fähig ist. Aber ich dachte, wenn ich ihn überwache, passiert schon nichts. Leichen sind nämlich so entsetzlich schwer zu erklären. Und auch, warum man sie mitten in der Nacht irgendwo vergräbt. Deswegen habe ich mich dazu entschieden, ein Auge auf ihn zu haben, damit ich ihn im Notfall aufhalten kann. „Was ist schiefgegangen?" Ben klang ehrlich interessiert. Ihr! Ihr seid schuld! Dieser elende menschliche Körper mit seinen ganzen Hormonen und Botenstoffen zwingt mich dazu, Gefühle zu haben. Ich war abgelenkt, ich habe mich auf Ahsokas Ableben konzentriert, deshalb ist er entwischt! „Ich? Ich soll jetzt an diesem Schlamassel schuld sein?" Meine Stimme bebte vor Wut. Natürlich nicht du. Dein Körper. Und er tut es schon wieder. Jetzt werde ich wütend, weil ich mich dem Einfluss nicht entziehen kann. „Tja, ich habe nicht um dich gebeten! Ich hätte auch gut ohne dich leben können." Du bist doch nicht die Schuldige! Dein Körper ist es! „Aber mein Körper gehört zu mir, ohne ihn bin ich ein stummer Geist. Wenn du also ihn beschuldigst, beschuldigst du auch mich!" Ben sah mich nachdenklich und verwundert an. „Also, ich glaube, wir sollten uns jetzt alle beruhigen. Wir stehen unter Stress. Zuhause, in aller Ruhe, wäre diese Unterhaltung ganz anders abgelaufen." Aber Sapienzia ignorierte ihn vollkommen. Na schön, dann bist eben du schuld! Du und dein Körper, ihr habt mich verraten!

Zeiten des Imperiums: TatooineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt