Grabsteine

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schlief Ben noch. Ich musste lächeln, denn normalerweise schlief ich länger. Deshalb beschloss ich, die Gelegenheit zu nutzen und ihn mit einem Frühstück im Bett zu überraschen, vorausgesetzt, ich schaffte es, bevor er aufwachte. Bemüht leise schlich ich mich aus dem Schlafzimmer und wagte es erst, zu atmen, nachdem sich die Tür hinter mir geschlossen hatte. Jedi hatten einen verdammt leichten Schlaf. In der Küche kochte ich Kaffee, machte Pfannkuchen und schnitt etwas Obst auf. Das Tablett, auf dem ich alles transportierte, war schwer, vor allem, weil ich es dank meiner Schulter mit einem Arm tragen musste, aber es ging. Als ich die Tür öffnete, hatte er seine Augen noch immer geschlossen. Er sah im Schlaf so friedlich aus, dass ich ihn eigentlich gar nicht wecken wollte. Trotzdem berührte ich ihn kurzerhand an der Schulter, nachdem ich das Tablett abgestellt hatte. Er war sofort wach. „Was ist passiert? Geht es dir gut?" Ich verdrehte die Augen, als ich seine Sorge hörte, aber insgeheim fand ich es einfach nur süß. „Alles in Ordnung. Es gibt nur Frühstück!" „Oh." Er setzte sich auf. „Ach so." Dann grinste er über meine Bemühungen, das Tablett von der Kommode am Ende des Bettes auf die Bettdecke zu befördern.

Wir verbrachten einen sehr angenehmen, faulen Morgen im Bett. Die Stimmung war entspannt und träge.

Als Ben dann gehen musste, um nach Luke zu sehen und einzukaufen, schloss ich mich ihm kurz entschlossen an. Es war schön, Beru wiederzusehen, denn am Abend zuvor hatte ich erstens nur Owen zu Gesicht bekommen und zweitens halb geschlafen. Luke kaute fröhlich auf dem Bein eines Plüsch-Eopies herum und beobachtete alles um ihn herum mit großen Augen.

Auf dem Markt in Anchorhead hatte ich nicht viel zu tun. Ben feilschte wie ein Irrer mit den Händlern, aber ich verstand kein Wort, weil ich kein Huttisch sprach. Als wir dann schon schwer an unseren Einkäufen zu schleppen hatten, erinnerte ich Ben daran, dass er versprochen hatte, einen Speeder zu kaufen. Mit einem genervten Stöhnen schlug er den Weg zu einem entsprechenden Händler ein. Wenig später war ich stolze Besitzerin eines brandneuen V35-Kuriers, eines der modernsten Modelle auf dem Markt. Ich küsste Ben überschwänglich. „Danke!" Er lächelte leicht gequält. „Ich weiß noch immer nicht, was du gegen Eopies hast, aber gern geschehen." Trotzdem sah er erleichtert aus, als er die schweren Einkäufe im Frachtraum abladen konnte. Dann gab er mir einen Kuss und schickte mich mit meinem neuen Gleiter los, denn er musste das Eopie nach Hause bringen. Die Fahrt machte mir sehr viel Spaß. Auf den leeren, weiten Ebenen des Dünenmeeres konnte ich beschleunigen und das Geschwindigkeitslimit voll ausreizen. Erst als ich die Jundlandwüste erreichte, musste ich abbremsen, um den Gleiter durch die Schluchten und über die Felsen zu manövrieren. Trotzdem war ich sehr viel früher am Ziel als Ben. Und obwohl ich meinen einen Arm nur eingeschränkt benutzen konnte, räumte ich die Einkäufe weg. Sobald das erledigt war, sah ich auf den Küchenchrono. Mir blieb noch mindestens eine halbe Stunde, bis Ben eintreffen würde. Unschlüssig stand ich in der Küche und überlegte, was ich als nächstes machen sollte. Da mir nichts einfiel, goss ich mir ein Glas Wasser ein und ließ meine Gedanken schweifen. Irgendwann fragte ich mich, was Ahsoka zu dem neuen Gleiter gesagt hätte. Und dann merkte ich wieder, wie sehr ich meine Freundin vermisste. Ich spürte nicht, wie mir die Tränen die Wangen hinunterliefen. Aber ich spürte, wie Ben seine Arme von hinten um mich schloss und mit seinem Ärmel meine Wangen trocken wischte. „Was ist denn los, mein Schatz?" Ich lehnte mich an ihm und schloss die Augen. „Eigentlich nichts besonderes. Aber Ahsoka fehlt mir. Und meine Mutter. Und auch Eliondo." „Ich kann dich verstehen. Ich vermisse auch viele, die mir nahe standen." „Ich habe nachgedacht. Könnten wir Grabsteine für sie errichten? Natürlich liegen ihre sterblichen Überreste woanders, aber es wäre ein Ort, an dem wir an sie denken können." Ich spürte, wie Ben langsam nickte und dann die Nase in meinem Haar vergrub. „Du hast recht. Wir sollten einen solchen Ort haben. Und ich weiß auch, wo. Komm." Ich ließ mich mitziehen und folgte ihm durch die Gänge. Sie kamen mir bekannt vor, allerdings sah in diesem Labyrinth ohnehin alles gleich aus. An unserem Ziel merkte ich jedoch, dass ich mich nicht geirrt hatte. Hier war ich tatsächlich schon einmal gewesen. Wir standen an dem unterirdischen See, an dem Ben und Ahsoka Sapienzia geweckt hatten. Durch ein Loch in der Decke fiel ein schmaler Lichtstrahl bis zum Boden und erhellte die ganze Höhle zu einem Halbdunkel. Es war perfekt. Ich suchte mir einen großen Stein, wuchtete ihn dann ans Ufer und stellte ihn so aufrecht wie möglich.Ben half mir wortlos und bald hatten wir einige Steine zusammengetragen. Ich zog Ahsokas – mein – Lichtschwert und begann, damit Namen in das Gestein zu gravieren, Ben folgte meinem Beispiel.

Ahsoka Tano.

Qui-Gon Jinn.

Eliondo Da'an.

Satine Kryze.

Jocelyn Raider.

Padmé Naberrie Amidala Skywalker.

Anakin Skywalker.

Als ich den letzten Namen sah, brach ich die Stille. „Anakin Skywalker?" Ben nickte. „Ja. Er ist tot. Darth Vader ist an seine Stelle getreten." „Bist du dir da wirklich sicher?" „Ja. Ich bin mir sicher." Ich nickte und schwieg, obwohl ich eigentlich anders dachte.

Wir standen eine Weile stumm da und zollten den Gefallenen unseren Tribut. „Sie sind viel zu früh gestorben." „Ja. Sie haben versucht, die Galaxis zu verbessern. Sie haben es nicht verdient." „Ja."


Author's note: Also, nach diesem Kapitel werden ein paar Zeitsprünge folgen. Ich würde sagen, wir sind im letzten Drittel der Geschichte. Oder so. Keine Ahnung, ich kann überhaupt nicht schätzen. Außerdem denke ich darüber nach, so etwas ähnliches wie 'Just Random Me' von IssieKnight zu machen. Sagt mir bitte, ob euch das interessieren würde, sonst lasse ich es, bevor es peinlich wird...

Zeiten des Imperiums: TatooineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt