Zwei Entscheidungen

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Als ich an diesem Morgen aufwachte, schien eine der Sonnen durch das winzige Fenster in der Decke. Ihre kräftigen Strahlen wärmten meinen Rücken. Mein Kopf lag auf Bens Brust. Er war zwar nicht gerade das bequemste Kissen, aber diesen Platz hätte ich um nichts in der Galaxis aufgeben wollen. Ich fühlte mich absolut wohl und seufzte zufrieden, als Bens Hand begann, mit meinen Haaren zu spielen. „Guten Morgen, meine Liebe.", murmelte er leise. Ich streckte mich kurz und gähnte. „Guten Morgen." Dann kuschelte ich mich noch näher an ihn, obwohl das kaum möglich war. Er küsste mich träge. Es war unglaublich angenehm, wie unsere Lippen langsam und vollkommen zwang- und ziellos miteinander tanzten. Mein Gehirn versank in weichen Wattewolken und ich kannte nichts mehr als meine Liebe zu ihm. Ich war glücklich.

Dann löste er sich von mir und zu meinem großen Bedauern verschwanden die Wolken. „Sayuna. Ich habe zwei Entscheidungen gefällt, die auch dich betreffen.", begann er. In mir stieg ein ungutes Gefühl hoch. Ich suchte nach Sapienzia, um herauszufinden, was sie davon hielt, aber sie schirmte sich vollkommen von mir ab. Na gut, dann musste ich da eben alleine durch. „Und die wären?" Meine Stimme zitterte unsicher. Er lächelte, küsste meine Nase und sagte: „Keine Angst, es ist nichts schlimmes. Zumindest die eine davon." Ich entspannte mich etwas. „Dann sag zuerst die nicht schlimme. Vielleicht dämpft sie dann den Schock über die schlimme." Er runzelte die Stirn. „Ich habe nicht gesagt, dass es schlimm wird. Ich habe nur gesagt, dass die eine Nachricht definitiv nicht schlimm ist." Ich verdrehte die Augen. „Ja ja, Professor. Jetzt spucks schon aus!" Er lachte. „Wenn du darauf bestehst... du bist frei." „Warte, was?" „Du bist keine Sklavin mehr. Ich lasse dich frei. Du kannst gehen, wohin du willst und tun, was du willst. Aber ich hoffe inständig, dass du bei mir bleibst." Ich starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an, vollkommen geschockt. Und verwirrt. Und verzweifelt. Womit hatte ich ihn verdient? In diesem endlosen Moment war ich davon Überzeugt, dass ich im nächsten Moment auf Coruscant von meiner Mutter geweckt werden würde und dass alles hier nur ein Traum war. Zu schön, um wahr zu sein. Tränen traten in meine Augen. Ben sah mich erschrocken an. „Was ist los? Ich dachte, du würdest dich freuen!" Ich wollte ihn beruhigen, aber ich brachte kein Wort heraus. „Sayuna! Rede mit mir! Wir finden eine Lösung!". Ich schüttelte nur den Kopf, um zu sagen, dass das nicht nötig war. Aber aufgrund der Tatsache, dass die Tränen jetzt meine Wangen hinunterliefen, interpretierte er meine Geste vollkommen falsch. „Bitte. Verlass mich nicht!" Da musste ich lachen. Wie kam er darauf, dass ich das wollte? Jetzt wurde sein Gesichtsausdruck panisch. „Sayuna! Bitte sag mir, was los ist!" Ich schaffte es, ein „Einen Moment!" hervorzuwürgen. Also sah er mir zweifelnd zu, wie ich mich langsam wieder beruhigte. „Danke." Endlich konnte ich wieder sprechen. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie... du schenkst mir so viel und... und... und ich weiß nicht, wie ich dir irgendetwas zurückgeben kann!" „Du schenkst mir auch sehr viel, weißt du?" „Aber nicht annähernd genug." Ich war frei. „Ich möchte dir noch mehr geben." Er lächelte liebevoll und auch ein wenig verschmitzt, als er sagte: „Darauf komme ich gleich noch zurück. Das hat nämlich mit meiner zweiten Entscheidung zu tun. Es kommt wahrscheinlich etwas ... plötzlich. Ziemlich plötzlich sogar. Vielleicht warte ich noch. Am besten bereite ich Ahsoka schon darauf vor, damit sie mich dann nicht umbringt." „Jetzt sag schon!" „Nein!", sagte er und lachte über meine beleidigte Miene. Ich löcherte ihn noch eine Weile, bekam aber kein Sterbenswörtchen aus ihm heraus. Dann stand ich einfach auf, zog mir ein Kleid über den Kopf und ging in die Küche. Inzwischen übertraf der Hunger meine Neugier. In der Küche stand Ahsoka am Kühlschrank. Als sie mich sah, ließ sie den Joghurt fallen und schloss mich in eine stürmische Umarmung. „Du kannst mich doch nicht so erschrecken!", murmelte sie an meiner Schulter. „Mach das nie wieder!" „Was, in die Küche kommen?" „Nein, sterben!" „Du weißt hoffentlich, dass Menschen eine begrenzte Lebensdauer haben, oder?" „Ja ja ja. Aber stirb auf keinen Fall vor Meister Kenobi. Er musste schon zu viele Verluste erleiden. Und das hat er nicht verdient." „Aha. Tut mir leid, aber ich weiß nicht, was ich jetzt damit anfangen soll!" „Alle, die er je wirklich geliebt hat, sind entweder gestorben oder haben sich von ihm abgewendet. Und glaub mir, falls du etwas in der Art vor hast, nimm dich in Acht. Ich weiß, wie man Leichen verschwinden lässt." Ich musste lachen. „Wunderbar. Jetzt sind wir von deiner Erleichterung über Bens Schicksal zu einer Morddrohung gekommen. Aber warst du nicht erleichtert darüber, dass ich noch lebe?" „Bin ich auch. Und genau deswegen bitte ich dich inständig. Tu Meister Kenobi das nicht an!" „Keine Angst, das habe ich nicht vor. Aber seit wann interessiert dich das? Ich dachte, du wärst gegen unsere Beziehung." „Das bin ich noch immer. Aber ich weiß jetzt, was er für dich fühlt. Und ich will nicht, dass er dich verliert." „Das will ich auch nicht." „Gut." Sie lächelte. „Ich bin froh, dass du wieder da bist." „Und ich erst. Was möchtest du zum Frühstück, Pfannkuchen oder Waffeln?"

Beim Frühstück leistete uns auch Ben Gesellschaft. Ich aß so viele Waffeln wie noch nie zuvor in meinem Leben. Ein tödlicher Virus war schrecklich kräftezehrend. Die Heilung scheinbar auch, wenn man die Mengen in Betracht zog, die Ben und Ahsoka verschlangen. Irgendwann, nach Stunden, wie es mir schien, saßen wir endlich pappsatt in unseren Stühlen, zu voll um uns zu bewegen. Als Ben kurz wegnickte, lachten Ahsoka und ich träge. Wir hatten wirklich viel zu viel gegessen. Von unserem Gelächter geweckt schreckte Ben wieder hoch und streckte sich. „Nach dem Essen sollst du ruh'n oder tausend Schritte tun.", gab Ahsoka zum Besten. „Tja, Ben hat sich schon entschieden.", bemerkte ich trocken. Er schüttelte den Kopf. „Eigentlich ziehe ich die Schritte vor. Ahsoka, leistest du mir Gesellschaft?" „Nein, nein, ich lasse euch Turteltäubchen Zeit für euch." „Ich möchte aber mit dir reden. Sayuna kann sich so lange um den Abwasch kümmern." Seine Miene duldete keinen Widerspruch. In diesem Moment, in dem ich eigentlich frei war, fühlte ich mich mehr wie eine Sklavin als je zuvor. Aber Ben hatte Ahsoka am Arm gepackt und war mit ihr verschwunden, bevor ich protestieren konnte. Bockig verschränkte ich die Arme vor der Brust und machte keine Anstalten, den Abwasch zu erledigen.

Obi-Wan

Sie hatte es besser aufgenommen als er gedacht hatte. „Meister, seid Ihr Euch dabei wirklich sicher?" „So sicher wie ich nur sein kann. Es ist das, was ich wirklich will." „Na gut." „Also habe ich deine Einverständnis?" „Nein, die habt Ihr nicht. Und Ihr werdet sie auch nie bekommen. Aber lasst Euch davon nicht stören. Ich habe nicht vor, einen der Beteiligten umzubringen." „Danke, Ahsoka." „Keine Ursache, Meister. Außerdem wollte ich noch sagen, dass es mich freut, dass Ihr Sayuna freigelassen habt. Sie hat es verdient." Er schloss seine Augen und dachte an den neuen Stern in seinem Leben, der heller schien als alle zuvor. Hoffentlich würde sie zustimmen.

Sayuna

Irgendwann fiel mir auf, dass mein Verhalten albern war. Deshalb schluckte ich meinen Stolz herunter und machte mich an die Arbeit. Trotz des vielen Geschirrs ging es erstaunlich schnell. Als ich fertig war, waren Ben und Ahsoka noch immer nicht zurück. Was sie wohl gerade machten? Ich will dir die Überraschung nicht verderben. Ja, du weißt natürlich, was sie machen. Sie lachte leise. Natürlich. Ich wäre eine schlechte Wissende, wenn es nicht so wäre. Und ich habe keine Möglichkeit, dich zu überreden? Nicht im geringsten. Dann werde ich es wohl auch nicht versuchen. Kluge Entscheidung. Viel Spaß! Und dann zog sie sich ohne ein weiteres Wort zurück. Aber ich blieb nicht lang allein, denn Ben stürzte in die Küche, ein breites Grinsen im Gesicht. Automatisch lächelte ich zurück. „Also, Ahsoka kommt damit klar. Zeit für dich, meine zweite Entscheidung zu erfahren." Ich drehte mich ganz zu ihm um, das Handtuch noch immer in der Hand. „Ich höre." „Vielleicht solltest du dich lieber setzen." Ich zog die Augenbrauen hoch. „Warum?" „Weil es dich vielleicht etwas überraschen wird." Mit einem schicksalsergebenem Seufzer setzte ich mich auf den nächstbesten Küchenstuhl. „Zufrieden?" „Durchaus." „Dann sag endlich! Was hast du entschieden?" „Na ja, eigentlich ist es nicht meine Entscheidung. Sondern unsere." „Dann sollte Ahsoka auch dabei sein." „Mit uns meinte ich nur uns beide." Oh. Ich hatte den Eindruck, dass mir das etwas sagen müsste, aber die Erkenntnis blieb aus. Bis er direkt vor mir auf die Knie ging und meine Hände ergriff. Aha. Das hatte er also vor. Warte, was? Passierte das gerade wirklich? Was sollte ich jetzt tun? „Sayuna Raider, ich liebe dich mit all meiner Kraft und verspreche dir, dass sich das nie ändern wird. Würdest du mir die Ehre erweisen, meine Frau zu werden?"

Zeiten des Imperiums: TatooineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt