Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war das Bett neben mir leer. Ben war verschwunden. Ich nahm an, dass das noch mit unserem Missverständnis zu tun hatte, und mit meiner Dummheit. Also streckte ich mich und stand auf, um ihn zu suchen. Ich musste das in Ordnung bringen, koste es was es wolle. Er war in der Küche, saß am Tisch und starrte in seine Kaffeetasse. Ich stellte mich hinter ihn und legte meine Hand auf seine Schulter. Er blieb reglos. „Ben?" Keine Antwort. „Ben, rede mit mir! Lass mich dir helfen!" Er sagte immer noch nichts, legte aber seine Hand auf meine. Ich setzte mich neben ihn. „Was ist los? Ist es wegen Eliondo? Wenn ja, werde ich ihn eigenhändig erschießen!" „Nein.", krächzte er. Seine Stimme und seine roten Augen verrieten, dass er geweint hatte. „Bin dann ich schuld?" „Nein." Ich schloss vor Erleichterung die Augen. „Nicht nur du hast eine Vergangenheit. Ich habe früher auch schon geliebt. Und sie ist wegen mir gestorben. Weil ein totgeglaubter Feind sich an mir rächen wollte." „Oh. Möchtest du es mir erzählen?" Er seufzte, fuhr dann aber fort. „Sie war Herzogin Satine von Mandalore. Ich hatte sie auf einer meiner Missionen als Padawan kennengelernt. Und ich habe mich in sie verliebt. Sie erwiderte meine Gefühle. Aber wir waren nie zusammen, wir kannten unsere Pflicht. Darth Maul tötete sie, um sich dafür zu rächen, dass ich ihn vor Jahren in zwei Teile geschnitten habe. Und heute ist ihr Todestag." „Oh nein, das tut mir so leid! Wie war sie?" „Sie war ... unglaublich. Sie sah dir recht ähnlich, blond mit blauen Augen. Und sie war eine starke, unabhängige Frau, die immer an ihren Idealen festgehalten hat. Sie hat sich standhaft geweigert, Gewalt anzuwenden, auch wenn jedes andere Wesen es getan hätte." „Das klingt als ob ich sie gerne kennengelernt hätte." Ben lächelte schwach. „Entweder wärt ihr die besten Freundinnen geworden oder ihr hättet euch bis aufs Blut gehasst." Ich lächelte auch und strich durch seinen Bart. „Lass mich dir helfen. Was kann ich tun? Was brauchst du?" Er verschränkte unsere Blicke miteinander. „Ich brauche jemanden, auf den ich mich verlassen kann. Bedingungslos." Ich nickte. „Ich bin hier." „Sayuna. Versprich es mir. Heirate mich." Wieder nickte ich. „Ja. Natürlich werde ich dich heiraten." „Und du wirst nicht mehr weg gehen?" „Ich werde nicht mehr weggehen." „Du wirst hier bleiben?" „Ich werde hier bleiben. Versprochen." „Gut." Er küsste mich zärtlich. Und in seinen Armen wurde mir klar, dass ich meinen Platz im Universum gefunden hatte. Ich gehörte hierher, auf Tatooine, zu Ben. Schön, dass du das auch mal merkst. Danke, Sapienzia. Reizend. Ich spürte ihr Gelächter. „Bitte sagt mir, dass ihr nicht gleich übereinander herfallt. Ich habe einen solchen Hunger, dass es mir schwer fallen würde, auf mein Frühstück zu warten." Ich verdrehte die Augen, löste mich aber von Ben und setzte mich auf seinen Schoß. „Nein, werden wir nicht." „Sehr gut." Ahsoka verschwand halb im Kühlschrank. „Und, was habt ihr Turteltäubchen heute vor?" Ben räusperte sich. „Wir ... na ja, wir ... müssen eine Hochzeit planen." „Mpfgwn.", sagte Ahsoka. Dann schluckte sie einen offensichtlich großen Bissen herunter und sagte: „Ach so. Dann viel Spaß." Ich grinste. „Ahsoka? Wirst du meine Brautjungfer?" Die Angesprochene kreischte entzückt. Und ich wusste, dass sie mir jetzt verziehen hatte. „Jajajajajajajajajajajajaaaaa!" Sie hüpfte aufgeregt auf und ab. „Ich plane mit!" „Na gut. Frauen!", murmelte Ben in seinen Bart. „Also, wo?" Wir sahen uns an und sagten wie aus einem Munde: „Naboo!" Ahsoka begann sofort, zu schwärmen. „Wir könnten eine der Villen am See mieten... Dort ist es einfach wunderschön!" Ich wehrte lachend ab. „Ich glaube dir, dass es dort schön ist, aber ich glaube, das würde das Budget sprengen. Versuchen wir es lieber mit einer kleinen Trauung in Theed." „Schade." Ahsoka schmollte. Ich klopfte ihr auf die Schulter. „Das wird schon, du wirst sehen. So eine ganze Villa ist doch viel zu pompös für uns drei." „Aber Padmé hatte eine!" „Ja, aber Senatorin wird wesentlich besser bezahlt als ehemaliger Jedi oder ehemalige Sklavin." Sie seufzte. „Na gut..." „Ja, Theed gefällt mir. Das Problem ist nur, dass ich mit voller Absicht so abgeschieden lebe. Ich werde nämlich gesucht. Und Ahsoka auch!" „Oh. Das erschwert die Sache." Ich zupfte nachdenklich an meinem Ohrläppchen. Dann zuckte ich mit den Schultern. „Na gut, alles, was eine Reise auf einen anderen Planeten einschließt, wird nichts." „Stimmt nicht ganz. Wir können nach Alderaan! Bail Organa ist in alles eingeweiht, er hat uns geholfen und er ist auch der Adoptivvater von Leia!" „Alderaan?", fragte ich. „Ja, er ist Naboo recht ähnlich. Außerdem gibt es dort endlose Grünflächen." „Okay, Alderaan. Ich hab nämlich den ewigen Sand satt!" Ahsoka lachte. „Ja, ich auch. Und wie!" Der Rest war schnell geklärt. In drei Tagen würden wir uns in Mos Eisley einen Piloten suchen, der uns nach Alderaan brachte, dort würden wir alles nötige kaufen. Die Qualität tatooinischer Produkte ließ deutlich zu wünschen übrig. Ben machte sich auf die Suche nach einem Kommunikator, dessen Signal nicht zurückverfolgt werden konnte, um Bail eine Nachricht zu schicken. Währenddessen planten Ahsoka und ich mit Feuereifer die Garderobe und dann Ahsokas Tarnung. Eine Togruta würde auf Alderaan definitiv auffallen. Schließlich beschlossen wir, ihre orangene Haut blau anzumalen, die blauen Markierungen auf ihren Montrals sollten grün werden. Damit die Farbe nicht verwischte, schickten wir Ben nach Anchorhead, um hautfreundlichen Lack zu kaufen. Es machte keinen Sinn, ihre Spezies zu verstecken, die Lekku und vor allem die Montrals schrien quasi Togruta. Eine Hochzeit zu planen war komplizierter und aufwändiger, als ich dachte. Vor allem die Verbreitung der Nachricht. Ahsoka hatte beschlossen, zu Hause zu bleiben, als Ben und ich uns auf den Weg zur Lars-Farm machten, um Owen und Beru zu erklären, warum und wohin wir verschwinden würden.
Beru öffnete die Tür. Ihre Augen strahlten, als sie sah, dass ich meine Hand mit Bens verschränkt hatte. „Sayuna! Obi-Wan! Schön, euch zu sehen. Kommt doch rein." Sie trat zur Seite und ich zog Ben durch den Türrahmen. Wir setzten uns ins Wohnzimmer und ich durfte Luke füttern. Er war so niedlich. Sein kleines Gesicht nahm mich so gefangen, dass ich nicht merkte, was um mich herum geschah. Lukes kleine Hand klammerte sich um eine meiner Haarsträhnen. Lachend löste ich sie aus seinem Griff. Plötzlich krallte sich eine Hand in meine Schulter. Erschrocken sah ich auf. Eliondo. Warum konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen? „Was?", zischte ich. Er kniete vor mir. „Du darfst das nicht tun!" „Glaubst du, ich lasse mir die Haare ausreißen?", fragte ich. Dabei wusste ich genau, was er meinte. „Du darfst ihn nicht heiraten!" „Und wie ich das darf! Jetzt hör endlich auf, dich in meine Angelegenheiten einzumischen!" „Sayuna, du stehst kurz davor, den größten Fehler deines Lebens zu machen! Er hat dich verlassen. Aber ich bin immer noch für dich da! Himmel, Tänzerin, ich liebe dich. Siehst du das nicht?" Er klang verzweifelt. Ursprünglich hatte ich vorgehabt, ihm die kalte Schulter zu zeigen, aber das konnte ich jetzt nicht mehr. Ich legte meine freie Hand auf seinen Arm, der noch immer auf meiner Schulter lag und drückte ihn sanft weg. „Ja, Eliondo. Ich sehe es." Meine Stimme war weich. „Ich sehe es. Aber ich will dich nicht anlügen. Das mit uns würde niemals funktionieren. Es tut mir leid für dich, aber ich werde Ben heiraten, weil er die Liebe meines Lebens ist und ich mit ihm alt werden will." „Ich habe keine Chance, dich zurückzugewinnen?" Ich schüttelte den Kopf. „Nein, Eliondo. Es tut mir leid." Er seufzte. „Na dann herzlichen Glückwunsch euch beiden." Ich lächelte ihn an. „Danke!" Beru zwitscherte: „Oh, das ist so aufregend! Ich war auf keiner Hochzeit außer meiner eigenen!" Ben lachte und sagte: „Kommt doch mit! Ihr seid herzlich eingeladen! Das gilt für alle." Sein Blick streifte Eliondo. Der schüttelte den Kopf. „Tut mir sehr leid, aber ich bleibe lieber hier. Ich würde es nicht ertragen, zuzusehen, wie meine Tänzerin einen Anderen heiratet. Außerdem muss jemand auf die Farm aufpassen." „Aus letzterem Grund würde ich auch hier bleiben.", sagte Owen, „Was ist mit dir, Liebling?" Beru überlegte kurz, dann schüttelte sie den Kopf. „Es ist wohl besser, wenn ich auch hier bleibe. Ich bezweifle, dass die Reise gut für Luke wäre." Ich umarmte sie. „Schade, aber du hast natürlich recht. Bail Organa hat uns zwar seinen Schutz zugesichert, aber wer weiß, was auf Alderaan so los ist." Ben nickte bekräftigend. „Mir wäre auch wohler bei dem Gedanken, dass Luke sicher zu Hause ist, anstatt irgendwo in der Galaxis herumzugondeln." Wir unterhielten uns noch eine Weile. Eliondo verschwand bald unter einem Vorwand. Schließlich machten Ben und ich uns auf den Heimweg. Das Schaukeln des Eopies machte mich schläfrig und ich döste ein, die Wange an Bens breiten, warmen Rücken gepresst. Und in der Grenzregion zwischen Schlafen und Wachen bekam ich noch mit, wie Ben mich durch die Gänge trug. Dummerweise schien er auch schon halb zu schlafen, den er stolperte und ließ mich los. Als der Boden auf mich zu kam, wurde ich blitzartig wach, gerade rechtzeitig, um mich abzustützen. Dumme Idee, denn es geschah so schnell, dass ich Sapienzia nicht um Hilfe bitten konnte. Meine Hand berührte den Boden im falschen Winkel und das laute Knackgeräusch hallte von den Wänden wider. Mein Handgelenk war gebrochen. Verdammt. Wie zum Teufel sollte ich mit Gips in mein Kleid passen?
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Zeiten des Imperiums: Tatooine
FanfictionIst Obi-Wan auf Tatooine wirklich allein geblieben? 19 Jahre Exil, das ist ja schließlich eine lange Zeit, da kann einem schon mal langweilig werden. Aber was passiert, wenn die Langeweile durch eine junge Sklavin aufgemischt wird? Fanfiction! Achtu...