Wir kauerten hinter einem Bruchstück unseres Schiffes, das sich durch das kontinuierliche Laserfeuer der Scharfschützen langsam aufheizte. Aber das war im Moment unser geringstes Problem. Unser Schiff war abgestürzt, als der Sternenzerstörer auf uns geschossen hatte, nachdem wir die Befehle ignoriert hatte. Aber auch das war nicht unser größtes Problem. Nein, das größte Problem war, dass Ben sein Lichtschwert benutzt hatte, um unser Leben zu retten. Spätestens jetzt wussten alle, dass ein Jedi hier war. Bald würde hier mindestens ein ganzes Bataillon anrücken, und dann hätten wir keine Chance mehr. Es war hoffnungslos. Nein, ist es nicht. Es gibt immer Hoffnung, und das weißt du. Ich habe mich an deinen Rat gehalten. Ich habe keine Ahnung, was die Zukunft bringt. Dann werde ich das machen. Und sie übernahm die Kontrolle. Ich wusste, was sie vorhatte. Sapienzia, nein! Du darfst sie nicht alle töten! Ich habe neun gezählt. Indem wir überleben, können tausende gerettet werden. Damit sind die Prioritäten klar. Können! Und es sind noch immer Lebewesen! Mag sein. Mit diesen Worten stand sie auf und schnappte sich mein Lichtschwert und meinen Blaster. Ben sah sie entsetzt an. Dann sah er ihren steinernen Gesichtsausdruck. In seinen Augen konnte ich sehen, dass er Sapienzias Kontrolle an meinem Gesicht erkannt hatte. Das Gesicht hatte sie noch nie hinbekommen. Sapienzia trat aus der Deckung hervor und zündete das Lichtschwert. Die gelbe Klinge beleuchtete ihren Weg. Und verriet den Heckenschützen ganz genau, wo sie war. Aber das war kein Problem. Während sie mit einer Hand die Schüsse abwehrte, zielte sie mit der anderen auf die Quellen des Feuers. Es waren tatsächlich neun. Und alle neun schlachtete sie methodisch ab. Dann stand sie ruhig da und lauschte. Kein Laut war zu hören. Du hast neun Leben ausgelöscht. Neun! Für die bloße Möglichkeit, andere zu retten! Und das schlimmste daran ist, dass du mich damit auch zur Mörderin gemacht hast. Ihre Antwort war abschätzig. Vielleicht wirst du es mir irgendwann danken. Dann zog sie sich zurück. Als ich wieder am Steuer meines Körpers saß, ließ ich die Waffen in meinen Händen angewidert fallen. Mordwerkzeuge. Das musste ich Sapienzia echt abgewöhnen. Ben fing sie auf, noch ehe sie den Boden berührten. „Sayuna, schnell! Wir müssen hier weg, ehe wir die gesamten imperialen Sturmtruppen auf dem Hals haben!" Ich nickte mechanisch, mein Blick noch immer auf die Wolkenkratzer gerichtet, wo sich vor ein paar Minuten noch neun lebende Körper mehr befunden hatten. Erst, als er an meinem Ärmel zupfte, wandte ich mich ab. Wir huschten so leise wie möglich durch die Gassen. Obwohl wir uns auf der Seite des Planeten befanden, auf der gerade Tag war, war es stockdunkel. Die hohen Gebäude hielten das gesamte Sonnenlicht ab, sodass kein einziges Photon davon die Planetenoberfläche erreichte. Ben verschwand um eine Ecke und ich beeilte mich, ihm zu folgen. Als hätten wir einen Schritt in eine andere Welt getan, traten wir plötzlich in eine belebte Gasse. Ich sah mich in alle Richtungen um. Ja, wir waren definitiv auf Coruscant. Nur auf diesem Planeten lebten so viele verschiedene Spezies und bildeten das kunterbunte Gewusel, in dem ich aufgewachsen war. Ich umklammerte Bens Hand so fest ich konnte, um ihn in dem Gedränge nicht zu verlieren. Ich hatte keine Ahnung, wohin er wollte, aber er lief mit gesenktem Kopf zielstrebig in Richtung Stadtzentrum, wo sich das Senatsgebäude und der Jeditempel befanden. Ich folgte seinem Beispiel und richtete meine Augen auf den Boden. Zu meinem großen Erstaunen standen wir bald vor einem Schnellrestaurant. Dex's Diner stand auf dem Schild über dem Eingang. Ich zupfte leicht an Bens Ärmel. „Was machen wir hier?" Er schenkte mir ein nervöses Lächeln. „Einen alten Freund besuchen. Ich kenne Dex schon seit Ewigkeiten und er hat mir schon oft sehr geholfen." „Vor oder nach dem Fall der Republik?" Ein trauriger Ausdruck schlich sich in seine Augen. „Davor." „Kannst du ihm dann jetzt noch vertrauen?" „Gute Frage. Aber ich wüsste nicht, wohin ich mich hier sonst wenden sollte." Dexter Jettser ist vertrauenswürdig. „Gut zu wissen.", murmelte ich leise. Ben wandte sich von dem flachen Gebäude ab und sah mich an. „Was?" „Sapienzia hat gesagt, dass ein gewisser Dexter Jettser vertrauenswürdig ist. Heißt dein Freund Dexter Jettser?" „Ja, das ist er. Gehen wir." Ich hielt ihn am Arm zurück. „Jetzt? Bist du wahnsinnig? Er wird uns vielleicht nicht verraten, aber wenn einer seiner Kunden dich erkennt, sind wir tot!" „Auch wieder wahr." Er überlegte kurz, dann zog er mich in eine andere Richtung. Ich wollte erst fragen, wohin wir gingen, aber der Ausdruck auf seinem Gesicht hielt mich davon ab. Er sah traurig aus. Wir bestiegen einen Turbolift und fuhren zu den oberen Ebenen. Als das Sonnenlicht wieder die Lücken zwischen den Gebäuden erhellte, stiegen wir aus und gingen zu Fuß weiter. Man konnte sich sein ganzes Leben lang auf Coruscant bewegen, ohne jemals den tatsächlichen Erdboden zu betreten. Als er nach wenigen Minuten stehen blieb und zu einem Gebäude hinaufblickte, wurde mir auch klar, warum er diesen traurigen Ausdruck in den Augen hatte. Wir standen vor dem Jedi-Tempel. Ich legte den Kopf in den Nacken, um die fünf charakteristischen Türme zu sehen, von denen jedoch nur noch drei standen. Ich erinnerte mich daran, wie sie früher zusammen mit der flachen Kuppel des Senatsgebäudes die Skyline dominiert hatten. Der Tempel war jetzt keineswegs kleiner, aber er wirkte trostlos und verwahrlost. Die Mauern schienen zu bröckeln, aber das war eigentlich nicht möglich, da sie aus extra festem Durabeton gebaut worden waren. Schwarz verkohlte Blasternarben verunstalteten die Ornamente und Bilder, die die Außenseite des Tempels schmückten. Ich legte Ben eine Hand auf die Schulter und versuchte, ihn zu trösten. Er starrte unverwandt auf die Stelle, an der sich die Spitze des mittleren Turmes befunden hatte, aber dieser und der Nordturm waren eingestürzt. „Ich kann mich nicht erinnern, dass der mittlere Turm während der Großen Säuberung zerstört worden wäre." „Wurde er auch nicht." Eine Träne lief über Bens Wange und versickerte in seinem nachwachsenden Bart. „Das hat der Imperator nachträglich veranlasst. Ein symbolischer Akt. An der Spitze dieses Turmes befand sich der Ratssaal. Dort tagten wir und trafen Entscheidungen. Es ist sein Zeichen dafür, dass er uns gestürzt hat. Wortwörtlich." Ich schlang meine Arme um ihn, denn mir fehlten die Worte und ich war sicher, dass er sie im Moment auch gar nicht hören wollte, während er um die Freunde trauerte, die er verloren hatte. Dann machte er eine abrupte Bewegung, als ob er etwas abschütteln würde. „Gehen wir lieber, sonst ist Dex schon weg, bevor wir bei ihm ankommen." Ich verschränkte meine Hand mit seiner und drückte sie. Er lächelte schwach. Dann machten wir uns auf den Weg. Kurz darauf standen wir wieder vor dem Schnellrestaurant. Wir konnten es zwar nicht sehen, aber die Sonne ging bereits unter. Ben klopfte an der Schiebetür, die jetzt verschlossen war. Nichts geschah. „Na ihr müsst ja sehr hungrig sein, zu hungrig, um zu sehen, dass Dex für heute geschlossen hat." Ich blickte auf und direkt in die roten Augen eines Neimoidianers. Aus seiner Kleidung schloss ich, dass er zur Handelsförderation gehörte. Ben neben mir spannte sich kurz an, der Neimoidianer erschauderte kurz und ging dann mit verwirrtem Gesichtsausdruck weiter, als hätte er vergessen, was er wollte. Und so war es wahrscheinlich auch. Mir fiel wieder ein, dass schwache Wesen von der Macht beeinflusst werden konnten, und genau das hatte Ben gerade getan. Er klopfte noch einmal, dann sagte er: „So kommen wir nicht weiter." Mit diesen Worten drehte er sich um. Verwirrt folgte ich ihm. Wo wollte er denn jetzt hin? Er bog direkt neben dem Schnellrestaurant in eine Gasse ein. Ich beeilte mich, zu ihm aufzuschließen und holte ihn ein, als er vor einer rostigen Metalltür in der schmutzigen Wand des Restaurants stand. Er klopfte wieder. Diesmal fauchte eine Stimme von drinnen: „Geschlossen!" „Nicht für mich!", rief Ben zurück. „Wieso, wer bist du denn?" „Es wäre nicht klug, meinen Namen auszusprechen, aber ich kann dir sagen, was ein Kamino-Saberdart ist." „Unmöglich." Ich hörte das Entsichern eines Schlosses, dann öffnete sich die Tür wenige Zentimeter. Ein gelbes Auge blinzelte uns an. „Und wer ist sie?" Das Auge ruhte auf mir. „Das erkläre ich dir, sobald du uns reinlässt. Aber du kannst ihr vertrauen." Die Tür öffnete sich langsam weiter, als ginge es ihr gegen den Strich, uns passieren zu lassen. Dann schlug sie hinter uns zu und das Licht sprang an. Allerdings war es trüb und ich konnte den vollgestopften Flur, in dem wir standen, kaum erkennen. Vor uns stand ein riesiger Besalisk. Und riesig war alles an ihm: seine Füße, seine vier Arme, seine vier Hände, sein Bauch und sein Kopf, der über uns aufragte. „Obi-Wan?", flüsterte er. „Dex." Der Besalisk lächelte und zog Ben in eine Umarmung. „Hätte nicht gedacht, dass ich dich noch mal lebendig sehe. Wie hast du die Säuberung überlebt?" Ben zuckte mit den Schultern. „Meine Klontruppen haben schlecht gezielt. Dann habe ich mich versteckt. Und das" - er griff nach meiner Hand und zog mich weiter ins Licht - „ist Sayuna. Meine Ehefrau. Sayuna, das ist Dexter Jettser, ein alter Freund von mir." Dexter fiel die Kinnlade herunter. Ich streckte ihm die Hand hin, um seine zu schütteln, aber er überraschte mich, indem er meine Hand ergriff und sie küsste. „Schöne Frau, wie kommen sie dazu, einen Jedi zu heiraten?" Ich lächelte unsicher, während Ben Dexter in den Oberarm boxte. „Sie ist vergeben, Dex, spar dir deinen Charme für eine Andere auf." Der Besalisk brach in lautes Gelächter aus und führte uns in einen Raum, der die Küche sein musste. „Was führt euch nach Coruscant und wie kann ich euch helfen?" Ben fuhr sich durchs Haar. „Na ja, das ist etwas schwierig. Also, wir haben ein Geheimnis, das wir dir leider nicht verraten können. Und ein Exfreund von ihr ist gerade dabei, uns zu verraten. Deswegen müssen wir ihn finden, bevor er uns verraten kann. Das ist für die Zukunft der Galaxie von enormer Wichtigkeit!" „Aha. Ihr wollt hier auf Coruscant jemanden finden? Das ist aber nicht gerade die leichteste Übung!" Ben seufzte. „Ich weiß. Aber es ist extrem wichtig." „Na gut, ich werde sehen, was ich machen kann. Wen suchen wir eigentlich?" „Er ist ein Twi'lek mit blauer Haut, gelben Augen und zwei Lekku.", antwortete Ben. Ich mischte mich ein. „Er heißt Eliondo Da'an und war früher Senatsgehilfe von Ryloth." Dexter tippte den Namen in ein Datapad ein, dass er scheinbar hinter seinem Rücken hervorgezaubert hatte und zeigte uns das Bild, das die Suche lieferte. Ich nickte. Ja, das war Eliondo. Auf dem Bild lachte er, genau wie die Gestalt neben ihm. Ich hielt den Atem an. Die andere Gestalt war ich.
Author's note: Dieses Kapitel wird zwischen verlorene Leben 1 und 2 eingeschoben. Und ja, ich bin wieder spät dran. Tut mir sorry. Aber dank Spiegelwelt bin ich endlich wieder inspiriert ^^ nächste Woche bin ich hoffentlich wieder früher dran. Eine Umarmung für jeden, der Kapitel 26 (Oh Gott, schon so viele?) noch liest <3
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Zeiten des Imperiums: Tatooine
FanfictionIst Obi-Wan auf Tatooine wirklich allein geblieben? 19 Jahre Exil, das ist ja schließlich eine lange Zeit, da kann einem schon mal langweilig werden. Aber was passiert, wenn die Langeweile durch eine junge Sklavin aufgemischt wird? Fanfiction! Achtu...