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"Ich hab auf dem Rückweg Pizza mitgebracht", sagte Harry nach einiger Zeit. "Wir können vielleicht einen Film gucken und ihr brecht dann morgen früh auf."

Jetzt hob Niall seinen Kopf wieder von meiner Schulter und sah Harry zu seiner Rechten an. "Ist das okay für dich? ich meine, dann bist du hier ganz alleine und was ist wenn..."

"Alles ist gut, mach dir darum keinen Kopf. Es geht mir doch jetzt schon lange gut und ich denke, das bleibt auch erst einmal so", unterbrach Harry ihn und sah ihn durchdringend an, fast so, als wollte er Niall damit verdeutlichen, nicht weiter zu sprechen. Ich sah verwirrt zwischen den beiden hin und her. Irgendetwas verheimlichten sie mir. Irgendetwas sollte ich nicht wissen. Doch ich beschloss, nicht weiter darüber nachzudenken. Ich wollte mich nicht zwischen sie drängeln oder in ihrem Privatleben herum schnüffeln.

Ich ließ Nialls Hand los und stand von der Couch auf. "Ich hole dann mal die Pizza", erklärte ich und ging in Richtung Küche. Ich schaute mich um. Verdammt, hier war keine Pizza. Gerade, als ich zurück gehen wollte, stand plötzlich Harry hinter mir und ich stieß, zum dritten mal an diesem Tag mit ihm zusammen. "Tut mir leid", brachte ich zerknirscht heraus und der Lockenkopf schenkte mir ein breites Grinsen.

"Nicht deine Schuld, ich sollte mich vielleicht nicht mehr so an schleichen", meinte er dann. "Ich wollte dir nur sagen, dass die Pizza noch unten im Wagen ist. Es hat also keinen Sinn, hier zu suchen. Ich hole sie eben, willst du mitkommen und mir tragen helfen?"

Ich nickte ein wenig schüchtern. Ich konnte schon wieder spüren, wie mein Herz ganz laut und schnell in meiner Brust schlug und in meiner Magengegend machte sich so ein merkwürdiges Kribbeln bemerkbar. Wieso brachte Harry mich nur so um den Verstand? Ich kannte ihn doch überhaupt nicht und ich würde ihn auch wahrscheinlich nicht wieder sehen. Also vielleicht, wenn ich Niall in einem halben Jahr wieder besuchte, aber wer wusste schon, ob Harry dann immer noch hier war. Ich sollte mich mit dem Gedanken anfreunden, mich von ihm zu distanzieren, zumindest bis ich wieder zu Hause war.

"Guck nicht so verschreckt, ich beiße nicht", lachte Harry und ohne, dass ich noch irgendetwas tun konnte, hatte er schon nach meinem Arm gegriffen und zog mich hinter sich her. So viel zu distanzieren.

Wir zogen uns unsere Schuhe über und gingen dann die Treppen im Treppenhaus hinunter. Als wir unten angekommen waren und das Gebäude durch die große Eingangstür verlassen hatten, spürte ich sofort die warme Sommerluft auf meiner Haut. Es war bereits dunkel und einige Sterne leuchteten am Himmel. Würde der arme Niall nicht in meinem Hinterkopf herum spuken, dann könnte das hier gerade richtig romantisch sein. Der Sternenhimmel, die warme Luft, der volle Mond am Himmel und die Tatsache, dass Harry immer noch meinen Arm festhielt. Okay, mein Arm war nicht meine Hand, aber es war schon mal ein Anfang. Ich seufzte glücklich, was Harry herumfahren ließ.

"Was ist?", fragte er und ich war froh, dass wir bereits am Auto angekommen waren und Harry so mit den Pizzakartons beschäftigt war, dass er vielleicht gar nicht merkte, dass ich ihm nicht antwortete. Was sollte ich denn auch antworten? Ich konnte ihm ja schlecht sagen, dass ich wegen ihm tausende Glücksgefühle habe und er meinen Körper zum Kribbeln bringt. Das wäre einfach nur zu komisch. Dann wäre ich ihn schneller wieder los, als sowieso schon.

Harry ließ nun leider meinen Arm los und belud mich stattdessen mit drei riesigen Pizzakartons. "Ich wusste nicht, was du am liebsten isst, deshalb hab ich jetzt einfach eine Margherita genommen, wir können sonst aber auch tauschen, wenn du möchtest", meinte Harry und beäugte mich belustigt. Es musste ein ziemlich komisches Bild abgeben, denn ich konnte gerade mal so über den letzten Karton hinüber sehen. ich war noch nie besonders groß gewesen und das schien den Harry, der mindestens einen ganzen Kopf größer war als ich, sehr zu amüsieren.

"Ich esse eigentlich nie Pizza, ist mir zu ungesund", beantwortete ich seine Frage, um irgendwie von meinem komischen Anblick abzulenken. Harry nahm eine große Kiste von der Rückbank des Autos und schloss dann die Tür. Mit einem lauten "klick" schloss er den Wagen ab und wir gingen zurück in Richtung WG.

"Oh, das wusste ich nicht", sagte Harry und seine Stimme klang dabei ehrlich entschuldigend, "Ich kann dir auch etwas gesundes kochen, wenn du möchtest."

"Nein, nein, schon okay. Ich kann ja mal eine Ausnahme machen", antwortete ich und warf Harry ein Lächeln zu, dass er erwiderte.

Wieso tat ich das? Wieso warf ich auf einmal alle meine Prinzipien über den Haufen? Ich machte nie, wirklich nie Ausnahmen und wenn doch, ging ich dabei jedes mal fast an die Decke. Ich hasste es, wenn etwas nicht genau nach meinen Vorstellungen verlief, weil ich mein gesamtes Leben schon durchgeplant hatte und einfach nicht gut mit Spontanität umgehen konnte. Aber in Harrys Gegenwart war es irgendwie anders. Irgendwie waren mir meine Prinzipien nicht mehr so wichtig. Zumindest war es mir gerade fast egal, dass ich viel später als sonst aß und es war mir auch egal, mich heute einmal nicht gesund zu ernähren und um ehrlich zu sein, fühlte es sich sogar richtig gut an.


Gute Nacht :)

868 Wörter - Ivy

All your little things - LarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt