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Ein panischer Schrei riss mich aus dem Schlaf. Verwundert öffnete ich die Augen und erkannte Taylor, die splitterfasernackt zu mir in die Badewanne stieg.

"Ich hab nichts gesehen", rief ich überfordert und schlug mir die Hand vor die Augen.

Wieso zur Hölle lag ich in einer Badewanne? Da fiel mir der gestrige Abend wieder ein. Ich musste wohl nach einer Weile eingeschlafen sein, was kein Wunder war, schließlich war ich todmüde gewesen. Da es bereits hell durch die Fenster schien, ging ich davon aus, das bereits der nächste Morgen war.

"Louies?", hörte ich Taylors fragende Stimme, "Was um alles in der Welt hast du in der Badewanne im Haus meiner Eltern zu suchen? Warst du etwa die ganze Nacht hier?"

Vorsichtig nahm ich die Hand wieder weg und blickte Taylors verwirrtes Gesicht. Sie hatte sich in ein Handtuch gewickelt und war zum Glück nicht mehr ganz so nackt.

"Ich... ähmm...", stotterte ich.

"Komm da erst einmal raus", unterbrach mich Taylor und hielt mir eine Hand hin.

Etwas verlegen nahm ich sie und ließ mich von ihr hochziehen. Sofort merkte ich, wie irgendetwas in meinem Kopf zu hämmern anfing und ich verzog schmerzerfüllt das Gesicht. Ich kletterte hinter Taylor aus der Badewanne und musste mich am Waschbecken abstützen, um nicht um zu fallen.

"Man du siehst ja ganz schön übel aus", stellte die Blondhaarige fest und wühlte im kleinen Schrank unter dem Waschbecken. Dann reichte sie mir einen Zahnputzbecher, vermutlich ihren eigenen und eine Tablette, wahrscheinlich gegen Kopfschmerzen.

"Danke", murmelte ich, füllte den Becher mit Wasser und schluckte die Tablette hinunter.

"Also", fing Taylor erneut an, "Was hast du hier zu suchen? Liam, Zayn und Harry sind krank vor Sorge und rufen andauernd an, um zu fragen, ob du nicht vielleicht doch hier bist. Die haben schon überlegt, die Polizei zu rufen."

"Ich hatte nicht vor, hier zu bleiben", murmelte ich leise, "Ich bin wohl irgendwie aus versehen eingeschlafen."

"In der Badewanne?", fragte Taylor skeptisch.

Ich nickte stumm. Wieso antwortete ich ihr eigentlich? Sie hatte Harry geküsst, meinen Harry. Eigentlich hätte ich wütend sein müssen, stinksauer, doch ich war nur traurig. Traurig und verletzt, weil Harry mich betrogen hatte. Weil er in aller Öffentlichkeit eine andere geküsst und später vermutlich noch mit ihr geschlafen hatte.

"Oh Gott, hey, was ist denn los?", hörte ich Taylors Stimme plötzlich und holte mich zurück in die Gegenwart. Eine Träne tropfte vor mir auf den Fliesenboden. Ich hatte sie vorher gar nicht bemerkt gehabt, doch Taylor, die mich jetzt besorgt ansah, anscheinend schon.

"Du hast Harry geküsst...", schniefte ich leise.

"Ja ich weiß", antwortete Taylor etwas überfordert.

"...aber davor hat er mich geküsst", beendete ich meinen Satz und brach in lautes Schluchzen aus.

Ich schlug mir die Hände vor das Gesicht, denn eigentlich wollte ich nicht, dass sie mich weinen sah. Sie kannte mich überhaupt nicht und ich hinterließ gerade bestimmt den Eindruck eines Kleinkindes, dass mit seinen Gefühlen nicht klar kam.

Zu meiner Überraschung spürte ich, wie Taylor mich vorsichtig in den Arm nahm und mich an sich drückte. Ich vergrub mein Gesicht in ihren langen blonden Haaren und ließ meinen Tränen einfach freien Lauf.

"Louis, das wusste ich nicht. Harry hat nicht gesagt, dass... Es tut mir so leid, ich wollte mich ganz bestimmt nicht zwischen euch drängen", sagte sie leise und strich mir sanft über den Rücken. Eine ganze Weile standen wir so da und auch wenn ich Taylor nicht kannte, war ich irgendwie froh, dass sie da war, weil sie mich tröstete und ich endlich alles rauslassen konnte.

»»————- ⚜ ————-««

"Möchtest du dich vielleicht doch mal bei den anderen melden? Die machen sich riesige Sorgen um dich"

Ich schüttelte stumm den Kopf und nippte an meiner heißen Schokolade. Die Kopfschmerzen hatten inzwischen zum Glück nachgelassen und ich beobachtete Taylor dabei, wie sie das Chaos von Gestern im Haus beseitigte. Nachdem ich ihr die ganze Geschichte erzählt hatte, hatten wir nacheinander geduscht und Taylor hatte mir alte Klamotten von ihrem Bruder zum anziehen gegeben. Da ich sehr viel kleiner war als er, waren sie mir viel zu groß, aber dafür umso gemütlicher. Danach hatte Taylor mir mit den Worten 'das hilft gegen Liebeskummer' eine heiße Schokolade gemacht und mich auf einen der Barhocker verfrachtet.

"Ist dir das eigentlich total egal?", fragte ich zögerlich zwischen zwei Schlucken.

"Was meinst du?", fragte Taylor zurück.

"Naja dass Harry... dass ich... das er mich auch geküsst hat..."

"Achso ja ne. Harry war gestern sturzbesoffen und ich auch. Wir sind schon ewig befreundet aber mehr auch nicht. Er hatte irgendetwas gefaselt von wegen er bräuchte Ablenkung und da ich total high war, hab ich halt mitgemacht, aber das hatte nichts zu bedeuten. Das war etwas Einmaliges, das weiß er genauso gut wie ich."

Sie warf mir einen Seitenblick zu, während sie mit einem kleinen Handfeger ein paar Scherben auf fegte. "Aber okay dir gegenüber war es ganz bestimmt nicht. Ehrlich hätte ich das gewusst, dann hätte ich doch nie..."

"...Ist schon okay", unterbrach ich sie und zwang mich zu einem kleinen Lächeln, "Du hast nichts Falsches gemacht."

"Kann ich dir helfen?", fragte ich dann, stellte die heiße Schokolade auf den Tresen und rutschte von meinem Hocker.

Taylor warf mir ein kleines Lächeln zu und reichte mir dann einen Müllsack, in den ich kurz darauf Flaschen und allerlei anderen Kram stopfte. Zu zweit ging das Aufräumen viel schneller und als Taylor durch eine kleine Musikbox ein paar Songs abspielte, zu denen wir ausgelassen tanzten, machte es sogar ein klein wenig Spaß und am wichtigsten: es lenkte mich ab.

Gegen Nachmittag nahm Taylor mich mit in ihre Wohnung, die ein wenig entfernt vom Haus ihrer Eltern lag und machte uns beiden Mittagessen. Ich fand es ziemlich nett, wie sehr sie mich bemutterte und sich um mich kümmerte und das, wo sie mich noch nicht einmal kannte. Sie verstand, das ich nicht zurück zu Harry wollte, jedenfalls noch nicht und bot mir an, für diese Nacht auf ihrer Couch zu schlafen.

"Aber nur unter einer Bedingung", fügte sie hinzu, als ich mich gerade dafür bedanken wollte, "Du meldest dich morgen bei Harry und den anderen. Ich möchte nicht, dass sie vor Sorge noch verrückt werden."


Wie findet ihr Taylor?

1000 Wörter - Ivy

All your little things - LarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt