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Gedankenverloren starrte ich gegen die weiße Wand gegenüber von Nialls Bett. Ich hatte es mir darauf im Schneidersitz bequem gemacht und lauschte der Musik, die aus meinen Kopfhörern hallte. Die Kapuze des grünen Hoodies, den ich mir aus Harrys Kleiderschrank geklaut hatte und der mir viel zu groß war, hatte ich mir tief ins Gesicht gezogen. Er war so weich und gemütlich und er roch so schön nach ihm. Meine Augen waren inzwischen vom vielen Weinen bestimmt schon ganz gerötet, doch ich konnte die Tränen einfach nicht stoppen.

Plötzlich spürte ich etwas neben meinem Gesicht und riss erschrocken die Augen auf, doch als ich sah, dass es nur Harry war, entspannte ich mich wieder etwas. Er zog mir vorsichtig einen Kopfhörer aus dem Ohr und hielt mir einen dampfenden Teller hin.

"Ich hab geklopft, aber du hast mich nicht gehört", sagte er entschuldigend, "Ich habe Nudeln gemacht, falls du vielleicht Hunger hast."

"Woher wusstest du, dass ich hier bin?", fragte ich verwundert.

"Deine Schuhe standen vorne auf der Fußmatte."

Ich nickte stumm.

Weil von mir keine Reaktion bezüglich des Essens gekommen war, stellte Harry den Teller wortlos in meinen Schoß. Dann kletterte er ganz dicht neben mich auf das Bett und legte seinen Kopf von hinten auf meine Schulter.

"Es tut mir leid, Lou", flüsterte er leise, "Ich habe nicht gewagt zu hoffen, dass du dasselbe für mich empfindest wie ich für dich."

Verwirrt drehte ich den Kopf zu Harry und sah in seine tief grünen Augen. Was?

"Oh Lou", seufzte er. Er nahm mein Gesicht vorsichtig in seine Hände und wischte mir mit den Daumen die Tränen von den Wangen. "Ich wollte dir doch nicht weh tun."

"Das ist jetzt leider zu spät", murmelte ich und drehte den Kopf weg.

"Ich weiß. Und ich weiß, dass es keine Entschuldigung dafür ist, was du durchmachen musstest, aber ich dachte du hättest nur rein sexuelles Interesse an mir. Das war bis jetzt eigentlich immer so und ich war immer der Dumme, der sich verliebt hatte und dann weggeschmissen worden ist. Und da du geleugnet hast, dass du auf mich stehst, dachte ich, du wärst auch so wie die anderen."

Ich sah wieder zurück zu Harry, der nun zögerlich lächelte. "Ich weiß nicht, was du mit mir machst, aber irgendwie kriege ich dich nicht mehr aus meinem Kopf. Deshalb habe ich Taylor geküsst, um dich aus meinem Kopf zu kriegen, weil ich mir nicht wieder Hoffnungen machen wollte."

"Und?", fragte ich kühl, "Hat es geklappt?"

"Nein", murmelte Harry leise.

Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen und als Harrys es sah, leuchteten seine grünen Augen wie die eines Kindes, dass gerade ein Geschenk bekommen hatte. Er legte seine Hand an meine Wange und beugte sich ein Stück in meine Richtung, bis unsere Lippen aufeinander trafen. Genießerisch schloss ich die Augen und erwiderte den Kuss.

Zögerlich öffnete ich den Mund ein kleines Stück und spürte sofort, wie Harry darauf einging und seine Zunge vorsichtig zwischen meine Lippen schob. Ich merkte wieder, wie mein ganzer Körper zu kribbeln begann und ein angenehmer Schauer lief mir über den Rücken. Harry schmeckte so gut und das Gefühl von seinen weichen Lippen auf meinen war einfach atemberaubend.

"Für deinen ersten Zungenkuss war das gar nicht mal so übel", grinste Harry, als wir uns wieder voneinander gelöst hatten.

Ich spürte, wie ich rot anlief und senkte beschämt den Kopf. "Woher weißt du, dass..."

"Lou", unterbrach er mich, "Ich würde behaupten, ich kenne dich inzwischen gut genug, um das zu wissen."

Ich grinste ein wenig. War ich wirklich so leicht zu durchschauen?

"Aber ich würde dich trotzdem gerne besser kennenlernen wollen", lächelte Harry verlegen, "Darf ich dich morgen Abend zum Essen ausführen?"

"Ja, gerne", antwortete ich und drückte Harry einen weiteren Kuss auf die Lippen. Mit so einer Frage hätte ich niemals gerechnet, aber ich freute mich schon jetzt darauf und spürte, wie mich die Aufregung langsam überkam.

Harry krabbelte direkt hinter mich und platzierte seine Beine außen neben meinen. Dann schlang er seine Arme fest um meine Taille und legte seinen Kopf wieder zurück auf meine Schulter. "Und jetzt iss etwas", hauchte er leise, "Ich möchte nicht, dass du mir verhungerst."


673 Wörter - Ivy


All your little things - LarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt