~𝟙𝟜~

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Zögerlich und mit rasendem Herzen klopfte ich kurze Zeit später an Harrys Zimmertür.

"Herein", kam es von drinnen und ich drückte die Klinke hinunter.

Harrys Zimmer war sehr schön. Eine Wand wurde von offenen Regalen geziert, in denen sehr viele Bücher und kleine Figuren standen. An der rechten Seite des Zimmers war eine große Türenfront, die wohl sein Kleiderschrank war und gegenüber von der Tür war ein großes Fenster, dessen grüne Vorhänge zur Hälfte zugezogen waren. In der Ecke zwischen Kleiderschrank und Fensterwand war ein sehr großer Spiegel, der dort gegen die Wand gelehnt war. Sein Rahmen war dunkel und wenn ich mich nicht täuschte, gab es dort kleine LED-Lichter, die man anschalten konnte. Da es draußen schon dunkel war, hatte Harry eine kleine Nachttischlampe auf einem Tisch, der neben seinem Bett stand, angemacht und der Raum wurde in ein gemütliches Dämmerlicht getaucht. Sein Bett stand mitten im Raum, angrenzend an der letzten Wand des quadratischen Zimmers. Es war recht groß und mit einigen bunten Zierkissen geschmückt.

Harry saß auf dem Bett, an der Wand hinter sich angelehnt und las ein Buch. Ich konnte den Titel nicht genau erkennen, aber es schien ihn in seinen Bann gezogen zu haben, denn er hatte noch kein einziges Mal zu mir hoch geschaut. In seinem Schoß lag, wie ich jetzt erkannte, die kleine Katze und wenn ich mich konzentrierte, konnte ich sie sogar leise schnurren hören.

Ich kam mir ein wenig wie bestellt und nicht abgeholt vor, wie ich hier im Türrahmen mit dem Pizzakarton stand und mich nicht traute, irgendetwas zu sagen. Ich wollte Harry nicht beim lesen unterbrechen, er sah so fasziniert aus. Vorsichtig ging ich auf ihn zu und als ich schließlich direkt vor seinem Bett stand, sah er zu mir hoch. Irgendwie war es komisch, ihn aus dieser Perspektive zu betrachten, denn eigentlich war er deutlich größer als ich. Wortlos reichte ich ihm den Pizzakarton.

"Danke", sagte er leise und brach damit die unangenehme Stille im Raum.

"Möchtest du mir ein bisschen Gesellschaft leisten?", fragte Harry, als ich mich gerade wieder umdrehen und den Raum verlassen wollte. Verwundert sah ich ihn an. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. "So wie ich Niall kenne, existiert deine Pizza schon längst nicht mehr, wenn du sie aus den Augen gelassen hast. Komm her, ich geb dir etwas von mir ab", lachte er und klopfte neben sich auf das Bett.

Unsicher kletterte ich zu ihm auf das Bett und setzte mich gegenüber von ihm in den Schneidersitz. Er richtete sich auf und tat es mir gleich. Die Katze in seinem Schoß miaute protestierend bei seiner Bewegung, fing jedoch sofort wieder an zu schnurren, als sie eine neue Liegeposition gefunden hatte. Harry legte den Karton in unsere Mitte und öffnete ihn.

"Ist wahrscheinlich schon kalt", meinte ich verlegen und nahm mir eines der schon vorgeschnittenen Dreiecke.

"Ich finde kalte Pizza schmeckt sowieso am besten", grinste Harry, "Meistens hebe ich mir sogar ein Stück auf, damit ich es dann morgens kalt essen kann. Natürlich nur, wenn Niall es nicht findet."

"Pizza zum Frühstück?", fragte ich ungläubig und verzog das Gesicht.

"Ja, das musst du unbedingt mal ausprobieren", lachte Harry und auch ich grinste nun.

Sein Lachen war einfach so unglaublich ehrlich und ansteckend. Noch nie hatte ich einen Menschen so herzlich Lachen gesehen, wie es Harry tat. Und die Laute, die er dabei ausstieß, waren das wundervollste, was ich jemals in meinem Leben gehört hatte.

Wir unterhielten uns noch eine Weile über total banales Zeug und die Stimmung im Raum war längst nicht mehr so unangenehm und angespannt, wie am Anfang. Wir lachten viel und ich lauschte aufmerksam Harrys Erzählungen von Dingen, die er erlebt hatte. Wobei ganz so aufmerksam vielleicht auch nicht, weil ich es viel zu knuffig fand, mit welcher Begeisterung und Faszination er berichten konnte, dass ich nicht so sehr auf den Inhalt achtete.

Als schließlich auch das letzte Stück der Pizza verschwunden war, klappte ich den Karton wieder zusammen und stand vom Bett auf. "Ich glaube ich war viel zu lange hier, Niall ist bestimmt schon längst eingeschlafen", grinste ich und ging zur Tür.

"Kommst du?", fragte ich und drehte mich zu Harry um, der bereits wieder nach seinem Buch gegriffen hatte.

Ich konnte förmlich sehen, wie es in seinem Kopf arbeitete und dann leuchteten seine grünen Augen auf. Er nahm das kleine Kätzchen aus seinem Schoß, dass dadurch kurz aufwachte, aber gleich in seinem Arm wieder einschlief und stand ebenfalls auf. Zusammen gingen wir erst in die Küche, weil ich dort den Pizzakarton im Mülleimer entsorgte und dann zurück zu Niall in Wohnzimmer.

Der Fernseher war bereits eingeschaltet und auch das Menü des Film war geöffnet. Mein Kumpel schlief wirklich schon und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, als ich feststellte, dass meine Pizza auf geheimnisvolle Art und Weise verschwunden war. Ganz leise, um Niall nicht zu wecken, setzte ich mich neben ihn aufs Sofa und auch Harry nahm neben mir Platz. Er startete die DVD und als die erste Werbung anfing, knurrte Niall kurz protestierend. Er rollte sich ein wenig hin und her und lehnte sich schließlich gegen mich.

Durch das plötzliche Gewicht auf mir, wurde ich nach hinten gedrückt und spürte plötzlich Harry ganz dicht an mir. Mein Hinterkopf lag auf seiner Brust und mein Oberkörper lehnte gegen seinen. Ich spürte, wie ich leicht errötete und zum Glück war es bereits dunkel, sodass es niemand sehen konnte. Verlegen legte ich den Kopf in den Nacken und konnte so zu Harry hoch sehen. Dieser lächelte jedoch zum Glück und schien nicht verärgert. Mit einem leichten Nicken gab er mir zu verstehen, dass es ihm nichts ausmachte und ich entspannte mich wieder ein wenig.

Nach einer Weile spürte ich die kleine Katze, die vorsichtig über mich kletterte und es sich schließlich schnurrend auf Nialls Bauch gemütlich machte.

Es machte mich ganz verrückt, so dich bei Harry zu liegen. Ich konnte seinen warmen Atem spüren und seine Brust, die sich gleichmäßig hob und senkte. Ich konnte sogar seinen Duft riechen und obwohl ich ihn nicht genau beschreiben konnte, konnte ich behaupten, dass es das schönste war, was ich jemals gerochen hatte.

Durch die Verzögerung hatten wir so spät angefangen, den Film zu gucken, dass ich bei der Hälfte bereits todmüde war und schließlich, eng an Harry gekuschelt, einschlief.


1029 Wörter - Ivy


All your little things - LarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt