~𝟛𝟙~

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Als Harry am frühen Nachmittag von der Arbeit zurück kam, machte er uns Mittagessen und zugegebener Maßen war ich wirklich froh darüber, weil ich im Kochen eine totale Niete war. Ein bisschen Obst in Joghurt schmeißen und Orangensaft pressen kriegte ich gerade noch so hin aber alles weitere übertraf leider meine Fähigkeiten. Irgendwie wurmte mich das gewaltig, weil ich sonst eigentlich alles lernen konnte, wenn ich nur lange genug übte.

Der Nachmittag verflog schneller als erwarten und als es schließlich Abend war, ging ich in mein Zimmer um mich umzuziehen. Sollte ich noch irgendetwas mit meinen Haaren machen? Nach langem hin und her entschied ich mich dagegen. Ich war irgendwie total nervös und aufgeregt und als ich gerade noch einmal Niall anrufen wollte, kam Harry in das Zimmer.

Er sah natürlich umwerfend aus in dem pinken Hemd mit den weißen Punkten und der schwarzen Skinnyjeans. Lächelnd kam er auf mich zu und hauchte mir einen federleichten Kuss auf die Wange.

"Na, aufgeregt?", fragte er grinsend. Ich nickte leicht und spürte, wie ich ein wenig errötete.

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"Okay, wie heißt du?", fragte Harry, nachdem er sich einen Löffel von seinem Reis mit Tofu, Brokkoli und Erdnusssoße in den Mund geschoben hatte.

"Was?", fragte ich ein wenig überfordert.

"Wie heißt du?", wiederholte Harry, "Ich kenne bis jetzt nur deinen Vornamen."

"Louis William Tomlinson", grinste ich.

"Harry Edward Styles", grinste Harry zurück. Edward? Ich hatte gar nicht gewusst, dass er auch einen Zweitnamen hatte.

"Bist du Vegetarier?", fragte ich nach einer Weile mit einem Blick auf sein Tofu.

Harry nickte. "Wenn man sich den ganzen Tag immer um die Tiere kümmert, kann man irgendwann kein Fleisch mehr essen. So war das jedenfalls bei mir."

Wir unterhielten uns noch das ganze Essen über und es war ein richtig schöner Abend. Wir lachten viel und lernten auch viel übereinander. Nur über seine Vergangenheit redete Harry nicht. Kein einziges Wort.

"Komm mit, ich kenne einen Ort, wo wir noch hingehen können", grinste Harry, als wir das Restaurant verließen.

"Aber ich wollte um zehn im Bett..."

"Mach dich mal ein bisschen lockerer Lou. Es wird dir gefallen, das verspreche ich dir", unterbrach mich Harry lachend.

"Na gut", seufzte ich und folgte Harry, dessen Umriss ich nur anhand der Straßenlaternen ausmachen konnte, die alle paar Meter am Straßenrand standen.

"Lou?", fragte Harry nach einer Weile und blieb stehen.

"Ja?", fragte ich verwundert zurück.

"Darf ich...", fing er an, doch er brachte seinen Satz nicht zu Ende.

Dann griff er vorsichtig nach meiner Hand und ein zaghaftes Lächeln umspielte seine Lippen, als er weiterging. Wir verschränkten unsere Finger miteinander und ich genoss das Gefühl meiner kleinen Hand in seiner etwas größeren. Seine war warm und etwas rau und gab mir irgendwie das Gefühl von Geborgenheit.

Bald darauf hielten wir vor einer kleinen Bar, aus der ein paar Stimmen drangen und die relativ gut besucht war.

"Dein Ernst?", fragte ich als wir eintraten und sah mich ein wenig um, "Mit dir und Alkohol habe ich bisher nicht so gute Erfahrungen gemacht."

"Ist ja gut", grinste Harry und hob beschwichtigend die Hände.

Dann ging er an die Theke und bestellte zwei Wasser. Ich setzte mich auf einen Barhocker und betrachtete das Treiben. In der Mitte war eine kleine Bühne mit mehreren Mikrofonen und Lautsprecher, wahrscheinlich so etwas, wie eine Karaoke-Maschine. Als Harry mir mein Glas reichte und sich neben mir auf einen weiteren Hocker setzte, ging eine ältere Frau auf die Bühne. Sie sah aus, als hätte sie schon ein bisschen Alkohol intus und wankte ein wenig, als sie sich in Bewegung setzte. Sie sang eher schlecht als gut aber es machte ihr wohl ordentlich Spaß, jedenfalls machte sie den Eindruck, als würde sie es genießen. Begeistert und lachend applaudierte ich, wie viele andere, als sie fertig war.

"Möchtest du auch mal?", fragte Harry und sah zu mir hinüber.

"Was? Nein!", stieß ich ein wenig überrascht aus.

"Ach komm schon, du singst richtig gut Lou, außerdem macht das richtig Spaß. Ich komme auch mit, wenn du möchtest", versuchte Harry mich zu überzeugen.

"Keine Chance. Ich mache das nicht."

"Wie du meinst, dann lass mich halt im Regen stehen", grinste Harry und erhob sich. Selbstsicher ging er auf die Bühne und ein paar Leute pfiffen begeistert, als er sich ein Mikrofon nahm. Anscheinend sang er hier öfter und sie kannten ihn bereits. Lachend schüttelte ich den Kopf, als er mir noch einmal zu zwinkerte und dann auf einem Display einen Song wählte.

Als er anfing zu singen, wäre ich vor Überraschung beinahe vom Barhocker gefallen. Er hatte eine außergewöhnliche Stimme und sang richtig gut. Mir blieb der Mund offen stehen und ich pfiff wie viele andere begeistert durch die Zähne. Als der Song zu Ende war, verließ Harry allerdings nicht die Bühne, sondern wartete, bis der Applaus endete.

"Mein Freund Louis dahinten", sprach er durch das Mikrofon und zeigte auf mich, "Hat eine atemberaubende Stimme und würde total gerne mit mir hier oben singen, aber er ist leider etwas schüchtern und traut sich nicht. Könntet ihr ihn vielleicht ein wenig anfeuern, damit er merkt, dass er keine Angst haben muss?"

Ich wäre vor Scham am liebsten im Erdboden versunken und spielte mit dem Gedanken, einfach weg zu rennen. Doch ich wollte Harry hier nicht alleine lassen und schlug mir verzweifelt die Hände vor das Gesicht, in der Hoffnung so vielleicht einfach übersehen zu werden, doch das brachte herzlich wenig. Ich hörte, wie die Menge laut in die Hände klatschte und meinen Namen rief. Als ich vorsichtig durch meine Hände linste, sah ich, dass Harry zu mir gekommen war und mir eine Hand hin hielt.

"Komm mit mir Lou", sagte er leise, "Das macht Spaß, glaub mir."

Zögerlich griff ich nach seiner Hand und ließ mich von ihm zur Bühne führen. Ich hatte keine Ahnung, warum ich nicht einfach davon lief aber aus irgendeinem Grund blieb ich und ließ mir von Harry ein Mikrofon reichen. Er wählte einen Song und als ich die ersten Töne hörte, merkte ich, dass es der Song war, den ich vor ein paar Tagen in der Dusche gesungen hatte.

Die Menge war jetzt ganz leise und man hörte nur die Anfangsmelodie des Songs. Als Harry bei der ersten Strophe einsetzte musste ich unwillkürlich lächeln. Wieso konnte er nur so gut singen und hatte das mir gegenüber noch nie erwähnt? Ich spürte, wie mein Herz begann immer schneller zu schlagen, als sich die erste Strophe dem Ende neigte. Ich wollte mich hier nicht vor all den Leuten blamieren und einfach schweigen, also beschloss ich, beim Refrain einzusetzen.

Ich holte noch einmal tief Luft und schloss die Augen. Ich versuchte, alles auszublenden und mich einzig und allein auf die Musik zu konzentrieren. Dann war es soweit. Etwas unsicher begann ich, zu singen. Obwohl meine Stimme deutlich höher war als die von Harry, hatte ich das Gefühl, sie harmonierten perfekt miteinander. Auch die Leute waren wohl dieser Ansicht, denn sie klatschten und pfiffen begeistert.

Ich wurde etwas sicherer und als der Refrain zu Ende war, setzte Harry aus, um mir die nächste Strophe zu überlassen. Ich fühlte mich nun sicher genug, um die Augen zu öffnen und als ich einen Seitenblick auf Harry warf, sah ich, dass er mich begeistert anstrahlte. Auch den Leuten schien es zu gefallen und um ehrlich zu sein machte es wirklich einen riesigen Spaß.


1217 Wörter - Ivy

All your little things - LarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt