~𝟜𝟚~

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"Hast du bei Niall eigentlich jemanden kennengelernt? Vielleicht ein nettes Mädchen, dass du uns mal vorstellen möchtest?", fragte meine Mum und lächelte mich warm an, während ich nur kurz den Blick von der Speisekarte hob.

"Hast du dich etwa verliebt, Lou?", fragte meine neunjährige Schwester Daisy in diesem Moment und auch Phoebe sah mich erwartungsvoll an.

"Nervt ihn doch nicht so", knurrte Lotti die beiden Zwillinge an und trank einen Schluck Cola aus Felicites noch unbenutztem Glas.

"Ja ich habe tatsächlich jemanden kennengelernt", beantwortete ich die Frage meiner Mum. "Hier guck mal, die habe ich im Zoo gesehen", meinte ich dann zu Daisy und zeigte ihr auf meinem Handy das Bild von dem Seehund, dass ich für sie geschossen hatte.

"Wie niedlich", grinste meine Schwester und auch Lotti reckte neugierig den Hals.

"Hast du auch ein Bild von deiner neuen Freundin?", fragte Felicite interessiert.

Ich seufzte. Die Frage, ob ich eine Freundin hätte oder jetzt doch endlich mal jemanden kennengelernt hatte kam ungefähr bei jedem Familienessen auf und so langsam hatte ich es satt. Es war nicht nur die Tatsache, dass es quasi von mir erwartet wurde, nicht mehr länger Single zu sein, sondern auch die Tatsache, dass meine Familie davon ausging das ich hetero war. Ich wusste zwar erst seit Harry, dass dies nicht der Fall war, doch trotzdem kränkte es mich irgendwie. Wieso war hetero als die Normalität angesehen?

"Er hat nicht gesagt, dass sie seine Freundin ist, er hat nur gesagt, dass er jemanden kennengelernt hat", mischte sich nun auch mein Dad in die Unterhaltung mit ein.

In diesem Moment kam der Kellner an unseren Tisch und nahm unsere Essenswünsche auf. Verdammt, jetzt konnte ich mich nicht mehr länger hinter der großen Speisekarte verstecken. Irgendwie hatte ich Angst davor, meiner Familie mitzuteilen, dass sie ein er war. Nicht, weil ich mich schämte oder nicht dazu stand, nein das keinesfalls. Aber meine Familie war in jeder Hinsicht so perfekt. Mein Vater hatte einen gut bezahlten Job, ich studierte und vor mir lag eine große Karriere und meine Schwestern brachten gute Noten mit nach Hause. Meine Mum war eine hervorragende Köchin und wir führten ein Familienleben, wie im Bilderbuch. Irgendwie hatte ich Angst vor ihren Reaktionen, wenn sie etwas erfuhren, dass sie so eigentlich nicht erwarteten. Was wäre, wenn sie enttäuscht wären oder irgendwie anders negativ reagierten?

"Lou!", rief Phoebe plötzlich und fuchtelte mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herum, "Erde an Lou. Zeig mir ein Bild von deiner Freundin."

"Ich habe keine Freundin, verdammt!", zischte ich aggressiver, als ich es eigentlich vorgehabt hatte, "Ich bin mit einem Mann zusammen, okay?"

Wütend und Genervt stand ich mit so viel Kraft auf, dass mein Stuhl beim Aufstehen beinahe umkippte. Ein paar vereinzelte Restaurantbesucher sahen zu uns hinüber, widmeten sich dann aber glücklicherweise wieder ihrem Essen. Ich wagte es nicht, irgendwem aus meiner Familie in die Augen zu gucken und so rannte ich nur schnell davon in lief die Kellertreppe des Restaurants hinunter zu den Toiletten. Ich öffnete eine Kabine und setzte mich auf den Deckel der Toilette, nachdem ich zugeschlossen hatte. Verwirrt und überfordert vergrub ich den Kopf in meinen Händen. So hatte ich mir mein Outing irgendwie nicht vorgestellt.


Was meint ihr, wie Lou's Familie reagiert? o.O

526 Wörter - Ivy

All your little things - LarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt