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"Louis?", hörte ich plötzlich eine Stimme, doch ich konnte weder ausmachen von wo sie kam, noch wem sie gehörte.

Vor meinen Augen verschwamm plötzlich alles noch mehr und ich spürte, wie mich zwei starke Arme auffingen, als ich das Gleichgewicht verlor und zu taumeln begann.

"Louis! Hörst du mich?"

Ich wollte irgendetwas antworten, doch ich brachte keinen Ton über die Lippen. Müde schloss ich die Augen, weil mir von der verschwommenen Sicht ganz schwindelig wurde.

"Louis! Scheiße, bleib wach!"

Ich spürte, wie mich die starken Arme hoch hoben, doch ich war viel zu schwach, als dass ich hätte irgendetwas sagen oder tun können. So blieb ich also leblos in den Armen des mir Unbekannten und hoffte einfach, dass er mir bloß helfen wollte und nichts böses mit mir vor hatte. Denn in der Lage mich dagegen zu wehren, hier gekidnappt zu werden, war ich gerade überhaupt nicht. Ich lehnte den Kopf an die Brust des Unbekannten und nur wenige Sekunden später war ich eingeschlafen.

»»————- ★ ————-««

Als ich die Augen wieder öffnete, fand ich mich auf einer mir unbekannten Couch in einer mir unbekannten Wohnung wieder. Ich setzte mich auf und sah mich um. Ich war in einem Wohnzimmer, das modern eingerichtet war und in dem eine kleine Lampe in der Ecke etwas Licht spendete. Plötzlich spürte ich wieder das Pochen in meinem Hinterkopf und ich fasste mir vor Schmerzen an die Stelle. Doch ich stockte, mir hatte jemand einen Verband umgelegt und die Wunde, die ich wahrscheinlich hatte, versorgt. Verwundert sah ich mich noch einmal um. Wo war ich und wer hatte mich hierher gebracht?

"Hallo?", rief ich zögerlich und stand von der Couch auf, doch als ich gerade das Wohnzimmer verlassen wollte, wurde die Tür von Liam geöffnet.

"Louis, leg dich wieder hin", sagte dieser und schob mich sanft zurück zur Couch.

Etwas wieder willig setzte ich mich darauf und sah ihn an. Ich wollte zurück zu Harry.

"Wie geht es dir?", fragte Liam und lächelte mich warm an.

"Gut, denke ich... mein Kopf tut etwas weh... und mir ist übel...", antwortete ich wahrheitsgemäß.

"Ja du hast eine Platzwunde am Hinterkopf und vermutlich eine leichte Gehirnerschütterung, deshalb bist du wahrscheinlich auch bewusstlos geworden. Warte hier, ich hole dir ein Glas Wasser, das hilft vielleicht ein wenig", erklärte Liam.

"Ich war bewusstlos?", fragte ich irritiert und er nickte leicht.

Dann ging er aus dem Raum und kam wenig später mit einem Glas Wasser wieder.

"Ich hab dir auch eine Schmerztablette mitgebracht, das hilft gegen die Kopfschmerzen."

"Danke", lächelte ich und nahm beides entgegen.

"Was ist passiert?", fragte ich, als ich das Glas geleert und die Tablette geschluckt hatte.

"Ich war nach der Arbeit noch ein wenig mit Zayn unterwegs und als ich dann zurück nach Hause gegangen bin, habe ich dich auf der Straße aufgegabelt." Liam sah mich skeptisch an. "Du warst ganz schön weit von Harrys Wohnung entfernt, du kennst dich doch hier gar nicht aus oder?"

"Nein.. ja...", stammelte ich, "Wir hatten eine kleine Auseinandersetzung und er ist dann weg gerannt. Ich bin ihm hinterher und wollte ihn suchen aber ich glaube ich hab mich verlaufen und an das was dann passiert ist, kann ich mich nicht erinnern."

"Ich hab dich mit zu mir genommen", half Liam meinen Erinnerungen auf die Sprünge, doch diese Erkenntnis hätte ich mir auch erschließen können.

"War Harry das?", fragte er und deutete auf meine Kopfwunde.

"Indirekt", gab ich zu.

"Und wieso suchst du oberkörperfrei nach Harry?", fragte Liam weiter.

Perplex sah ich an mir hinunter, doch ich trug ein mir unbekanntes T-Shirt, das vermutlich Liam gehörte. In der Eile hatte ich wahrscheinlich vergessen, mir mein eigenes wieder anzuziehen und war halbnackt auf die Straße gerannt. Was hatten bloß die Leute von mir gedacht. Ich spürte, wie ich vor Scham rot anlief.

"Habt ihr etwa miteinander..."

"Nein...", unterbrach ich Liam etwas zu schnell, "fast..."

"Und dann ist er weg gerannt?", fragte Liam weiter. Ich nickte.

"Louis, so kommen wir hier nicht weiter", seufzte er, "Erzähl mir, was passiert ist. Ich möchte dir helfen und ich verspreche, dass ich es keinem weiter erzähle, wenn du das nicht möchtest."

Ich zögerte etwas, doch er sah mich so ehrlich aus seinen braunen Teddybäraugen an, dass ich ihm glaubte.

"Also wir waren zusammen aus", begann ich, "Und dann haben wir hinterher in der Wohnung halt..."

"Ein bisschen rumgemacht?", half mir Liam auf die Sprünge und ich sah ich etwas überrascht an.

"Ja...", bestätigte ich, "Aber dann hat er irgendwie Panik bekommen und mich geschubst. Dabei bin ich dann mit dem Hinterkopf auf die Bettkante gefallen und er ist weggelaufen... und den Rest kennt du ja."

"Vielleicht hat er sich bedrängt gefühlt", überlegte Liam laut, "Vielleicht war das sein erstes Mal und er hat Panik bekommen, weil er noch nicht so weit war und nicht wusste, was er tun sollte."

"Nein", widersprach ich, "Mit Taylor hat er auch geschlafen."

Ich erinnerte mich zurück daran, als ich in der Badewanne gesessen hatte und Harry Taylor immer wieder etwas ins Ohr geflüstert hatte und wie sie gekichert hatte und wie sie dann gesagt hatte, sie könnten in ihr altes Schlafzimmer gehen. Bei dem Gedanken daran schüttelte ich mich und versuchte, diese Erinnerung ganz schnell wieder zu verdrängen.

"Auf Taylors Party, nachdem er dich am See geküsst hatte?", fragte Liam und ich konnte sehen, wie Wut in ihm aufstieg, "Dieser..."

"Liam!", unterbrach ich ihn, "Wir haben das geklärt."

Liam gab ein leises Knurren von sich, doch er schien mir zur liebe zu versuchen, ruhig zu bleiben.

"Und wenn er eine Art Trauma hat?", fragte er, "Vielleicht hat er irgendwann einmal schlechte Erfahrungen gemacht und du hast vielleicht unbewusst Erinnerungen daran ausgelöst. Wahrscheinlich hat er das öfter und erinnert sich in seinen Träumen daran, daher dann vielleicht auch diese Panikattacken..."

"Du weißt von den Panikattacken?", fragte ich verwundert.

"Niall hat mir davon erzählt, aber im Vertrauen, also sag Harry bitte nichts davon. Ich weiß nicht, ob er will, dass ich es weiß, ich meine wir sind Kollegen und auch befreundet aber so nahe stehen wir uns nicht."

Ich nickte geistesabwesend, denn ich versuchte das Gesagte von Liam irgendwie zu verstehen.

"Liam, du musst mich sofort zu Harry fahren!", stieß ich aus und sah ihn bittend an.

"Was? Louis, du hast eine Gehirnerschütterung und eine Platzwunde, du solltest dich erholen und ausschlafen. Außerdem ist es inzwischen mitten in der Nacht."

"Ja aber wenn ich irgendwelche Erinnerungen ausgelöst habe und wenn er wirklich ein Trauma hat, dann hat er jetzt vielleicht wieder eine Panikattacke und er ist ganz alleine. Ich muss bei ihm sein verdammt! Du musst mich zu ihm fahren."

"Aber ist er nicht weggelaufen? Was ist, wenn er gar nicht da ist?", fragte Liam.

"Dann müssen wir ihn suchen, aber wir müssen es wenigstens probieren. Bitte Liam, zu musst mich zu ihm bringen", flehte ich jetzt schon fast.

Ich wagte es gar nicht, mir vorzustellen, wie hilflos und wie alleine Harry sich wohl fühlen musste. Ich hätte ihn früher auf die Panikattacken ansprechen sollen. Ich hätte ihn fragen sollen, ob es für ihn okay war, mit mir zu schlafen und ob er das wirklich wollte. Verdammt, wieso war ich bloß so unsensibel gewesen?


1145 Wörter - Ivy

All your little things - LarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt