~𝟙𝟘~

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Als wir oben in der Wohnung ankamen, saß Niall noch immer auf der Couch. Ich ging zu ihm und stellte die drei Kartons auf den kleinen Couchtisch. Selbst jetzt hellte sich seine Miene nicht auf. Er saß einfach nur da und starrte Löcher in die Luft.

"Hast du dir schon einen Film ausgesucht?", fragte ich ihn und er reichte mir stumm eine DVD. Ich musste ein wenig grinsen, denn es war Grease, mein Lieblingsfilm und das wusste Niall auch ganz genau.

"Ich hab den schon ewig nicht geguckt", sagte ich leise und ließ meinen Blick über das alte Cover schweifen. Dann nahm ich einen der Pizzakartons und legte ihn Niall auf den Schoß. "Iss", befahl ich ihm, "dann wird es dir vielleicht gleich ein bisschen besser gehen."

Mein Freund kam meiner Bitte nach und als er den Karton öffnete und der Geruch von frischer Pizza in seine Nase stieg, bewegten sich seine Mundwinkel sogar ein kleines Stück nach oben. Na geht doch, dachte ich und musste auch ein wenig lächeln. Ich konnte es einfach nicht ertragen, meinen so lebensfrohen Niall so betrübt zu sehen.

Ich nahm die DVD und kniete mich vor den Fernseher, um sie einzulegen, doch der Recorder wollte irgendwie nicht angehen. Egal, wie oft ich auf den kleinen Knopf drückte, er wurde einfach nicht grün. "Warte, du musst erst das Kabel hinten einstecken, das haben die Elektriker neulich raus gemacht", sagte plötzlich eine tiefe Stimme hinter mir und ich konnte Harrys warmen Atem an meinem Nacken spüren. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass er sich hinter mich gehockt hatte, doch ich wagte es nicht, mich um zu drehen. Er griff an mir vorbei und steckte irgendwelche Kabel um und in irgendwelche Steckdosen. Dann drückte er auf den kleinen Knopf und jetzt leuchtete er auch grün. Er kam mir dabei so nah, dass sich unsere Schultern kurz berührten und auch wenn es nur für den Bruchteil einer Sekunde war, bildete sich auf meinem ganzen Körper eine Gänsehaut.

Jetzt sah ich doch kurz zu Harry und unsere Blicke trafen sich. Das grün in seinen Augen war so rein und so wunderschön. Ich könnte ihm den ganzen Tag lang in die Augen sehen und irgendwie hatte ich das Gefühl, je länger ich sie betrachtete, desto wunderschöner wurden sie.

Schnell löste ich mich wieder von Harry, denn es war mir irgendwie unangenehm, jemandem so tief in die Augen zu sehen. Ich war darin noch nie gut gewesen und bei Harry war es irgendwie noch einmal etwas ganz anderes, als bei anderen Personen.

Ich nahm die DVD aus der Hülle und legte sie in den kleinen Schlitz des Recorders. Mit einem leises Surren sog er sie ein. Harry nahm die Fernbedienung, die auf dem kleinen Regal, auf dem der Fernseher stand, lag und schaltete den Fernseher ein. Ich stand derweil auf und setzte mich neben Niall, der seine Pizza inzwischen schon halb aufgegessen hatte, auf die Couch.

"Was ist in der Kiste?", fragte Niall und sah auf die große Kiste, die Harry vorhin aus dem Auto geholt und danach anscheinend ins Wohnzimmer gestellt hatte. "Harry, sag mir nicht, du hast wieder irgendein Tier angeschleppt. Du weißt genau, dass der Vermieter das verboten hat."

"Du musst es ihm ja nicht sagen", meinte Harry kleinlaut und ging in Richtung Kiste. Er öffnete sie und ich konnte in seinen großen Händen ein kleines Fellknäuel erkennen. Er setzte sich ebenfalls zu uns auf die Couch und dieses Mal saß ich in der Mitte.

"Zeig schon her", seufzte Niall und als Harry ihm das kleine Fellknäuel herüber reichte, lächelte er sogar kurz. Ich warf nun auch einen kleinen Blick auf das Fellknäuel und sah, dass es ein kleines Kätzchen war, dass sich da in Nialls Händen räkelte. Es konnte gerade mal ein paar Tage alt sein, so winzig war es.

"Irgendwann fliegen wir noch deinetwegen aus der Wohnung", grinste Niall und reichte Harry das Kätzchen zurück.

"Müssen die nicht mindestens acht Wochen bei der Mutter bleiben?", fragte ich nun. Ich hatte das mal irgendwo gelesen und diese Katze war definitiv noch nicht so alt.

"Ja eigentlich schon", meinte Harry und ich konnte seinen betrübten Unterton hören. "Den kleinen Kerl hier habe ich in einem alten Sack am Straßenrand gefunden, vermutlich ausgesetzt. Ich finde es einfach grausam, wozu manche Menschen in der Lage sind." Zum Ende hin wurde seine Stimme zornig, doch als das kleine Geschöpf in seinen Händen leise miaute, wurde sein Blick wieder sanfter. Liebevoll strich er ihm über den Kopf.

"Harry schleppt andauernd irgendwelche hilfloses oder ausgesetzten Tiere an und peppelt sie dann auf. Dann schaffe ich es immer irgendwie, ihn davon zu überzeugen, sie an Leute zu vermitteln, aber das ist nicht einfach glaub mir", grinste Niall und Harry warf ihm einen Blick zu den ich nicht ganz deuten konnte.

"Willst du auch mal?", fragte Harry und hielt mir das kleine Kätzchen unter die Nase.

"Nein, danke. Ich hab's nicht so mit Tieren", antwortete ich entschuldigend.

"Warst du nicht heute im Zoo?", fragte Harry belustigt.

"Stimmt, das hab ich dir gar nicht erzählt Lou", meinte Niall entschuldigend, "Harry arbeitet in dem Zoo, in dem wir heute waren. Habt ihr euch da getroffen?"

Verdammt. Ich hatte Niall ja gar nicht erzählt, dass Harry der Typ war, von dem ich seit unserem Zoobesuch ununterbrochen berichtet hatte. Hoffentlich verriet Harry nicht, dass wir uns bei den Seehunden getroffen hatten, sonst zählte Niall eins und eins zusammen. Und das könnte sehr unangenehm für mich werden. Vor allem weil ich hier gerade direkt neben Harry saß und mich wieder dieses Kribbeln durchfuhr. Okay, vielleicht wäre es nicht so unangenehm, wenn Niall wusste, dass Harry der Typ aus dem Zoo war, aber wenn Niall dann irgendetwas ausplauderte, was ich ihm erzählt hatte, wäre ich geliefert.


938 Wörter - Ivy

All your little things - LarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt