8.5 - Juna

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„Hast du eigentlich vor irgendwas bestimmtem Angst, wenn du mit Leuten kommunizieren musst? Oder ist es eher so ein allgemeines Ding?", erkundigt sich meine Freundin (Ich habe eine fucking feste Freundin!!) bei mir. Wir liegen auf dem Boden, ihr Kopf auf meiner Schulter, mein Arm um ihren Rücken. „Eher allgemein", antworte ich meiner festen Freundin, ohne groß darüber nachzudenken. Nur im Hintergrund nehme ich war, dass das gar nicht so schwer war. Vielleicht liegt es an den blubbernden Glücksblasen in meinem Bauch oder an den zärtlichen Streicheleinheiten, die meine feste Freundin auf meinem linken Arm tätigt.

„Okay", murmelt meine feste Freundin, dann haucht sie mir einen Kuss auf mein Schlüsselbein. „Und je mehr Vertrauen du in eine Person fasst und je besser du sie kennst, desto einfacher ist es, richtig?", fragt sie weiter. Ich gebe ein zustimmendes „Hmhm" von mir. Faszinierenderweise fühle ich mich gerade nicht im geringsten unwohl, denn ich weiß genau, dass meine feste Freundin mich einfach nur besser verstehen möchte.

„Gut", flüstert sie, ehe sie sich aufrichtet, um sich über mir aufzustützen. „Können wir noch ein bisschen rummachen, bevor ich gleich gehe?", will meine feste Freundin grinsend wissen. Mir entflieht ein leises Lachen, weshalb sie große Augen macht. „Wieso gehst du gleich?", maule ich, indessen sie „Du kannst lachen!" ausruft. Für ein paar Sekunden starren wir uns in die Augen, dann lache ich noch einmal. Und mit ihr zusammen fühlt es sich gleich noch viel besser an.

„Arlo muss was essen und dann schlafen", antwortet sie leise, als wir uns wieder beruhigt haben. Ich fahre mit einer Hand in ihren Nacken unter ihre Haare. „Ihr könnt doch wirklich hier essen", brumme ich, in der Hoffnung, noch ein wenig länger Zeit mit meiner festen Freundin zu verbringen. Fuck, ich kann immer noch nicht glauben, dass tatsächlich jemand davon überzeugt ist, es mit mir aushalten zu können.

Meadow (die meine feste Freundin ist) nickt nach kurzer Überlegung. „Wenn du meinst, dass das wirklich okay ist. Aber dann sollten wir uns vielleicht mal nach unten begeben", schlägt sie vor. Ich blicke sie entrüstet an. „Ich dachte, wir wollten rummachen?" Meine feste Freundin lacht leise, wobei sie sich zu mir herunterbeugt. Als sich unsere Lippen treffen, kann ich ihr Grinsen noch immer spüren.

Ich lege beide Arme auf ihren Rücken und ziehe sie entschieden auf mich herunter, auch, wenn sie sich erst ein bisschen dagegen wehrt. „Gierig", nuschelt meine feste Freundin gegen meine Lippen, bevor sie mich weiterhin innig küsst. Dieses mal bin ich diejenige, die in unseren Kuss grinst, bevor ich eine Hand erneut in ihrem Nacken vergrabe und die andere vorsichtig auf ihren hübschen Hintern schiebe.

Ich kann nicht glauben, wie wohl ich mich fühle. Ich kann nicht glauben, dass mich ihre Anwesenheit nicht im geringsten stört, eher im Gegenteil. Ich kann nicht glauben, dass sie auch Gefühle für mich hat.

„Wie machen wir... Willst du es deiner Familie sagen?", murmelt meine feste Freundin, nachdem wir uns endlich wieder vom Boden aufgerafft haben. Ich streiche mit meiner Hand zögerlich unter ihrem Shirt über ihre Seite. „Papa und Kian und Keanu auf jeden Fall, aber... den Kleinen nicht, falls es nicht... Falls du doch ganz schnell kein Bock mehr auf mich hast", nuschle ich. Ich weiche ihrem Blick aus, weshalb sich ihre Finger um meinen Kieferkochen schlingen.

„Juna. Das wird nicht passieren. Hast du gehört, wie ich dir erzählt habe, dass ich schon ewig einen Crush auf dich habe? Und da warst noch noch soooo viel abweisender zu mir", erinnert meine feste Freundin mich. Ich beiße mir unsicher auf die Unterlippe, weshalb sie diese mit ihrem Daumen behutsam befreit. „Es wird noch ein bisschen dauern, bis du dich sicher fühlst, oder?", vermutet sie leise, woraufhin ich nicke. Meadow lächelt mich warm an, bevor sie mir einen Kuss gibt, der viel zu kurz ist. Sanft fährt ihr Daumen über meine Wange.

„Ich verstehe es trotzdem, wenn du es deinen jüngeren Geschwistern nicht sofort erzählen willst. Und selbst wenn dem nicht so wäre: Bitte fühl dich immer frei, das zu tun, was sich für dich richtig anfühlt. Außer mich zu betrügen vielleicht", fügt meine feste Freundin mit einem Zwinkern hinzu, weshalb ich empört schnaufe. „Glaubst du ja wohl selbst nicht", erwidere ich, was eigentlich gar nicht nötig wäre, wie mir auffällt. Zu Beginn hätte ich in einer solchen Situation sicherlich nichts gesagt.

Aufgrund dieser Erkenntnis und ihren Worten eben ziehe ich meine feste Freundin noch einmal näher an mich, um sie zu küssen. Sie seufzt leise und streicht zart durch meine Haare, ehe sich unsere Münder wieder voneinander trennen. „Du bemerkst aber schon die ganzen thirsty Blicke, oder?", zieht sie mich grinsend auf. Ich verdrehe die Augen. „Dafür gibts entweder nen Mittelfinger oder ne Backpfeife", brumme ich. Meadow lacht leise. „Was für ein Glück, dass ich keins von beidem bekommen habe", wispert sie, dann küsst sie noch einmal flüchtig meinen Kieferknochen. „Komm, lass uns runter gehen", schlägt sie dann vor, worauf ich nur widerwillig eingehe. Viel lieber würde ich sie auf die Matratze auf meine Halbetage ziehen und den ganzen Abend mit ihr knutschen.

Mein Vater zuckt mit den Augenbrauen, als wir die Küche betreten, doch ich schüttel mit einem Blick zu den Kleinen meinen Kopf. Trotzdem beginnt er, in den Topf zu grinsen, in welchem er noch ein letztes Mal zu rühren scheint. „So, alle hinsetzen und Teller anreichen!", bittet er dann laut über das Gewusel hinweg. Irgendwer scheint zwei zusätzliche Stühle geholt zu haben, sodass wir nun alle Platz haben, wenn es auch kuschelig ist. Mich stört das gar nicht, denn so habe ich die Möglichkeit, mein Bein gegen das von Isla zu drücken, ohne, dass es jemandem auffällt.

Da Papa Suppe gemacht hat, braucht man nur eine Hand zum Essen, was mir ziemlich recht ist. So habe ich nämlich die Möglichkeit, meine freie Hand auf Meadows Oberschenkel abzulegen. Vorsichtig streiche ich mit dem Daumen über den Stoff ihrer Mom-Jeans, in welcher sie in meinen Augen unfassbar gut aussieht. Mein feste Freundin wirft mir ein kleines Lächeln zu, welches ich möglichst heimlich erwidere. Natürlich spüre ich trotzdem Kians Blick auf mir. Auf seine hochgezogenen Augenbrauen hin senke ich nur meinen Blick auf meinen Teller, kann mir aber ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Ich bin mir mehr als sicher, dass er mich problemlos durchschaut und genau weiß, was Sache ist. Aber in diesem Augenblick, in dem ich sicher zwischen all den Menschen, die mir etwas bedeuten sitze, macht es mir rein gar nichts aus.

Nach dem Essen habe ich keine Chance mehr, mit Meadow alleine zu sein, da sie ziemlich direkt mit Arlo nach Hause möchte. Ich kann das durchaus verstehen, denn wenn ich eines gelernt habe, ist es, dass es für kleine Kinder wichtig ist, einen geregelten Schlafrhythmus zu haben. Aus diesem Grund schenke ich ihr ein beruhigendes Lächeln, als sie mich entschuldigend anblickt. Für den Bruchteil eines Augenblicks schauen wir uns tief in die Augen, bis Arlo am Ärmel seiner Schwester zupft. „Isla, ich bin müüüde", nuschelt er. Mein feste Freundin nimmt liebevoll seine Hand, bedankt sich noch einmal bei meinem Vater für das Abendessen und ist dann auch schon schneller, als ich gucken kann, aus der Tür.

„Ich bring die beiden Kleinen eben ins Bett. Könnt ihr vielleicht die Küche aufräumen? Und wehe, Juna fängt an zu erzählen, bevor ich wieder da bin!", fügt mein Vater zwinkernd und etwas leiser hinzu. Meine Brüder lachen daraufhin und auch ich kann nichts dagegen machen, dass sich meine Mundwinkel anheben. Irgendwie ist dieses warme Gefühl in meinem Bauch noch immer nicht verschwunden und so langsam beginne ich zu glauben, dass ich doch nicht unbedingt verletzt auf die Fresse fliegen werde. Meadow hat bestimmt recht, ich muss ihr vielleicht einfach nur vertrauen.

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