9.4 - Juna

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„Juna! Wann kommen Isla und Arlo?" Silas flitzt einem Wirbelwind gleich die Treppe herunter, weshalb ich vorsorglich die Arme öffne, falls er stolpern sollte. Wie es zu erwarten war, haben unsere beiden kleinen Brüder absolut entspannt auf unser Geständnis, dass wir zusammen sind, reagiert. Silas hat sogar behauptet, dass er und Arlo schon einmal die Vermutung aufgestellt hatten, dass wir uns gegenseitig mögen würden, weshalb meine Freundin und ich einen überraschten Blick ausgetauscht haben. Waren wir so auffällig?

Mittlerweile sind fast drei Monate vergangen und es ist Ende August. Nachdem wir unser Semester und auch unsere Klausurenphase hinter uns gebracht haben, genießen wir seit ein paar Tagen unsere Semesterferien. Pünktlich zu unserer freien Zeit wurde das Wetter noch einmal so richtig hochsommerlich, weshalb wir uns für den heutigen Samstag vorgenommen haben, an den See zu fahren. Irgendwie wollten plötzlich alle mit, weshalb es sich zu einem verdammt großen Familienausflug entwickelt hat. Doch so richtig stört es mich nicht, denn ich weiß genau, dass die anderen auch mal ein Auge auf die Kleinen haben werden, sodass Meadow und ich auch Zeit zu zweit genießen können. Zudem gehe ich jetzt einfach mal davon aus, dass sie und ihr Halbbruder heute wieder einmal hier schlafen werden.

„Ich weiß es nicht so genau, mein Kleiner. Eigentlich sollten sie jeden Moment da sein. Hast du schon deine Badehose und dein Handtuch zu den anderen Sachen gelegt?", erkundige ich mich. Mein Bruder nickt. „Ich habe die mit den Dinos genommen!", strahlt er glücklich, weshalb ich lächeln muss. Meine Freundin und ich haben die Hose einmal zusammen entdeckt und ihm dann zum Geburtstag geschenkt, was ein voller Erfolg war.

„Ich find die Sonnencreme nicht!", ruft Jax von oben etwas verzweifelt, weshalb ich die Augen verdrehe. Ich weiß nicht so genau, warum mein Vater ihn zum Packen geschickt hat, aber er war der Überzeugung, dass sein Freund nichts vergessen würde. „Komme!", brülle ich also zurück, indessen ich die Treppe hinaufspringe. Gleichzeitig klingelt es an der Tür. „Keanu! Mach bitte die Tür auf!", rufe ich aus diesem Grund, da ich mir denken kann, dass mein bunthaariger Bruder sich bis zum letzten Moment faul in seinem Zimmer verkriecht, statt sich an den Vorbereitungen zu beteiligen. Und irgendwie ist unsere Familie in der letzten Zeit um einiges gewachsen, sodass alles noch viel mehr drunter und drüber geht und man jede helfende Hand wunderbar gebrauchen kann.

Zehn Minuten später haben Jax und ich die Sonnencreme oben auf dem Eckschrank im Badezimmer gefunden, alle Kinder eingesammelt und sichergestellt, dass diese auch jeder Badesachen und ein Handtuch dabei haben. Als wir wieder unten im Flur ankommen, stapeln sich dort schon Menschen und Ikea-Taschen. Zusätzlich kommen Kian und Papa gerade noch mit Kühltaschen aus der Küche, wo sie zusammen mit Vivi das Essen vorbereitet haben.

„Wir haben auch noch eine Picknickdecke mitgebracht", informiert und Catalina, welche Josias, ihren Freund, an der Hand hält, damit er im ungewohnten Territorium und Gewusel nicht stürzt. Zwar war er nun schon öfters bei uns, doch mit all den Taschen und ohne seinen Blindenstock, den er wahrscheinlich im Auto gelassen hat, ist an einem Fleck stehen zu bleiben wahrscheinlich das sicherste für ihn.

„Perfekt, ich glaube, wir haben alles. Fehlen nur noch Isla und Arlo", stellt mein Vater fest. „Wir können ja schon mal den ganzen Krempel auf die beiden Autos verteilen", schlägt Jax vor, woraufhin er allgemeine Zustimmung erntet. Glücklicherweise ist Catalina mit ihrem klapprigen rostroten Van gekommen, denn in zwei Autos mit nur fünf Sitzen hätten wir nicht alle Platz gefunden. Auf ein „Hast du den Autoschlüssel, Schatz?" wirft Papa seinen Freund mit eben diesem ab, da er selbst nicht durch das Gedränge an die Tür kommt.

Ich entdecke meine Freundin und ihren Bruder die Straße hinauf hetzen, als ich gerade eine große Tüte in den Kofferraum von Papas Auto gestellt habe. „Hey, Meadow!", rufe ich ihr zu und gehe ihr ein paar Meter entgegen, indessen sich Arlo von ihrer Hand löst, um zu Silas zu rennen. „Sorry", schnauft Isla und gibt mir einen flüchtigen Kuss. „Wir haben Arlos Badehose nicht gefunden", erklärt sie. Ich will sie in meine Arme ziehen, doch sie weicht lachend aus. „Ich bin super schwitzig, das würde ich mir an deiner Stelle nicht antun", warnt sie mich. Ich zucke jedoch nur mit den Schultern, bevor ich sie ganz nah an mich ziehe. „Ist mir egal, ich will einen richtigen Kuss", hauche ich gegen ihren Mund.

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