Kapitel 15 ✔️

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Jungkooks Pov

Ich laß in Sayuris Augen eindeutig Sorge, Sorge um Yoongi. Aus diesem Grund war ich ihm gefolgt.

Zwischen uns herrschte Schweigen, es war schon fast so, wie es früher vor dem Unfall war. Diese Kälte in seinen Augen. Früher war er oft so, wenn ihn was gestört hatte, er sich über unseren Manager aufgeregt hatte oder er am Boden zerstört war. Wenn einer dieser Fälle eingetreten war, ist er immer sehr böse und schlecht gelaunt geworden, so hatte er seine Gefühle vor uns versteckt.

Von früher wusste ich noch, wie sehr das ausarten konnte. Deshalb wollte ich ihn jetzt nicht allein lassen und versuchen für ihn da zu sein. Ich wollte es diesmal richtig machen, nicht so wie damals.

Nachdem Sayuri den Kontakt wieder zwischen uns hergestellt hatte, war er wie ausgewechselt. Wir hatten ihn nicht wieder erkannt. Es war fast gar nichts mehr von dem unnahbaren Suga übrig geblieben.

Sayuri hatte uns später mal erklärt, dass er wegen den Kindern so eine krasse Charakterwandlung hingelegt hatte. Sie taten ihm sehr gut, deshalb war ich auch so erschrocken gewesen, als Yoongi so abweisend gegenüber Lennox reagiert hatte.

Es musste wohl eine sehr schlimme Nachricht gewesen sein, dass er seinen Frust schon an den Kindern ausließ.

Nach einer Weile wurde ihm das Schweigen wohl zu blöd und er blaffte mich an: "Was willst du von mir? Kannst du mich nicht in Ruhe lassen?"

Ich ließ mich von seiner ruppig Art nicht von meinem Vorhaben ablenken, diesen Fehler hatte ich früher schon gemacht und ich hatte nicht vor ihn zu wiederholen.

"Ich möchte mit dir reden.", sagte ich bestimmend, damit er merkte, dass er mich nicht mehr so schnell loswurde.

Ich bekam von ihm nur ein spöttisches Auflachen. Dann war er leise und wir setzten unseren Weg fort.

Wir liefen, also ich lief und Yoongi rollte, durch das kleine Laubwäldchen hinter Yoongis Haus, bis wir an die Klippen kamen. Mein früherer Bandkollege fuhr auf die Holzbank zu. Er erhob sich aus seinem Rollstuhl und setzte sich auf die vom Wetter gezeichnete Bank.

Nachdenklich blickte er in die Ferne auf das Meer. Man sah ab und zu eine Welle, aber sonst war es glatt. Am Horizont konnte man die großen Dampfer und Frachtfahrtschiffe erkennen. Sie fuhren wahrscheinlich entweder nach Yeuso oder noch weiter nach China.

"Ich kann keine Kinder bekommen." Dieser Satz brachte mich aus der Fassung.

Was?

Getroffen setzte ich mich neben Yoongi auf die Holzbank, nun blickten wir zusammen aufs Meer.

Yoongi hatte mir mal bei einem "Männerabend" erzählt, dass es sein größter Traum wäre Kinder mit Sayuri zu bekommen. Er stand an dem Abend zwar sehr unter den Einfluss von Alkohol, aber es gibt ja ein Sprichwort.

Kinder und alkoholisierte Menschen sagen immer die Wahrheit.

Ich hatte ihm am nächsten Morgen nochmal auf das Gesagte angesprochen. Er erklärte mir, dass er seit er die Kinder von Sayuri kennengelernt hatte, auch welche bekommen wollte. Dieser Wunsch habe sich dann durch seine Beziehung mit Sayuri nur verstärkt.

"Das ist Scheiße!", sagte ich, weil mir irgendwie nichts besseres einfiel. Yoongi nickte nur und wir sahen weiter aufs Meer.

Ich wollte gerade wieder was sagen, als Yoongi erneut anfing zu reden: "Ich hatte den Arzt das letzte Mal gefragt, ob ich noch mehr bleibende Schäden von dem Unfall erhalten habe, von denen ich noch keine Ahnung habe. Dieses Mal hat er mir gesagt, dass ich durch den Splitter der in meinem Rücken eingedrungen war, Organschäden bekommen hatte. Ich bin dadurch zeugungsunfähig geworden."

Wieder saßen wir da und schwiegen uns an.
Aus der Ferne kam ein Kontainerschiff auf uns zu und fuhr dann ungefähr in 50 Meter Entfernung an der Klippe vorbei. Dieses wollte wahrscheinlich in den Hafen von Busan.

"Warst du deshalb so Scheiße zu Lennox?", fragte ich ihn. Er nickte und beobachtete das Schiff weiter, bis es hinter der Landzunge verschwunden war.

"Ich weiß nicht mehr was ich machen soll. Ich weiß nicht mehr wie ich mit ihnen umgehen soll. Sie erinnern mich an meinen Wunsch. Ich wurde heute früh so wütend und wollte das nicht an Lennox auslassen. Er kann gar nichts dafür.", sagte er mit Reue in seiner Stimme.

Wir hörten in der Nähe ein Schiffshorn, was seine Fahrt in den Hafen ankündigte. Daraufhin sah sich wohl eine Möwe gezwungen zu antworten.

"Yoongi. Ich weiß gerade genau wie schwer das für dich ist. Aber es ist nicht nur schwer für dich, sondern auch für deine Familie. Sayuri hatte heute früh eine Art Zusammenbruch gehabt.", fing ich an zu reden.

"Was?", fragte mein Nebenmann bestürzt und drehte sich das erste Mal zu mir.
Ich drehte mich auch zu ihm und redete weiter: "Ja, aber Jimin hatte sie wieder beruhigt. Und vorhin hatte mir Tae geschrieben, dass sie noch eine Weile bei ihr bleiben werden."

Dies beruhigt ihn ein wenig und er wollte sich wieder abwenden und auf das Meer schauen, aber ich hielt seinen Kopf fest und schaute ihn eindringlich an.

"Yoongi. Du darfst dich nicht so sehr an dem festbeißen, was nie Realität werden kann. Und ich kann mir vorstellen wie scheiße das gerade für dich sein muss. Aber du musst es hinter dir lassen, du musst es akzeptieren. Denn du kannst es nicht mehr ändern. Du bist, auch wenn es sich in diesem Moment nicht so anfühlt, ein Familienvater für zwei wunderschöne Kinder und diese brauchen dich, genauso wie deine Freundin dich braucht. Du musst dich auf sie konzentrieren und nicht deinen Träumen nach trauern. Denn für die Zwillinge bist du der Vater und wirst es auch immer bleiben. Und ich weiß, dass ich eigentlich gar nicht in der Lage bin dir vorzuschreiben was du zutun hast, aber ich weiß, auch wenn du dich jetzt nicht um deine Familie kümmerst, wirst du bald keine mehr haben. Es wird schwierig, aber genau weil es schwierig ist, wird es sehr gut am Ende werden!"

Als ich meine kleine Ansprache beendet hatte, stand ich auf und ging zurück zu dem Haus. Ich hoffte innig, dass die Worte die ich zu ihm gesagt hatte nicht zu häftig waren und er sie sich zu Herzen nimmt.

Als ich auf halber Strecke war, hörte ich wie Yoongi mir hinterher rief: "Warte bitte!"

Ich drehte mich erleichtert um und sah wie er auf mich zugerollt kam. Als er zu mir aufgeschlossen hatte sagte er: "Ich werde mein bestes geben für sie dazu sein."

Dieser Satz ließ mich lächeln und zusammen setzten wir unseren Weg fort.

First LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt