Kapitel 34 ✔️

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Yoongis Pov

Nur noch ein Schritt. Nur einer. Einfach nur den Fuß nach vorne schieben. Nur ein Stück. Beweg dich du scheiß Fuß. Es ist nur ein beschissener Schritt, den bekommst du jetzt auch noch hin. DAS IST NUR EIN FUCKIG SCHRITT.

Einatmen und ausatmen, du schaffst das. Nicht aufregen, alles wird gut.

Ich starrte noch eine Weile meinen rechten Fuß an und schrie ihn in Gedanken an, dass er sich doch endlich bewegen solle. Irgendwann seufzte ich resigniert und wischte mir den Schweiß von meiner Stirn.

"Kannst du mir bitte meinen Rollstuhl geben?", fragte ich an Jesoo gerichtet. Dieser schreckte aus seinen Gedanken hoch, sprang danach aber sofort von dem Stuhl, auf welchem er gemütlich saß, Kaffee getrunken hatte und mir beim "laufen" zu gesehen hatte. Ich muss schon sagen engagierter Therapeut.

Ich hatte heute mal wieder meine Physiotherapie zusammen mit meinem liebreizenden Therapeuten. Sayuri war nach langer Zeit wieder auf Arbeit und die Kinder spielten im Wohnzimmer. Manchmal schauten sie mir auch zu oder erschraken sich an meinen genervten Ausrufen.

Ich probierte gerade frei zu laufen, also ohne Stütze. Nur leider klappte dies nicht allzu gut. Ich schaffte es gerade mal zwei Schritte ohne das Gleichgewicht zu verlieren.

Jesoo fand es nach einer Weile langweilig, mir die ganze Zeit zuzuschauen und mich anzufeuern, also hatte er sich einen Kaffee geholt und sich auf einen Stuhl gesetzt.

Als Jeeso endlich mit meinem Rollstuhl kam, ließ ich mich erschöpft in diesen fallen. "Also ich habe dich so ein bisschen beobachtet und freue mich sehr, dass du Fortschritte gemacht hast, aber du hältst deine Füße in einer seltsamen Position. Du musst dir das sehr schnell abgewöhnen. Könnte schlimm ausgehen.", berichtete er mir.

"Das hat Sayuri auch schon gesagt.", gab ich nur genervt von mir. Für was ist der eigentlich hier? Zum Kaffee trinken?

Gerade als ich mich über seine Lehrmethoden aufregen wollte, klingelte es an der Tür. Schnell drehte ich mich um, rollte zur Tür und öffnete sie. Die Post. Vielleicht sind ja endlich meine Kopfhörer angekommen.

Ich hatte meine alten in einem Frustanfall geschrottet, weil mir nichts passendes für das Lied eingefallen war und ohne Kopfhörer konnte ich nicht weiter schreiben. Das war ein Muss, beim schreiben Kopfhörer zu haben.

Der Postbote ging in meinen Flur, legte ein kleines Päckchen auf die Kommode und drückte mir drei Briefe in die Hand. Dazu sagte er: "Ich habe die Briefe gleich mitgebracht." Und dann war er wieder verschwunden. Komische Leute. Nicht mal hallo sagen, geschweige denn Tschüss. Pf.

Ich schaute schnell die Briefe durch. Rechnung, von meiner creepy Tante und was für Sayuri. Von unserem Hausarzt? Warum bekommt sie einen Brief von unserem Hausarzt? Ich zuckte mit den Achseln und fuhr dann zur Kommode um das Päckchen mitzunehmen.

Danach fuhr ich schnell in die Küche und schmiss die Briefe auf den Tisch. Anschließend fuhr ich mit dem Päckchen ins Wohnzimmer zurück.

"So Yoongi, unsere Stunde ist vorbei. Bis zum nächsten Mal." Mit diesen Worten verabschiedete sich Jesoo und danach verschwand er durch die Tür. Soll mir recht sein, dann kann ich mich meinen Kopfhörern widmen.

Kurz blickte ich zu den beiden Kleinen und stellte fest, dass sie immer noch ruhig und fröhlich zusammen spielten. Manchmal sah das ganz anders aus. Ich hatte schon Kriege mit ansehen und schlichten müssen.

Danach rollte ich an den Tisch und riss das Päckchen auf. Zum Vorschein kam die Verpackung meiner schwarzen Kopfhörer. Ich pulte sie aus ihrer Verpackung und Verband sie mit meinem Handy. Danach setzte ich sie mir auf und probierte den Klang aus. Als ich damit zufrieden war, packte ich sie wieder zurück und räumte den Müll weg.

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"Yoongi?" "Wohnzimmer!"

Sayuri war also von der Arbeit zurück. Ich war gerade dabei Namida zu überreden ohne Hilfe zu laufen. Ich hatte aber leider nicht so viel Überzeugungskraft.

Sayuri kam ins Zimmer und gab mir einen Kuss. "Na wie war dein Tag?", fragte sie fröhlich. "Ich bekomme es immer noch nicht richtig hin ohne Stütze zu laufen und Namida auch nicht. Übrigens für dich ist ein Brief von unserm Hausarzt gekommen.", berichtete ich von meinem ereignislosen Tag. Nachdem ich den Brief erwähnt hatte, änderte sich ihr Gesichtsausdruck von fröhlich zu besorgt, vielleicht sogar etwas ängstlich. Hatte ich irgendwas verpasst?

Gerade als ich sie fragen wollte, ging sie aus dem Zimmer und lief in die Küche. Ich schaute ihr noch kurz nach und entschied mich dann weiter auf Namida einzureden.

Plötzlich hörte ich ein seltsames Geräusch aus der Küche. Verwirrt rief ich nach meiner Freundin, bekam aber keine Antwort zurück. Langsam begann ich mir Sorgen zumachen, also rollte in die Küche.

Dort saß Sayuri an dem Küchentisch und schaute mit geweiteten Augen, in welchen sich auch Tränen befanden, auf den Brief. Ich fuhr zu ihr und fragte bestürzt: "Ist alles okay?"

Sie drehte sich zu mir und sagte lächelnd: "Du bist ihr Vater!" Warte, was? Vater? Von wem? Sie bemerkt wohl meinen verwirrte Gesichtsausdruck, denn sie erklärte: "Du bist der Vater von Namida und Lennox!"

Warte... Was? WAS? Ich...

Ich schaute sie einfach nur an und langsam klappte mein Mund auf. Ich musste bestimmt wie ein Fisch ausgesehen haben. Ich wusste nicht was ich machen, geschweige denn sagen sollte. Mir traten langsam Tränen in die Augen.

"Verarscht du mich gerade?", hauchte ich ungläubig, unfähig lauter zu reden. Sie schüttelte nur lachend mit den Kopf. Ich bin Vater? Aber wie? Was?

"Ich, I-ich b-b..." Und nun fing ich an haltlos zu weinen. Ich bin Vater. Als ich aufschluchzte, schlug ich mir schnell die Hand auf dem Mund. Was? Aber, das...

Sayuri nahm mich in ihre Arme und streichelte mir über den Rücken. Ich hing in ihren Armen und heulte wie ein Baby. Ich könnte es gerade nicht fassen. Die anfängliche Überraschung ist purer Freude gewichen und ich fing an zu lachen.

Plötzlich kam mir ein Gedanke und ich hörte auf zu lachen. "Aber ich bin doch zeugungsunfähig?", fragte ich nun verwirrt. "Ja, aber du bist erst durch den Unfall unfruchtbar geworden. Vorher konntest du noch Kinder zeugen.", erwiderte sie, "Ich habe damals noch in Japan gelebt. Das muss irgendwann in Japan passiert sein. Aber ehrlich ich weiß nicht wann."

"Ich bin Vater!", rief ich aus und fing wieder an zu lachen. Sayuri stieg mit ein. "Ich habe zwei wundervolle Kinder mit der schönsten Frau der Welt!"

Danach zog ich sie zu mir und küsste sie innig.

In diesem Moment war ich einfach nur glücklich, seit langem mal wieder.

First LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt