Kapitel 42 ✔️

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Ein paar Stunden später haben wir uns bei den anderen verabschiedet. Mit Tae und Kooks hatten wir ausgemacht, dass sie die Kinder einfach morgen Vormittag vorbei bringen würden. Tae war zwar noch immer nicht so begeistert, aber Kooks zu Liebe ließ er sich darauf ein.

Schweigend fuhr ich die Straße, welche zu unserem Haus führte, hoch. Die Wut von heute Nachmittag kam langsam wieder. Ich konnte ihn einfach nicht verstehen, wie leichtsinnig er mit seinen schon geschädigten Beinen umging.

Ich hatte früher, wo ich noch in Japan gelebt hatte, einen Fall der so ähnlich war wie Yoongis. Er hatte einmal nicht aufgepasst und hat sein Bein dabei verletzt. Er konnte dadurch das Laufen vergessen. Seine Knochen waren von dem Unfall, bei ihm war es ein Kletterunfall gewesen, so sehr geschädigt, dass diese Verletzung ausgereicht hatte. Für ihn war die Welt untergegangen als er dies erfahren hatte.

Und ehrlich sowas wünschte man nicht mal seinen Feinden. Diese Hoffnung, dass man das Laufen wieder erlenen kann und da wird sie durch eine winzige Unachtsamkeit zerstört. Deshalb verstand ich nicht wie achtlos Yoongi damit umgehen konnte. Als ob es selbstverständlich wäre das er wieder laufen lernte. Das ist es auf gar keinen Fall.

Nachdem ich das Auto geparkt hatte, öffnete ich die Tür, stand auf und holte Yoongis Rollstuhl aus den Kofferraum. Ich stellte ihn einfach vor ihm hin und lief dann los um die Tür aufzuschließen. Danach ging ich rein und zog mich aus. Wenig später kam er auch rein.

"Was hast du dir dabei gedacht?", platzte es aufgebracht aus mir raus. Ich konnte nun meine Wut nicht mehr zurück halten. Yoongi drehte sich nur zu mir um und schaute mich verdattert an.

"Du hättest dadurch vergessen können jemals wieder zu laufen.", erklärte ich ihm wieder aufgebracht. "Es tut-", fing er an sich zu entschuldigen, wurde aber von mir unterbrochen: "Nein, du lässt mich jetzt reden! Du hättest dadurch alles kaputt machen können und wieder von vorne anfangen müssen. Warum verdammt bist du so leichtsinnig? Scheiße, du hättest wegen dieser Unachtsamkeit dein Bein verlieren können! Warum siehst du das als selbstverständlich an? Ich habe schon viele erlebt die sich dadurch ihr komplettes Leben ruiniert haben. Nimm es nicht auf die leichte Schulter."

"Beruhig dich-", fing er wieder an. "Nein, was wäre wenn Lennox noch auf deinem Schoß gesessen hätte? Wenn er den Hammer abbekommen hätte? Du hast Verantwortungen als Vater! Du hast jetzt nicht mehr für dich allein zu sorgen. Zeig Verantwortungsbewusstsein indem du bei dir anfängt und nicht so leichtsinnig mit dir umgehst. Nicht jeder hat die Chance nach so einem Unfall wieder laufen zu können.", unterbrach ich ihn erneut.

"Hey, komm bitte erstmal etwas runter und dann setzten wir uns zusammen hin und reden darüber.", schlug er vor.

"Pah. Genau, jetzt willst du reden. Aber gestern wolltest du das nicht. Du zieht dich die ganze Zeit zurück und ich weiß nicht was mit dir los ist. Ich mache mir Sorgen verdammt und du stößt mich von dir weg. Rede mit mir! Was beschäftigt dich? Was machst du die ganze Zeit?", gestresst fuhr ich mir durch die Haare. Eigentlich wollte ich mich mit ihm nicht streiten, vor allem nicht nach diesem Tag. Aber meine Emotionen gingen gerade alle mit mir durch.

Danach drehte er sich wortlos um und fuhr zum Fahrstuhl. Ich folgte ihm aufgebracht: "Warum gehst du jetzt einfach? Ich rede mit dir!" Aber er ließ sich nicht beirren und fuhr hoch. Danach rollte er ins Flügelzimmer, wo es immer noch so aussah als hätte eine Bombe eingeschlagen.

Er fuhr zum Flügel und versuchte sich hochzustemmen. "Ich habe dir gesagt du sollst in nächster Zeit nicht mehr laufen!", hielt ich ihn davon ab es nochmal zu versuchen. "Ich muss mich nur auf den Hocker setzten.", beschwichtigte er mich. "Du willst jetzt Klavier spielen? Wir führen gerade ein wichtiges Gespräch!", gab ich entrüstet von mir. "Du wolltest doch wissen was ich die ganze Zeit gemacht habe.", sagte er ruhig. Wie konnte er bei der ganzen Situation so ruhig bleiben?

Genervt stieß ich die Luft aus und half ihm dann schließlich doch, sich auf den Hocker zu setzten.

Danach fing er an eine ruhige Melodie zu spielen. Sie klang verträumt aber auch total traurig. Sie ließ mich den ganzen Streit von vorhin vergessen. Vorsichtig stellte ich mich neben ihn und beobachtete ihn aufmerksam beim Spielen. Langsam wurde er immer schneller und fing schließlich an zu singen.

Without repulsion
You accepted me
Without you I am nothing
After the dawn, two of us
We welcomed the morning together
Don't let go of my hand forever
I won't let go of you again either

Seine Stimme war am Anfang leise und baute sich immer mehr auf. Langsam legte ich meine Hand auf seine Schulter um ihm zu zeigen, dass ich ihn nie loslassen würde, auch nicht wegen so einen beschissenen Streit.

We laughed, we cried
Those days with you, those moments are now in memories
I said, grasping my broken legs
'I really can't do any more'
Every time I wanted to give up
By my side you said
Bastard you can really do it

Seine Finger schlugen immer heftiger und nachdrucksvoller auf die Tastatur ein. Seine Stimme wurde immer lauter und emotionaler und sein Gesang ging langsam in einen Rap über. Mir lief eine kleine Träne über die Wange, aber ich hielt ihn immer noch an seiner Schulter fest und gab ihm dadurch Halt.

I remember back then
When I was fed up and lost
Back then when I fell into a pit of despair
Even when I pushed you away
Even when I resented meeting you
You were firmly by my side
You didn't have to say anything
So don't ever let go of my hand
I won't let you go ever again either

Mir floßen immer weitere Tränen über die Wange. Nachdem er das Lied beendet hatte atmete er kurz schwer und schien sich etwas zu sammeln. Dann drehte er sich zu mir um. Nun sah ich das er auch etwas geweint hatte. Vorsichtig streckte ich meine Hand aus und wischte seinen Träne weg.

"Ich habe mich zurück gezogen, weil ich dieses Lied geschrieben habe. Es ist für dich.", erklärte er mir mit tränenerstickter Stimme. "Eigentlich würde ich jetzt gerne auf die Knie gehen, aber selbst wenn ich es hing bekommen würde, würde ich nicht mehr hoch kommen. Also denk dir das bitte.", kurz atmete er tief durch, "Ich liebe dich Kim Sayuri. Ich liebe unsere Kinder. Ich hoffe das du nie meine Hand los lassen wirst. Denn ich werde es ganz bestimmt nie tun. Kim Sayuri, willst du mich heiraten?"

Und genau ab diesen Moment konnte ich nicht mehr an mir halten und ich brach vollends in Tränen aus. Meine Beine konnten mich nicht mehr halten und ich sank auf den Boden. Yoongi schaute mich besorgt an und ließ sich auch auf den Boden gleiten und umarmte mich.

Nach einer Weile, in der ich ihm immer noch keine Antwort gegeben hatte, wurde er unruhig und nervös und entfernte sich ein Stückchen von mir. Als ich sein Gesichtsausdruck sah, legte das bei mir irgendeinen Schalter um und ich fing heftig an zu nicken.

Mein nun Verlobter atmete erleichtert aus und nahm mich wieder in den Arm dabei lachte er leise. Sein Lachen steckte mich an und nun saßen wir auf den Boden lachend und heulend gleichzeitig.

Kurz darauf löste er sich wieder von mir und legte seinen Lippen auf meine. Sofort erwiderte ich den Kuss und schlank meine Arme um seinen Nacken. Er legte seine dagegen auf meine Hüften und zog mich auf seinen Schoß.

First LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt