Kapitel 12 ✔️

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Sayuris Pov

Langsam fuhr ich die Serpentinen zu unserem Haus hoch. Ich hatte für heute meine Arbeit beendet und freute mich auf den freien Abend, vor allem weil Jimin die Kinder noch bis zum Abendbrot hatte und sie dann erst hoch bringen wollte.

Sie hatten bei ihm zwar schon öfters geschlafen, aber für einen Ungelernten ist das schon eine Zumutung, Zwilling ins Bett zu bringen, die total überdreht sind wegen der neuen Umgebung. Als sie bei ihm das erste Mal übernachtet haben, hatte er sehr verzweifelt um halb eins angerufen, weil er nicht mehr wusste, was er machen sollte um sie ins Bett zu bekommen.

Ich stellte mein Auto auf den dafür vorgesehen Parkplatz vor unser Haus. Stieg aus, lief zur Tür und kramte den Schlüssel aus meiner Handtasche. Danach schloss ich auf und zog meine Schuhe aus und hängte meine Jacke an die Garderobe. Eigentlich sollte Yoongi ja hier sein, aber ich hörte keine Geräusche, die darauf schließen würden das er da sei. Seltsam.

Ich ging in die Küche um zu schauen, ob er mir eine Nachricht hinterlassen hatte. Yoongi ist einmal ohne Bescheid zu sagen Spazieren gefahren und ich hatte derweil zu Hause einen Herzkasper bekommen, weil ich ihn auch nicht erreichen konnte. Deshalb haben wir ausgemacht, dass wenn man irgendwohin ging und der andere es nicht wusste einfach eine kleine Notiz in der Küche hinterließ.

Nur das was ich in der Küche sah verwunderte mich nur noch mehr. Auf dem Boden lag ein kaputtes Glas, zusammen mit einer zerbrochenen Glasflasche. Außerdem befanden sich die "Kunstwerke" der Kinder nicht mehr an unserem Kühlschrank, sondern auf dem Boden, wo sie auch teilweise zerrissen waren.

Sollten die Kinder nicht noch bei Jimin sein? Habe ich was verpasst?

Weil ich noch immer kein Lebenszeichen bekommen habe, rief ich nach Yoongi. Kurz wartete ich, aber hörte immer noch nichts. Also beschloss ich oben nachzuschauen, vielleicht hatte er ja Kopfhörer drin und hörte mich deshalb nicht.

Auf dem Weg nach oben, nahm ich seltsame Geräusche wahr. Es klang fast so als würde jemand weinen. Ich lief schneller. Als ich oben war schaute ich mich kurz um, um herauszufinden, wo die Geräusche herkamen. Diese waren hier oben auch lauter und ich war mir nun sicher das jemand weinte.

Mein Blick blieb an der halb offenen Wohnzimmertür hängen. Ich erstarrte, auf dem Boden des Wohnzimmers lag umgekippt Yoongis Rollstuhl. Ich öffnete die Tür schwungvoll und bekam noch einen größeren Schock.

Auf dem Boden neben dem Rollstuhl, in einem Winkel den man von der Tür aus nicht sehen konnte, lag Yoongi zusammen gekauert wie ein kleines Baby und schluchzte hemmungslos.

Schnell lief ich zu ihm hin und kniete mich auf den Boden. Es muss irgendetwas sehr schlimmes passiert sein, denn er nahm mich gar nicht war. "Hey, Yoongi was ist passiert?", fragte ich bestürzt und schüttelte ihn sanft an seiner Schulter, um ihn auf mich aufmerksam zu machen.

Endlich nahm er mich war. Aber er sagte nichts sondern schüttelte nur mit dem Kopf und zeigte auf die Papierschnipsel die neben ihm lagen.

Ich nahm einen hoch. Auf diesem konnte ich nur noch wenige Wörter richtig erkennen, diese ergaben für mich aber keinen Sinn. Also nahm ich den nächsten Schnipsel in die Hand. Auf diesem konnte man wahrscheinlich das Ende eines Satzes sehen. Aber ich konnte mir immer noch keinen Reim daraus machen, was Yoongi jetzt so aus der Bahn geworfen hatte.

Als Yoongi meinen verständnislosen Blick bemerkte, nahm er einen Schnipsel, der sehr nah an seinem Körper lag, und schmieß ihn mir zu. Diesen hob ich auf und laß ihn mir durch.

Es stand nur ein einziges Wort darauf und dieses Wort war auch nochmal unterstrichen.

Zeugungsunfähig.

Fuck. Nein.

Ich sah Yoongi in die Augen, sie strahlten Verzweiflung und pure Traurigkeit aus. "Sag mir bitte, dass das nicht wahr ist!", flehte ich ihn an. Aber er schüttelte nur mit dem Kopf und wendete sich von mir ab, um wieder auf die Schnipsel zu starren.

Ich wusste das es Yoongis größter Wunsch war, seit er meine Kinder kennengelernt hatte, selber Kinder zu bekommen. Ich wusste auch wie niederschmetternd das für ihn war. Nur war das nicht allein für ihn so, sondern auch für mich. Ich hatte mir auch gewünscht, noch ein Kind mit meiner ersten Liebe zu bekommen.

Ich hasste es ihn weinend und verzweifelt zu sehen. Das war zwar nicht das erste Mal, dass ich ihn so sah. Er stand in der Therapie mal am Rande eines Zusammenbruchs, aber das hier ist viel heftiger als damals.

Ich nahm schnell mein Handy aus meiner Hosentasche und rief meinen besten Freund an. Als er den Anruf annahm fragte ich sofort: "Jimin die Kinder können bei dir über Nacht bleiben, oder?" Ich hatte die Frage so ausgedrückt, dass sie keinen Platz für Widersprüche bot.

Deshalb sagte Jimin: "Du weißt aber schon wie es das letzte Mal war, oder?" "Meine Fresse, dann frag Tae ob er dir hilft!", wurde ich nun doch etwas grober, denn ich merkte, dass Yoongi mich jetzt dringend brauchte und Jimin mich aufhielt. "Ist bei euch alles gut? Ich...", setzte Jimin an, aber ich drückte ihn einfach weg. Ich musste mich auf jeden Fall morgen bei ihm entschuldigen, aber Yoongi war in diesem Moment wichtiger.

Ich steckte mein Handy wieder weg und überwand den letzten Meter, welcher ihn und mich trennte. Ich schloss mein Freund ganz fest in meine Arme und brachte uns in eine bequeme Position. Ich saß nun an der Wand angelehnt und Yoongi halb auf meinem Schoß, halb auf dem Boden.

Langsam flossen mir auch Tränen über die Wangen. Ich könnte nie Yoongis und mein Kind austragen. Nie.

Als er mitbekam, dass ich weinte hörte er abrupt auf und schaute mich erschrocken an. "Hey, nicht weinen!", sagte er ruhiger und wischte mir meine Tränen weg. Dabei fing er aber auch wieder an zu weinen. Nun wischte ich ihm seine weg.

Wir sahen ein, dass das eine aussichtslose Situation und so kuschelte sich Yoongi einfach an meine Brust und umschloss mich auch mit seinen Armen. So saßen wir eine Weile da, weinend und versuchend die Realität zu akzeptieren.

First LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt