Die schwüle Nachtluft umgibt sie sofort und trocknet ihre vergossenen Tränen. Bis nach Hause würde es zu Fuß zwar zwanzig Minuten dauern, aber das ist der Blondhaarigen im Moment egal.
Ohne zurückzublicken macht sie sich auf den Weg und läuft schnellen Schrittes auf dem Bürgersteig in Richtung nach Hause. Die Worte ihres Vaters spielen sich immer wieder und wieder in ihrem Kopf ab und Mila fragt sich, ob sie wirklich so eine Enttäuschung für den Mann ist, der sie seit acht Jahren alleine großzieht.
Tief in Gedanken versunken bekommt die Achtzehnjährige nicht mit, dass ein Auto unmittelbar neben ihr gehalten hat. Als die Hupe ertönt dreht sie sich geschockt um und muss feststellen, dass die Audi A4 Limousine ihres Vaters neben ihr steht. Einige Sekunden überlegt Mila ob sie nicht doch einfach weiter laufen soll, aber entscheidet sich schlussendlich dagegen.
Da Robert vorne Platz genommen hat muss die Blondhaarige wohl oder übel hinten sitzen, doch ehrlicherweise zieht sie es vor nicht neben ihrem Vater zu sitzen. Mit gesenktem Kopf sitzt sie stumm da und wartet bis Elijah den Motor startet, doch nichts geschieht. Anhand der Geräusche kann Mila feststellen, dass ihr Vater sich zu ihr herum gedreht hat, aber immer noch will und kann sie dem Mann nicht in die Augen schauen.
„Das vorhin ging zu weit!" entgegnet er seiner Tochter „denk das nächste mal vorher nach bevor du etwas sagst!"
Stille.
„SCHAU MICH GEFÄLLIGST AN WENN ICH MIT DIR REDE!" wegen des schnellen Wechsel der Lautstärke zuckt Mila heftig zusammen und drückt sich immer weiter zurück gegen den Sitz. Zögerlich hebt sie den Kopf, nur um in die erbosten Augen ihres Vaters zu blicken. Schwer atmend sitzt dieser am Fahrersitz und straft seine Tochter mit den enttäuschten Blicken. Robert hingegen ist ganz still und sitzt regungslos vorne am Beifahrersitz.
„Wenn du noch einmal so mit mir über deine Mutter redest und dann einfach abhaust kannst du jeglichen Kontakt zu deinen Freunden für einen Monat vergessen!" fügt er hinzu „gib mir dein Handy du hast für heute Handyverbot und wenn wir es zuhause sind gehst du sofort in dein Zimmer, haben wir uns verstanden?"
Stumm nickt Mila und reicht ihrem Vater ihr Handy, da sie weiß, dass sie in Tränen ausbrechen würde, wenn sie jetzt etwas sagt. Doch ihr Vater gibt sich mit dieser Antwort nicht zufrieden.
„Ich höre nichts!" sagt er mit Nachdruck
„Ja Vater-" haucht die Blondhaarige und das Brechen ihrer Stimme am Ende ist nicht zu überhören. Ein letztes Mal schnaubt ihr Vater auf und wendet sich dann endlich dem Lenkrad zu. Der Motor springt Augenblicke später an und das Auto setzt sich langsam in Bewegung.
Die Blondhaarige hat ihre Lippen fest aufeinander gepresst um die in ihr ansteigende Traurigkeit zu unterdrücken. Dennoch ist die ganze Situation zu viel für das Mädchen, weswegen ihr schlussendlich doch ein leises Wimmern entgleitet. Ein paar Tränen kullern ihre Wangen herunter und ab und zu entgleitet ihr ein verletztes Schluchzen.
Plötzlich spürt sie einen warmen Kontakt an ihrem Unterschenkel und muss erschrocken feststellen, dass sich Roberts rechte Hand sanft an ihr Bein gelegt hat. Er hat seinen Arm unbemerkt durch den Schlitz zwischen Sitz und Autotüre gesteckt und streicht nun beruhigend mit seinem Daumen über Milas Bein, die zugeben muss, dass sie diese Berührung tatsächlich besänftigen.
Ihre Atmung reguliert sich langsam wieder und mit ihrem Handrücken wischt sie sich die verbliebenen Tränen von den Wangen. Auch wenn sie eigentlich sauer auf Robert sein sollte, kann sie dies im Moment einfach nicht sein. Diese kleine Geste bedeutet viel mehr als man eigentlich denkt, denn sie drückt aus, dass er in diesem schweren Augenblick für die Blondhaarige da ist.
Er will ihr zeigen, dass sie nicht alleine ist und zum ersten Mal heute kommt die zärtliche Seite ihres Onkel D zum Vorschein, die Mila eigentlich die letzen Jahre von ihm gewöhnt war.
Gerade als sich das Mädchen an die Berührung gewöhnt hat ist sie auch schon wieder weg, da der Wagen vor ihrem Haus angehalten hat. Da sie Robert nicht bei ihm zuhause abgeliefert haben weiß sie, dass er heute Nacht hier bleiben wird. Wahrscheinlich wollen er und ihr Vater noch geschäftliches besprechen, doch das könnte der Blondhaarigen nicht egaler sein. Sie drückt die Autotüre auf und läuft mit gesenktem Kopf in Richtung Haustüre.
Auch wenn es dunkel ist spürt sie den besorgten Blick Roberts auf sich, jedoch kann Mila ihm jetzt einfach nicht in die Augen schauen. Sie bereut ihr Verhalten und schämt sich für die Worte, die sie ausgesprochen hat. Seit langem hat sie sich nicht mehr so klein gefühlt wie im Augenblick und am liebsten würde sie auf der Stelle im Erdboden versinken.
Nachdem sie den richtigen Code für die Haustüre eingegeben hat, öffnet sich diese und schnell läuft das Mädchen die Treppen hinauf, nur um in ihrem Zimmer zu verschwinden. Leise schließt sie die Türe hinter sich und will gerade den Schlüssel im Schloss umdrehen, als sie bemerkt, dass dieser nicht mehr da ist.
Na toll, jetzt kann sie sich nicht einmal vor ihrem Vater in ihrem Zimmer verstecken. Sie hat keine Lust heute oder morgen oder in absehbarer Zeit mit diesem zu reden, erst soll er sich bei ihr entschuldigen. Sie ist sicherlich nicht die einzige, die an diesem Streit schuld ist und die darüber hätte nachdenken sollen, was sie sagt.

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mind games | 𝐫𝐝𝐣
FanfictionABGESCHLOSSEN ,Onkel D', so bezeichnet Mila jahrelang den besten Freund ihres Vaters. Schon immer hat er einen wichtigen Platz in ihrem Herzen gehabt und auch wenn sie in ihren Kinderjahren oft für ihn schwärmte, ist Robert immer unerreichbar gewese...