Es ist wie, als würde die Zeit stehen bleiben. Eine kalte Brise verleiht Mila Gänsehaut, während sie sich in den Augen Roberts verliert.
Das Knarzen der Schaukeln wird lauter und sie hat das Gefühl, dass es sogar dunkler geworden ist.
„Wow-" er ist offensichtlich sprachlos und verzweifelt sucht er nach den richtigen Worten „ich denke ich habe auch Gefühle für dich Mila...schon lange. Aber denkst du, dass das hier-" er deutet mit dem Finger auf sich und dann auf die Achtzehnjährige „-jemals eine Zukunft haben kann und wird. Ich meine sieh uns doch an, Ich könnte praktisch dein Vater sein und wo wir gerade von Vater sprechen, ich denke nicht, dass dein Papa hiermit einverstanden ist. Wenn er das rausfindet wird er erst mich und dann dich einen Kopf kürzer machen. D-das ist Wahnsinn, purer Wahnsinn..."
Die Atmung des Mannes ist schneller geworden und mit seinen Händen stemmt er sich auf seinen Oberschenkeln ab. Hat er etwa...Angst? Er scheint verzweifelt zu sein, wie als würde er Mila lieben und ebenfalls mit ihr zusammen sein wollen, doch sein Gewissen hindert ihn daran.
„Robert" flüstert Mila um seine Aufmerksamkeit zu erlangen, was auch funktioniert, denn der Mann blickt sofort auf „wenn wir uns lieben, dann wird es einen Weg geben, dass das hier funktioniert. Die Liebe siegt am Ende immer."
Aufmunternd lächelt das Mädchen den Mann an, auf dessen Lippen sich nun auch langsam ein zaghaftes Lächeln legt. Es ist das erste mal, dass Mila Roberts zärtliche und gebrechliche Seite zu sehen bekommt und um ehrlich zu sein, erleichtert es sie ungemein, dass auch dieser Mann Gefühle zu haben scheint.
„Das ist eine Lüge Darling" haucht Robert plötzlich und streicht mit seinem Zeigefinger über die kalte Wange der Blondhaarigen „die Liebe siegt nicht immer, dass habe ich selbst erleben dürfen."
Ein trauriges Lachen entgleitet seiner Kehle, während er in die Ferne starrt.
Warte was?
„S-selbst erleben?" wiederholt Mila zögerlich und wartete gespannt auf eine Antwort.
Der Mann stöhnt auf und legt seinen Kopf in den Nacken, als er sich mit den Händen durch das müde Gesicht fährt.
„Es wissen nicht viele und du warst noch sehr klein Mila, deswegen wirst du dich bestimmt nicht daran erinnern können" fängt Robert an zu erzählen „ich war verheiratet und meine ach so geliebte Frau hat mich betrogen. Nicht so wie du jetzt denkst, nein, es war viel schlimmer. Sie hat mich nie geliebt und war nur auf mein Geld aus. Alles was ich mir mit deinem Vater aufgebaut habe, war alles was sie an mir liebte und ich Vollidiot bin darauf reingefallen. Eines Tages kam ich von einer Geschäftsreise früher nach Hause als geplant und ich hörte ihr widerwärtiges Stöhnen schon, während ich noch vor der verschlossenen Haustüre stand. Es ist mir noch in Erinnerung geblieben und ich weiß noch ganz genau, wie ich mich hätte sofort übergeben können."
Es herrscht Totenstille.
„Als ich dann das Haus betrat, wurde mir sofort klar, was hier abgelaufen ist. Ich roch den Schweiß, den Wein und förmlich konnte ich auch den Sex riechen. Dann ging ich die Treppe hinauf, weiterhin erfüllten Schreie und Stöhnen mein Haus und als ich die Schlafzimmertüre öffnete sah ich sie. Die Frau, die mich seit Monaten nicht mehr rangelassen hatte und den Mann, den ich damals meinen besten Freund nannte. In diesem Moment habe ich nichts außer puren Hass verspürt, puren Hass gegenüber den Menschen, die ich am meisten geliebt habe, doch das hat offensichtlich nicht gereicht was?"
Robert verstummt und rauft sich verbissen die Haare. Es scheint ihm unheimlich schwer gefallen zu sein, sich zu öffnen und Mila fragt sich, ob er jemals mit irgendjemandem darüber gesprochen hat. Es scheint, wie als hätte das Jahre lang in ihm geschlummert und wie als wenn die Wunde niemals verheilt wäre.
„Jedenfalls hat die nette Dame mein Bankkonto leer geräumt, was ich leider erst zu spät bemerkt habe. Natürlich habe ich beide sofort rausgeworfen, doch mit meinem Geld sind sie noch am gleichen Tag durchgebrannt. Erst Jahre später habe ich sie vor Gericht wiedergesehen...es war hart und ohne deine Eltern hätte ich diese Zeit niemals überstanden. S-sie sind meine Familie geworden, da meine eigne mich schon sehr früh verstoßen hatte und ich habe das Gefühl, dass ich deinem Vater etwas schuldig bin. Ich darf seine Tochter nicht vögeln, ich darf es einfach nicht...auch wenn es sich so verdammt gut anfühlt....Scheiße"
Mit offenem Mund starrt die Achtzehnjährige den Mann an, den sie schon seit ihrer Geburt kennt. Es gab nie eine Geburtstagsfeier ohne Onkel D, bei jedem wichtigen Ereignis in ihrem Leben war er an ihrer Seite und dennoch kennt sie ihn nicht. Sie dachte zumindest, dass sie den Mann, der sie auf ihrem Weg begleitet, wenigstens etwas kennt, doch da hat sie sich gewaltig geirrt.
Jetzt versteht sie auch warum er so ein kaltes Arschloch gegenüber Frauen ist. Warum er sie nur körperlich ausnutzt und sie niemals emotional an sich ranlässt. Warum Elijah zwar etwas gegen dieses Verhalten hat, doch sich nie offen darüber beschwert. Er weiß nämlich warum Robert so tickt und wie es dazu kam. Er weiß, dass der Mann ein seelisch zerstörtes Wrack ist, welches nur durch die körperliche Nähe zu anderen seinen Schmerz stillen kann und somit an den Zitzen eines zerstörten, ja nahezu verfluchten Lebens saugt. Das Gefühl von Kontrolle und Dominanz lassen den Mann zu Ruhe kommen und nur so kann er die Vergangenheit überspielen.
Ich hoffe, dass das Kapitel deutlich macht warum Robert so ist wie er ist und ich hoffe ihr werdet dadurch sein Verhalten und seine Entscheidungen nachvollziehen können (:
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mind games | 𝐫𝐝𝐣
FanficABGESCHLOSSEN ,Onkel D', so bezeichnet Mila jahrelang den besten Freund ihres Vaters. Schon immer hat er einen wichtigen Platz in ihrem Herzen gehabt und auch wenn sie in ihren Kinderjahren oft für ihn schwärmte, ist Robert immer unerreichbar gewese...