Kapitel 36

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Es ist still geworden im Hause der Wilson's und das Wegfahren eines Autos ist zu vernehmen. Nicht nur Mila, sondern auch Elijah ist überrascht über die Taten seines Freundes und fassungslos stehen Vater und Tochter in der Küche.

Die schwere Atmung der Blondhaarigen ist das einzige, was den Raum erfüllt, während sie sich langsam umdreht, um ihrem Vater ins Gesicht blicken zu können.

Der Ausdruck in Elijahs Gesicht ist sanfter geworden und fast schon mitleidig schaut er seine Tochter an, der soeben das Herz gebrochen wurde.

„I-Ich" Mila versucht eine Erklärung für das ganze zu finden, da sie das Gefühl hat sich vor ihrem Vater rechtfertigen zu müssen, doch ehe sie überhaupt dazu kommt wird sie unterbrochen.

„Ist okay Mila" äußert sich ihr Vater und schenkt ihr ein trauriges Lächeln „Du gehst jetzt besser auf dein Zimmer und schläfst. Morgen ist ein neuer Tag."

Nur ein Nicken bringt die Achtzehnjährige als Antwort zustande, da sie weiß, dass sie nicht reden könnte ohne bitterlich zu weinen. Ohne zurückzublicken dreht sie sich um und läuft mit herunterhängenden Schultern die Treppe herauf, stets den Blick ihres Vaters auf sich.

Elijah beobachtet wie seine Tochter verschwindet, woraufhin ihm ein tiefer Seufzer entgleitet. Erschöpft fährt er sich mit seinen Händen durchs Gesicht und stützt sich an einer der Arbeitsflächen ab. Was ein Tag.

-

Langsam lässt sich Mila auf ihre Matratze sinken, während sie immer noch versucht soeben Geschehenes zu verarbeiten. Sie fühlt sich taub und gefühllos, wie als hätte ihr eben jemand das Herz aus der Brust gerissen.

Das Rauschen des Meeres in der Ferne ist zu vernehmen und der Mond erhellt ihr sonst stockdunkles Zimmer. Betäubt starrt die Blondhaarige in ihren Schoß, wo sie ihre bleichen Hände abgelegt hat und versucht einfach nur zu verstehen, was gerade eben schiefgegangen ist.

Sie liebt diesen Mann und das weiß er, doch es scheint ihm egal zu sein. Er ist und bleibt das kalte Arschloch von früher und Mila hat sich geirrt, als sie dachte, dass er sich für sie ändern würde. Trotzdem könnte sie ihn egal wann und wo allein durch seine Berührungen, und seinen Geruch erkennen. Die Art wie er atmet und seine Füße auf der Erde auftreten, all das wird ihr für immer im Gedächtnis bleiben.

Er wird sie in ihren Träumen heimsuchen und sie wird ihn ungewollt in alltäglichen Dingen wiedererkennen. Robert hat das geschafft, was er von Anfang an wollte. Sie hat sich ihm voll und ganz hingegeben, in der Hoffnung eine Zukunft mit ihm zu haben, doch das einzige worauf er es abgesehen hatte, war ihr Körper.

Eine einzelne Träne kullert die Wange des Mädchens herunter und sie realisiert, dass zwei gebrochene Seelen sich nicht gegenseitig heilen können.

Der Mann, der ihre Kindheit geprägt hat und seit Tag eins an ihrer Seite war, ist ein Verräter. Ein Verräter und ein Feigling, der vor den Dingen wegläuft die ihm Angst machen. Schnell ändert sich die angesammelte Wut gegenüber Robert in spöttisches Mitleid.

Er kann einem nur leid tun.

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Einen Monat später

„Papa du solltest ihm vergeben. Schließlich seid ihr beste Freunde und es ist zu viel passiert um das ganze jetzt einfach wegzuschmeißen"

Mit großen Augen starrt Elijah seine Tochter an, die ihm am Esstisch gegenüber sitzt und eine Schüssel Müsli isst. Die Zeitung ist vor ihm ausgebreitet und ein verwirrter Ausdruck zeichnet sich in seinem Gesicht, während er mit geöffnetem Mund nach einer passenden Ausrede sucht.

„Lass es einfach okay?" schmatzt die Blondhaarige „hör auf weitere Ausreden zu suchen für etwas, dass keine Rechtfertigung mehr benötigt. Du und Robert sind beste Freunde und daran wird das ganze auch nichts ändern. Du kannst ihm nicht für immer böse sein Papa, du kennst ihn doch und hast bestimmt schon Schlimmeres mit ihm durchgemacht. Außerdem führt ihr zusammen eine verdammte Firma-" die Blondhaarige lacht „da kannst du ihm nicht einfach so aus dem Weg gehen"

„Bis jetzt hat es eigentlich ganz gut geklappt" nuschelt Elijah vor sich hin „und du hast ihn seit dem Abend auch nicht mehr gesehen"

Genervt verdreht das Mädchen ihre Augen „ich bin auch nicht sein Geschäftspartner und führe keine der größten Firmen ganz Kaliforniens mit ihm"

Ein weiterer Löffel findet seinen Weg in Milas Mund, als sie auf eine Antwort ihres Vaters wartetet, der eine seiner Hände grübelnd ans Kinn gelegt hat.

„Aber du bist meine Tochter Mila und er kann dich nicht einfach wie eine seiner Nutten behandeln-"

„Arghhh, das hab ich dir doch schon tausend mal erklärt" wild gestikulierend fuchtelt die Achtzehnjährige mit dem Löffel in der Luft „er hat mich nicht wie eine seiner Nutten behandelt Papa und es hat auf Gegenseitigkeit beruht. Ja okay, er hat vielleicht gelogen, aber wir wissen beide, dass er ein eigensinniger Narzisst ist. Das war nicht anders zu erwarten und ich will, dass du ihm vergibst, verstanden?"

Schwer seufzend lehnt sich Elijah gegen die Stuhllehne und mustert seine Tochter mit verengten Augen.

„Na schön" gibt er sich schlussendlich geschlagen „und was ist mit dir, vergibst du ihm?"

Es ist wie als hätte jemand einen Schalter umgelegt, denn Milas Gemütszustand ändert sich rapide. Ihr Ausdruck ist eiskalt und mit gerümpfter Nase schüttelt sie den Kopf.

„das ist was anders" murmelt sie „etwas zwischen mir und ihm, was aber nicht eure Freundschaft beeinträchtigen sollte"

Was denkt ihr ?

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