10. Boom
Dienstag, 11. Oktober 2016
Shane blätterte gelangweilt durch sein Lehrbuch. Die Dozentin für allgemeine Kunst war ein schlechter Scherz. Sie war langweilig, redete extrem monoton, so dass sein Banknachbar Jared bereits drei mal eingeschlafen war und sie hatten bisher noch nicht mal einen Bleistift in der Hand gehabt. "Ich will endlich zeichnen."
"Mach doch. Ich mach das seit Anfang an", sagte Jared gähnend. Er hatte irgendwie mehr erwartet. "Was denkst du machen wir heute?"
"Schlafen. Ehrlich, ich bin hundemüde!"
"Was hast du gemacht?", fragte Jared leise.
"Für Pädagogik gelernt. Ich schreibe nachher die erste Klausur."
"Ohje. Ich finds immer noch heftig, dass wir in einem Kurs sind. Pädagogik und Künstler zusammen. Einer langweilt sich immer."
"Naja, für dich ist das hier das Hauptfach und für mich das Nebenfach."
"Ja aber als Hauptfach sollte es interessanter sein." Jared murrte leise. Als es Zeit war, runzelte er die Stirn. "Wo ist sie? Sie ist doch sonst immer schon da."
"Keine Ahnung. Melissa, wo ist die Frau? Hast du was gehört?", fragte er das Mädchen vor sich.
"Sie soll wohl heute morgen gekündigt haben. Ich bin gespannt, wen sie uns schicken."
Nun richtete Shane sich auf. "Ach ... das ist ja ein Ding. Ein Gutes, aber ein Ding!"
"Freu dich nicht zu früh. Vielleicht gibt es mehr davon." Jared grinste leicht. "Dann wechsel ich aber das Hauptfach. Vielleicht werde ich Architekt oder so."
"Hat immer noch was mit Kunst zu tun, oder?" Shane lachte leise und nippte an seiner Wasserflasche.
"Okay, Leute, ihr habt es sicher schon gehört, Mrs Morgan hat gekündigt. Somit bin ich Ihr neuer Professor fürs erste. Ich habe es gerade erst erfahren." James Catalano kam in den Hörsaal, im Arm einen riesigen Hefter, auf dem er einen Kaffeebecher balancierte. "Wer gibt mir eine Info, was Sie bis jetzt getan haben? Oh ich bin Professor Catalano."
Shane hob die Augenbrauen. Wow, dachte er nur. "Ähm ... wir hatten bisher nur sture Kunstgeschichte. Picasso, Dali und co."
James sah sich nach der Stimme um. "Okay ... haben Sie die Werke auch schon analysiert und selbst in dem Stil gemalt?"
"Ich hab den Bleistift nur zum Mitschreiben genutzt, Sir. Bisher gab es nur trockenes Wissen."
"Oh wow ... wir sind im zweiten Monat, Leute. Nehmt ein Blatt Papier und zeichnet los. Ich gehe derweil den Plan durch. Ich hatte noch kein Erstsemester, bis auf ein paar Stunden."
Die Studenten schauten sich verwirrten an.
"Sir, was sollen wir denn malen?", fragte ein junger Mann in den vorderen Plätzen.
James legte den Hefter ab und sah sich im Hörsaal um. Er lehnte sich an den Tisch. "Sie hatten Dali. Surrealismus. Ihnen steht alles offen. Alles, was es so nicht geben kann, und dennoch real ist. Malen Sie eine Traumwelt, Tiere... Legen Sie einfach los. Legen Sie sich bitte ein Skizzenbuch zu. Darin malen Sie immer, wenn Sie eine Idee haben. Egal wie unreal sie Ihnen vorkommt. Es muss nicht super Detailiert sein."
"Und die Technik ist Ihnen egal? Also ... das Material."
"Ja. Ich möchte sehen, was Sie drauf haben. Woran wir arbeiten können, was Ihr Stil ist. Ob sie überhaupt schon einen haben oder der sich hier erst entwickelt. Ich kenne Sie noch nicht. Es wird nicht bewertet."

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Old scars
Tajemnica / ThrillerHunderte Studenten besuchen die University of Pokeena. Jeder lebt sein Leben mit allen Facetten, die es zu bieten hat. Glück, Trauer, Frust, Wut, Neugierde und Hass. Und einer ist unter ihnen, der einen perfiden Plan verfolgt. Denn für ihn zählt nur...