Montag, 27. März 2017
Jessy öffnete die Terrassentür, vor der Carter mit zwei riesigen Bechern Kaffee stand. "Hey. Wäre fast romantisch, so wie du hier stehst. Komm rein." Er hatte den Tisch mit allen möglichen Frühstückssachen gedeckt. Die meisten waren in den Vorlesungen, die bei Jessy ausfielen, da er daraus einen Studientag gemacht hatte, um an seinen Semesterarbeiten zu werkeln.
"Wow ... ihr habt tolles Essen. Ich hätte damals auch in eine Verbindung gehen sollen", sagte Carter trocken und grinste. Jessy gab er dessen geliebten Schoko-Kaffee und setzte sich an den Tisch. "Alles ausgeflogen?"
"Jap. Alle fleißig am lernen. Und das Essen kaufen wir selbst."
"Gut, dann kauft in Zukunft für mich mit." Er nahm sich ein Brötchen und schaute Jessy an. "Hast du mit Jack gesprochen?"
"Gestern Abend. Aber nur kurz."
"Wir haben noch immer nichts von Mattis gehört. Seine Familie sagt, er sei nicht mehr auf seinem College. Es wurde eine Fahndung herausgegeben. Hoffentlich hat er sich nun nicht wirklich etwas angetan, weil Jared sich nicht gemeldet hat."
"Hm ... denke nicht. Ich meine ... sie haben sich Jahre lang nicht gesehen. Warum sollte er das jetzt machen?"
"Ich weiß es nicht. Und Jared meidet das Thema. Eigentlich meidet er das gesamte Thema, auch A. Er sieht die Problematik einfach nicht." Carter seufzte leise.
"Er ist uneinsichtig wie immer, hm?"
"Ja ... sturer Esel. War er schon immer so?"
"Oh ja. Als Kind hat er gebrüllt und geweint, bis er recht bekommen hat."
"Wow ... dann brauche ich mir keine Hoffnungen machen, dass es sich mit James verändert."
"Oh nein. Jared wird ihn vermutlich immer kacke finden." Jessy lächelte schief. "Tut mir leid."
Carter legte sein Brötchen weg. "Das wird für mich mal so richtig beschissen. Ich stehe zwischen den Stühlen. Sie reißen sich beide zusammen, aber ... am Ende wird es eskalieren."
"Vielleicht wird es aber leichter, wenn Jared erstmal ... naja fertig ist mit der Uni, sollte er weitermachen. Oder wenn ihr allein wohnt. Dann hat er Abstand und du auch."
Carter überlegte. "Vielleicht sollte er sein Studium weitermachen. Er wollte ohnehin ein Fernstudium machen."
"Ja. Dann vielleicht aber nicht hier. Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist. Ich meine ... er wäre einer der Besten hier, aber ... die Jungs sind sehr zwiegespalten. Sid ist noch sehr wütend auf ihn. Die anderen versuchen es irgendwie hinzunehmen, aber ich fürchte, dass sie es nicht aufhalten können, wenn er wieder hier ist."
"Was ist mit Blaine? Ist er auch wütend?"
"Ich weiß nicht. Er verteidigt ihn oft, wenn ich dabei bin."
"Die große Frage ist, was sagt er, wenn du nicht dabei bist, was? Ich schätze, er hat Angst, dass du ihm wieder böse bist."
"Ich will einfach nicht darüber nachdenken. Ich weiß, was er getan hat. Und trotzdem ist er mein kleiner Bruder, der furchtbar gebrochen ist."
Carter, der in den letzten Tagen viel nachgedacht hatte, legte den Kopf schief. "Wie würdest du über ihn denken, wäre er nicht dein kleiner Bruder? Und sag jetzt nicht wieder, dass er es ja ist. Ich meine ... wir beide ... wir sind einfach nicht objektiv. Ich liebe ihn über alles, aber ... ich kann es einfach auch nicht vergessen, was er getan hat. James hatte verdammt viel Glück. Blaine hatte ebenso Glück, oder Sid ..."

DU LIEST GERADE
Old scars
Misteri / ThrillerHunderte Studenten besuchen die University of Pokeena. Jeder lebt sein Leben mit allen Facetten, die es zu bieten hat. Glück, Trauer, Frust, Wut, Neugierde und Hass. Und einer ist unter ihnen, der einen perfiden Plan verfolgt. Denn für ihn zählt nur...