Freitag, 03. Dezember 2016
Blaine zuckte zusammen, als morgens um eins sein Handy brummte. "Ich lern es nicht", sagte er leise zu Jessy. "Wollen wir es wissen?" Er nahm sein Handy und blinzelte gegen das helle Licht. "Oh Mann ... es geht um Adam."
Jessy rieb sich müde die Augen und legte den Kopf auf Blaines Schulter um mitlesen zu können.
Wie ich schon einmal schrieb, Adam Levesque: Menschen quälen ist kein Kurzzeithobby. Wenn man einmal damit angefangen hat, wird man es nicht mehr los. Ein schlechter Mensch, bleibt ein schlechter Mensch, Adam. Du kannst deine Vergangenheit nicht einfach so abschütteln. Und seien wir ehrlich, kannst du wirklich von Dir sagen, Du hast Dich geändert? Ich sehe deine Blicke. Ich sehe es, wie Du Menschen ansiehst. Und ich habe gehört, wie Du mit Deinen Kumpels lästerst. Sind Dir andere Menschen nicht schön oder intelligent genug? Denkst Du, Deine Maßstäbe sind das Non plus Ultra? Sind sie nicht! Mobbing ist eine Straftat. Und es gibt Mittel und Wege, Menschen wie Dich zur Rechenschaft zu ziehen. Erinnerst du dich an Mattis Shother? Kam Dir nicht hin und wieder der Gedanke, dass er noch da wäre, gäbe es Menschen wie dich nicht? Erinnerst Du Dich an seine Tränen? An die Angst in seinen Augen? Hast du sie überhaupt gesehen? Hast du bemerkt, wie er jedes Mal bei lauten Stimmen zusammengezuckt ist? Kennst Du die Bilder seines verprügelten Körpers? Der leere Blick in seinen Augen? Daran war nicht der Tod schuld, sondern Du! Du hast ihm alles genommen, was ihn ausgemacht hat. Du hast ihn mit deinen täglichen verbalen und körperlichen Attacken gebrochen, bis er aufgegeben hat. Denk mal darüber nach, während wir auf dein Urteil warten.
Blaine schluckte hart. "Ach du scheiße", flüsterte er. "Sein Opfer ist gestorben?"
"Durch ihn oder... Selbstmord?" Jessy biss sich auf die Unterlippe.
Blaine schaute auf und runzelte die Stirn. "Wo ist Jared?"
"Vielleicht im Bad?"
Blaine stand auf und schaute nach. "Nein."
Jared saß draußen im Sand am Meer. Es war kühl und er war in Carters Jacke gewickelt und sah stur auf das raue Meer.
Blaine schaute aus dem Fenster. "Er sitzt am Wasser. Wieso sitzt er mitten in der Nacht allein da?"
"Ich weiß nicht. Vielleicht kann er einfach nicht schlafen? Er ist eine Nachteule."
"Stören wir ihn dann?", fragte Blaine und setzte sich auf die Bettkante. "Ob es jemals aufhört?"
"Irgendwann müssen alle durch sein." Jessy rieb sich die Augen.
"Die Uni ist groß", murmelte Blaine und legte sich wieder hin. "Wie geht es dir?"
"Ich weiß nicht genau. Ich denke ich bin noch geschockt. Und dir?"
"Tut noch ziemlich weh. Es geht mir nicht so recht aus dem Kopf. Dass sie alle so ausrasten ..."
"Sollte ich ... die Aussage zurücknehmen?"
"Nein, darauf darf man sich nicht einlassen. Stattdessen sollten wir nochmal hingehen und deren Forderung melden."
"Meinst du?" Jessy seufzte.
"Ja, definitiv! Das darf man genauso wenig durchgehen lassen."
Jessy nickte leicht. "Blaine ... sollten wir über vorhin reden? Was ... davor passiert ist?"
Blaine zog ihn etwas fester an sich. "Ähm ... es war schön", sagte er leise und lächelnd.
"Ja, aber der falsche Moment, oder? Ich hab mir das irgendwie ... romantischer vorgestellt. Und wir waren verheiratet."
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Old scars
Misteri / ThrillerHunderte Studenten besuchen die University of Pokeena. Jeder lebt sein Leben mit allen Facetten, die es zu bieten hat. Glück, Trauer, Frust, Wut, Neugierde und Hass. Und einer ist unter ihnen, der einen perfiden Plan verfolgt. Denn für ihn zählt nur...