Freitag, 11. November 2016
Adam nahm seine Taschenlampe und beleuchtete den Weg, der sich durch die dunklen Gräber wand. Der Stadtfriedhof war verdammt alt und wahrlich kein Hingucker, was die versteckte Schönheit von Friedhöfen anging. Gab ja Menschen, die sich genau darin verlieren konnten, aber dazu gehörte er nicht unbedingt. "Okay, nach links den Weg hinunter. Die Krypta müsste da drüben sein."
"Ja." Tyler murrte leise. Er hasste Friedhöfe. Irgendwie bekam er immer eine Gänsehaut. "Als würden die Toten mit uns reden."
"Abwarten. Noch nie Gruselschocker gesehen?" Adam lachte leise. "Ist mal eine gänzlich andere Freitagabendbeschäftigung, was?"
"Naja ... ich find's gruselig. Und bedrückend." Tyler sah sich um, deutete dann auf ein kleines Häuschen. "Da."
"Ist das Einzige hier, wenn ich richtig informiert bin. Ich hab ein bisschen gegoogelt."
Beide gingen darauf zu und Adam grinste breit, als er die drei Stufen hinuntertrat. "Gibt's einen Schlüssel oder ist offen?"
"Müsste offen sein."
Adam stemmte sich gegen die Tür, die laut knirschend nachgab. Die Krypta war so, wie viele ihrer Art. In der Mitte stand eine Statue in Form eines Engels, während Links und rechts Steinplatten in die Wände eingelassen waren. "So, dann willkommen, Ty."
"Ich hasse Lukas", murmelte Tyler leise. Wäre er mal doch zu dem heißen Schwimmcoach zurückgegangen, statt hierher. Vorsichtig sah er sich um. Schon allein der Engel war ihm zu viel, doch die Namen an den Steinplatten gaben ihm den Rest. Er sollte hier die ganze Nacht bleiben?
Adam fuhr mit den Fingern über einer der Platten. "Hier liegen zwei Familien, inklusive ihrer Kinder."
"Ist irgendwie komisch, das zu wissen, oder?"
"Ja, ein wenig." Adam wischte den Staub von einer Glasscheibe. "Da sitzt eine gruselige Puppe drin."
"Oh Gott", murmelte Tyler und zog die Jacke fester um sich. Er setzte sich auf den Boden und sah zur Tür. "Warst du schon mal über Nacht auf einem Friedhof?"
Adam drehte sich zu ihm um und grinste. "Nein, ich hab schon viel Blödsinn gemacht, aber das noch nicht."
"Danke, dass du mitgekommen bist. Allein wäre ich nicht hergekommen."
"Ach, das wird bestimmt witzig." Er stellte seinen Rucksack ab, wo ein Schlafsack, eine Flasche Wein und sein Handy drin waren. "Okay, was machen wir jetzt?"
"Essen?" Tyler packte belegte Sandwiches aus und reichte ihm eins. "Oder ist das unangebracht?"
"Hm ... ich denke nicht, dass es jemanden stört." Adam nahm es und öffnete die Weinflasche. "Gib mir mal aus meinem Rucksack die zwei Becher."
Tyler reichte ihm die Becher und lehnte sich an die Wand. "Hast du Freitagabend nicht eher etwas anderes vor? Mit deiner Freundin oder deinem Freund?"
"Hab weder Freundin, noch Freund, nur Freunde und einer von denen zittert, wie Espenlaub. Ty, hier passiert nichts Wildes", lachte Adam und gab ihm einen der beiden Becher voll Wein.
"Ich weiß. Ich finde es nur unheimlich hier."
"Soll ich dir was von dieser Familie erzählen? Wird jedoch nicht besser", grinste dessen Freund.
"Dann lass es!" Tyler lachte leise. "Woher weißt du die Geschichte?"
"Ich sagte doch, ich hab gegoogelt."
"Na toll... okay ... erzähl." Er trank einen großen Schluck.
Adam nahm sein Handy und schaute sich eine Seite bei Wikipedia an. "Ziemlich berühmte Familie, einer der ältesten von Pokeena. Sechs Kinder, Mutter, Vater, Großeltern und ein Onkel. Familie Darvious. Lebte ende siebzehnhundert, anfang achtzehnhundert." Adam bewegte seinen Finger über die Seite. "Der Onkel war ein später diagnostizierter Psychopath." Adam schaute auf, musterte die Tafel. "Oh, er da. Adalar Darvious."
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Old scars
Mystery / ThrillerHunderte Studenten besuchen die University of Pokeena. Jeder lebt sein Leben mit allen Facetten, die es zu bieten hat. Glück, Trauer, Frust, Wut, Neugierde und Hass. Und einer ist unter ihnen, der einen perfiden Plan verfolgt. Denn für ihn zählt nur...