Es war nichts Freundliches in dem Blick des fremden jungen Mannes zu sehen, als dieser mich mit seinen Augen fixierte, wie Reiszwecken eine Karte an der Wand. Seine platinblonden Haare vielen ihm etwas ins Gesicht und auch, wenn er nicht Ansatzweise die Panik ausstrahlte, die von mir ausging, konnte ich doch eine gewisse Hektik an ihm feststellen.
„Jetzt steh da nicht so rum. Los, mach die fertig. Wir fahren in zehn Minuten." Während der Fremde seine Ansprache, die zu meinem Verwundern erneut in koreanisch gehalten wurde, vortrug, klatschte er auffordernd in die Hände. Als ich jedoch auch darauf nicht reagierte, sondern den Neuankömmling weiter anstarrte, zischte dieser in den Raum, öffnete den schwarzen Schrank links von mir und wühlte in diesem herum.„W...wer bist du?", versuchte ich es vorsichtig mit einem etwas brüchigem, koreanischen Satz. Zu lange hatte meine Zunge nicht mehr diese Laute formen müssen.
Der Platinblonde hatte seine Suche beendet und drückte mir nun einen Kleiderstapel in die Hand. „Wir haben jetzt keine Zeit für den Kindergarten. Zieh dich verdammt noch mal um und komm runter, damit du noch etwas frühstücken kannst."
Mit diesen Worten lies mich der Fremde wieder im Zimmer alleine. Vorsichtig warf ich einen Blick auf die Klamotten, dann zurück zur Tür und am Ende war es wieder der Spiegel, der meine Aufmerksamkeit geschenkt bekam.Einen Moment verweilte ich noch in der Position. Dann atmete ich einmal tief ein und aus. Egal, was hier los war, im Schlafanzug würde ich dieses Problem mit Sicherheit nicht lösen können. Und wenn ich die Hilfe von dem Platinblonden oder irgendjemand anderem haben wollte, dann sollte ich diesen wohl nicht weiter provozieren.
Ich blickte an mir herunter. Mein Mund verzog sich und auch meine Stirn faltete sich zusammen. Seufzend wandte ich mich vom Spiegel ab. Es war auch so schon schwer genug, sich quasi blind die Hose aus, beziehungsweise anzuziehen.Mit schwarzer Jogginghose und hellgrauem T-Shirt am Körper, wagte ich dann allerdings doch noch einen letzten Blick in den Spiegel, bevor ich mich endgültig von diesem abwandte. Mein Blick legte sich auf den restlichen Raum, kaum, dass ich mich umgedreht hatte. Tatsächlich hatte ich auf meiner Geisterwanderung zwei türkisgraue Flauscheteppiche - ich kniff kurz die Augen zusammen - vermutlich jeweils mit einem Durchmesser von 80 Zentimetern, überquert.
Bevor ich mich noch mit weiteren, unwichtigen Details aufhalten konnte, schüttelte ich schnell den Kopf.
‚Was brachte es mir jetzt gerade, wie groß, diese beschissenen Teppiche seien sollten?!'Mit zügigen Schritten war ich hinüber zur Türe marschiert und hatte meine Finger auf dessen Klinke gelegt. Ebenso vorsichtig, wie ich diese herunterdrückte, huschte ich danach auf den Gang. Der Fremde hatte gesagt, ich solle herunterkommen. Doch wo ging es nach unten? Rechts? Links?
Gerade wollte ich letztere Richtung testen, als aus dieser der mir bereits bekannte Klamottenhändler angerauscht kam. „Wo willst du denn jetzt schon wieder hin?" „Runter?" Ich klang nicht überzeugend. Mehr wie ein kleines Kind, welches das erste Mal in der neuen Kindergartengruppe nach Spielkameraden suchte.
„Runter", der bestimmt einen halben Kopf größere Typ zeigte mit dem Finger in die entgegengesetzte Richtung, „geht es da."
Ich nickte, wandte mich um und setzte meinen Weg fort. Doch spätestens, als ich die tatsächlich kommende Treppe überwunden hatte, stellten sich mir erneut drei Auswahlmöglichkeiten.
„Und jetzt?" In der Hoffnung, dass der gestresste Junge mir gefolgt war, drehte ich mich um die eigene Achse. Und tatsächlich kam dort gerade ebenfalls der Platinblonde herunter und wurde nicht entspannter durch meine anscheinend dämliche Frage. „Ich hab jetzt gerade wirklich keine Lust auf den Mist, Jimin. Also hör auf, dich so anstrengend zu verhalten. Klar?!" Der Größere wollte sich schon an mir vorbeidrängen, als ich ihn erneut aufhielt. „Ich weiß es aber doch wirklich nicht!" Es war eine Mischung aus einem hektischen Schrei und der ruhigen Verzweiflung, das da aus meinem Mund kam. Meinem Gegenüber schien dies nicht zu überzeugen. Viel entspannter konnte man seine Gesichtszüge auch nicht nennen. Das Gegenteil war wohl eher der Fall.
„Meine Güte." Der Junge atmete einmal tief ein und aus - ich hatte schon kurz die Hoffnung, er würde mir jetzt doch zuhören - nur um auf einmal grob nach meinem Arm zu greifen und mich mit sich um die nächste Ecke zu ziehen.
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SWITCHED - Gefangen in einem fremden Körper
FanfictionIn einem fremden Körper aufzuwachen ist alles, nur nicht lustig! Und sobald es dann darum geht, diesen Spuk wieder rückgängig zu machen, hat man den Moment erreicht, in dem es richtig spaßig wird... Die Feelds - die düstere Seite der Los Angeler Inn...