Ich hatte gar nicht gemerkt, wie regungslos ich mitten im Raum stehen geblieben war. Erst, als sich mit einem Mal Yoongis Kopf zu mir drehte, holte mich das Leben wieder ein. Sagen tat ich dennoch kein Wort. Stumm fixierte ich den Silberhaarigen vor mir, genau so, wie er mich.
Es erinnerte mich an den Moment im Trainingsraum. Damals, als ich selbst keinen Plan von irgendetwas gehabt hatte und er derjenige gewesen war, welcher die Jungs, insbesondere Namjoon, von der Wahrheit überzeugt hatte.Dieses Mal war keine schockierende Erkenntnis in seinem Gesicht zu finden. Ein Grinsen bildete sich auf meinen Lippen. Ein ungemein breites Grinsen.
„Du bist nicht Jimin." Es war keine Frage, soviel war sicher. Und doch hatte ich nicht vor, die Aussage einfach so im Raum stehen zu lassen. Nicht jetzt, wo ich endlich die Möglichkeit hatte, wieder mit meiner eigenen Stimme zu sprechen. „Kein bisschen."
Es tat gut, mich selbst zu hören. Denn selbst, wenn mein Schnappschildkröten-Freund mit dem gleichen Mund und der gleichen Stimme gesprochen hatte, auch nur ansatzweise so klingen, wie ich, würde er in tausend Jahren nicht.Kaum hatte Yoongi gesprochen, merkte auch der dritte im Raum meine Anwesenheit. „Dann hat es wirklich funktioniert?!" Geschockt von dem, was er bislang nur gehört hatte, riss Hoseok seinen Kopf hoch und betrachtete mich mit großen Augen.
„Offensichtlich", wiederholte ich die Bestätigung des Experiments. Trotzdem sah der Lockenkopf nicht so aus, als könne er glauben, wer da vor ihm stand. Zu sehr hatte er sich wohl in letzter Zeit daran gewöhnt, seinen Freund in diesem Mädchenkörper zu sehen.Zwei Arme schlossen sich von hinten um meine Taille, während sich etwas mit einem müden Grummeln an meine Haare kuschelte. Eine Gänsehaut lief mir den Rücken herunter, während ich mir vorstellte, dass Tae - und wer sollte das auch anderes sein - diese Geste bei mir, beziehungsweise Jimin beinahe jeden Morgen gemacht haben musste.
Kaum, dass ich den Gedanken zu Ende gedacht hatte, drehte ich mich auch schon mit Schwung weg, nur, um kurz darauf tatsächlich in ein verschlafenes Gesicht mit blauen Haaren oben drauf zu schauen. „Was?! Seit wann darf ich denn nicht mehr mit dir kuscheln?" Mit hochgezogener Augenbraue sah ich den Jungen vor mir an. Einen weiteren Gänsehautreflex versuchte ich so gut es ging, zu unterdrücken.
„Sag mal, hast du mir meine Kontaktlinsen geklaut?" Mit nun zusammengekniffenen Augen nährte sich mir mein Gegenüber abermals und versuchte mit seinen Händen mein Gesicht zu betatschen, die ich allerdings schnellstmöglich wegschlug.„Achtung Tae, das ist nicht Jimin", kam auf einmal der rettende Kommentar aus dem Hintergrund. Und während ich Yoongi hinter mir in Gedanken noch dankte, schienen bei Taehyung vor mir die Zahnrädchen langsam ineinander einzurasten, bis ein überraschtes „Tay?", aus seinem Mund herauskam, welches ich mit einem stummen Nicken bestätigte.
„Es hat funktioniert, es hat funktioniert!" Von einer Sekunde auf die andere war aus der ruhigen Schlafmütze der übliche Hyperaktivball geworden, welcher zunächst nur auf der Stelle herum sprang, bis ihm zu meinem Nachteil in den Sinn kam, er könne mich jetzt erneut in eine feste Umarmung ziehen, die er jedoch zu seinem Glück wieder beendete, bevor ich etwas dagegen tun konnte. Ein kurzes Schütteln meines Körpers, kaum, dass ich wieder in Freiheit war, konnte ich dennoch nicht unterdrücken.Gedanklich kopfschüttelnd lies im den Flummi einfach seinem Hobby nachgehen, während ich mich auf den automatischen Weg in Richtung Orangensaft machte. Mit dem vollen Glas in der Hand, hatte ich das blaue Etwas kurz darauf allerdings trotzdem wieder an der Backe. „Irgendwie siehst du anders aus. Nicht mehr so, wie als Jimin in deinem Körper war." Skeptisch beobachtete er mich von Kopf bis Fuß, wobei er mich dabei beinahe an mich selbst heute Morgen im Bett erinnerte. Wissen musste er das ja nicht.
„Ich bin ja auch nicht Jimin." Und die Tatsache, dass Jimin meinen Körper verändert hatte und nicht anders herum, würde ich ihm jetzt sicher nicht erklären. Stattdessen lies ich mich neben Hobi auf den Barhocker fallen, wobei es sich mein Sitznachbar nicht nehmen lassen konnte, wenigstens mit mir Einzuschlagen. Lieber, als ein halbes Erdückungskommando, war mir diese Geste allemal.„Aber, das bedeutet... also, dann verlässt du uns jetzt ja." Aus dem Flummi war die Luft herausgegangen. Zurück blieb das traurige platte Gummi, welches sich nun mit großen auf mich gerichteten Augen auf der Marmorplatte abstützte.
Ich unterbrach meinen Trinkvorgang, stellte das Glas ab, machte am Ende jedoch auch nicht viel mehr, als wie so oft stumm zu nicken. Yoongi griff mit einem Mal nach seinem Handy, ansonsten passierte allerdings nichts.„Guten Morgen." Die von allen - mit Ausnahme des Steinchens - adaptierte Blickrichtung änderte sich, kaum, dass der Älteste den Raum betreten hatte. Dieser hatte offensichtlich nicht mit so einem Schwall von Aufmerksamkeit gerechnet und blieb für einen Moment stock steif im Raum stehen. Dann wanderten seine Augen in Richtung eines Punktes zwischen mir und Taehyung. Von dort aus sah er zu mir, dann zurück zur Mitte.
„Es gibt nur eine Person hier, die verrückt genug ist, ihren Körper mit lediglich einem Glas Orangensaft zum Frühstück zu bestrafen." Genau so trocken, wie Jin es gesagt hatte, blickte er mich kurz darauf an. „Halleluja, Tay... du siehst... wirklich anders aus, wenn du du bist." Ich war mir nicht sicher, ob er seine Aussage mehr positiv oder eher negativ gemeint hatte, da sich aber kurz darauf ein Lächeln auf seinen Lippen bildete, ignorierte ich den Kommentar einfach.„Tay?" Yoongi hatte seine Augen wieder vom Bildschirm gelöst und sah mich nun fragend an. „Hm?" „Ich hätt hier einen Flieger, der morgen Vormittag von Seoul nach Los Angeles fliegt. Mit unseren Kontakten vom Entertainment können wir dich da genau, wie Jimin auf dem Hinweg einschleusen. Allerdings-", er stockte kurz, „Naja, da du schon einmal hier bist, könntest du auch noch eine Wochen oder so bleiben." Je länger er sprach, je auffordernder wurde der Blick, mit welchem Yoongi mich betrachtete. Es war nicht schwer zu verstehen, dass er hoffte, mich mit seiner förmlichen Durchdringung zu letzterem zu Überzeugen.
‚Aber wozu? Was sollte ich hier noch eine ganze Woche? Hatte ich nicht schon mehr als genug Zeit hier verbracht? Wieso sollte ich noch länger als nötig hier bleiben, wenn ich endlich die Möglichkeit hatte, zurück zu meinen Freunden, zurück nach Hause zu kommen?'
„Morgen." Ich belies es bei dem einen Wort. Jegliche Erklärungen wären sowieso nur Zeitverschwendung.
Yoongi sah mich nicht an. Stattdessen glitt sein Blick zur Tür und sobald ich diesem folgte, konnte auch ich den Neuankömmling erkennen. Stumm nickte Namjoon. Seine Augen fixierten den Boden.„Weiß es Jimin eigentlich schon." Hätte man ein großes Problem mit Stille, wäre man Hoseok an der Stelle vermutlich ziemlich dankbar. Da ihm allerdings zunächst niemand antwortete, wurde es durch seinen Kommentar auch erst besser, als mit einem Mal ein Schrei durch das Haus schallte.
„Ich bin ich!!!"
„Jetzt schon." Innerlich schmunzelnd griff ich wieder nach meinem Orangensaft und trank den verbliebenen Inhalt in einem Zug aus.
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SWITCHED - Gefangen in einem fremden Körper
FanficIn einem fremden Körper aufzuwachen ist alles, nur nicht lustig! Und sobald es dann darum geht, diesen Spuk wieder rückgängig zu machen, hat man den Moment erreicht, in dem es richtig spaßig wird... Die Feelds - die düstere Seite der Los Angeler Inn...