Kapitel 50

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Ich weiß nicht, was ich mir vorgestellt hatte. Ein kleines Holzhaus? Eine abgelegene Kammer? Dunkle Räume, ohne Fenster und eine Einrichtung aus dem 19. Jahrhundert?
Je tiefer wir in die Innenstadt fuhren, je verwirrter wurde ich. Und als mit einem Mal die Frauenstimme aus dem Navi " Sie haben ihr Ziel erreicht", quäkte, konnte ich erst recht nicht glauben, dass wir hier richtig seien sollten. Hochmoderne Gebäude ragten rechts und links von uns in die Höhe. Zwar waren wir zum Ende hin in eine kleine Seitenstraße abgebogen. Nach Magie oder anderem Übernatürlichen sah es hier trotzdem in keinster Weise aus.

Aus dem Auto gestiegen, drehten drei von uns sich suchend im Kreis. „Das da müsste es sein." Yoongi, der als einziger auf sein Handy geschaut hatte zeigte auf das Hochhaus schräg gegenüber von uns.
„Bist du dir sicher?" Skeptisch betrachtete Jimin unser mögliches Ziel. Weder die Glastüren noch der dahinterliegende Flur deuteten auf einen selbsternannten Magier hin.
„Seh ich so aus, als sei ich schon mal hier gewesen?" Auf den genervten Kommentar des Rappers hob mein Tauschpartner nur abwertend die Hände. An dieser Stelle schienen wir alle mehr, als überfragt.

Von außen hatte der zu erkennende Flur klinisch und vor allem ordentlich gewirkt. Kaum hatten wir diesen jedoch betreten, wurden wir von einem einzigen Verständnis-Labyrinth erwartet. Während überall irgendwelche Treppen und Gänge von dem breiten Raum abgingen, hatte man die Klingelschilder brillanter Weise im gleichen dunkelgrau, wie die dahinterliegende Wand gestrichen. Sie zu finden hatte eine ganze Zeit gedauert, die Namen nun jedoch zu entziffern stellte sich als eine noch viel spaßigere Aufgabe heraus.

„Ich blick's nicht." Kopfschüttelnd sah Jimin zwischen den Blöcken, welche die Namen offensichtlich sortieren sollten, hin und her. „Du sollst es auch nicht verstehen, sondern einfach nach diesem dämlichen Namen suchen." Eigentlich hatte ich extra leise gesprochen, da Yoongi jedoch direkt hinter uns stand - was ich erst bemerkte, als dieser sich zu Wort meldete - half meine Gesprächslautstärke überhaupt nichts. „Hört auf, euch zu streiten."
Kurz spielte ich mit dem Gedanken, dem Koreaner zu verklickern, dass wir nicht einmal bei der Anfangsstufe einer Diskussion angekommen wären, verzichtete dann aber doch in Anbetracht der danach geforderten Erklärung.

„Habt ihr ihn?", nuschelte Namjoon schließlich vor sich hin, während sein Blick noch die letzten seiner zugewiesenen Klingelschilder fixierte. Von den beiden Personen neben mir kamen verneinende Geräusche, ich schüttelte nur den Kopf.
„Tay?" „Was?" Irritiert fuhr mein Kopf hoch, bis ich verstand, das die anderen meine Geste wohl nicht hatten bemerken können. „Achso, ja. Also nein. Nichts."

„Haben wir denn die Adresse von deiner Freundin richtig eingetippt." Ohne, dass ich nachschauen musste, nickte ich in die Richtung des Platinblonden. Gefühlte tausend Male waren Yoongi und ich die Adresse auf mögliche Eintippfehler durchgegangen.

„Was heißt denn dieses 65 bis 98 mit dem Pfeil da?" Mit halbem Interesse und halber Aufmerksamkeit folgte ich dem Blick der Schnappschildkröte hinüber zu seiner Entdeckung. „Glaubt ihr, da könnten noch mehr Klingen sein?" „Noch mehr?! Wo sollen die denn alle wohnen?" Wenig begeistert sah der Silberhaarige in die Richtung des Ganges, in welcher der Pfeil zeigte.
„Keine Ahnung, aber sie werden's schon hinkriegen." Seufzend, nun allerdings mit dem vollen Interesse schob ich mich am Skeptiker vorbei und marschierte voraus.

Tatsächlich gelangten wir nach einer Ecke in einen weiteren, dieses Mal jedoch deutlich kleineren Raum. „Das ist jetzt aber nicht sein scheiß ernst?!" Kaum hatte ich den Flur betreten, blieb ich angewurzelt stehen. „Was ist los?" Beinahe schon panisch war Yoongi neben mir aufgetaucht und blickte sich suchend nach dem um, was meine Stimmung erneut hatte sinken lassen.
Ohne die Frage mündlich so wirklich zu beantworten, schlurfte ich missmutig zu den silbernen Klingelschildern, über welchen ich bereits den nächsten Pfeil mit den Nummern 99 bis 134 entdeckt hatte.
Auch die Motivation meiner Begleiter fiel hörbar tief, als sie verstanden, worüber ich mich bereits aufgeregt hatten. Am Ende half es allerdings nichts. Und als wir nach 33 weiteren Nieten in den nächsten Raum gelangten und ich diesen verfluchten Pfeil wieder an der Wand sehen konnte, machte sich der Drang in mir breit, einfach umzudrehen und zu gehen.

„Da! Da ist er!" Begeistert, wie ein kleines Kind zeigte Jimin mit einem Mal mit großen Augen auf die schwarze Schrift eines der Felder. Offensichtlich hatte auch ihm die Aussicht auf eine weitere Suchaktion wenig gefallen.
„Zeig her!" Auf der Stelle stand Namjoon neben dem Mädchenkörper uns überprüfte den Fund auf seine Gültigkeit. „Tatsächlich", murmelte er kurz darauf vor sich hin, bevor er sich wieder an uns andere wandte, „sollen wir klingeln?" Vermutlich war die Frage nicht wirklich ernst gemeint, nerven tat mich dieses Zögern dennoch. Vielleicht nervte es mich auch nur, weil es Namjoon war, welcher zögerte. Vielleicht wollte ich das ganze aber auch einfach nur endlich voranbringen.
„Was denn sonst?!" Ich verkniff mir einen zischenden Unterton. Irgendwie schaffte ich es sogar, meine Genervtheit meiner Stimme nicht ganz so arg anzumerken. Dennoch war ich mir sicher, dass der Platinblonde merkte, wie meine Haltung ihm gegenüber war.

Ohne noch groß zu warten, drückte ich meinen Finger auf den silbernen Klingelknopf. Augenblicklich veränderte sich die Stimmung bei den Jungs. Sie wirkten nervös - aber wieso?
Hatten sie wirklich Angst davor, mit diesem komischen Typen zu sprechen?!

„Was, wenn er gar nicht da ist?", wandte Yoongi ein, als wir nach einigen Momenten der Stille immer noch in dieser alleine gelassen wurden.
Er bekam keine Antwort. Zwar sah der Platinblonde so aus, als wolle er gerade zu einer ansetzten, bevor dies jedoch passieren konnten hallte ein Knacken durch den vollkommen leeren Flur.
Stumm zeigte Jimin auf einmal auf einen Kreis aus Punkten links neben den Klingelschildern, der offensichtlich als Sprechanlage fungierte.

„Guten Tag?" versuchte es das Steinchen, während er näher an den Lautsprecher herantrat. „Ich weiß nicht, ob ich ihn als „gut" bezeichnen würde. Aber wie sieht es denn mit dem ihren aus?", schallte kurz darauf die leicht knacksende Männerstimme zurück.
Kaum hatte der Fremde geendet, blickte ich mit einem verzogenen Gesicht hinüber zu meinem Körpertauschpartner. ‚Das sollte unser großer Retter sein?!'
„Sind Sie Alastair Albanathy?" Wie es aussah, hatte Yoongi ganz von alleine die Gesprächsführung übernommen. Namjoon hingegen hatte seinen Ellbogen auf einer imaginären Platte in der Luft abgestützt und wirkte mit seinem darauf ruhenden Kinn und der zerkauten Lippe mehr ab-, als anwesend. Und Jimin... Meine kleine Schnappschildkröte hatte seine Nervosität noch immer nicht abgeschüttelt, wobei ich mir sicher war, dass meine armen Finger gerade hinter seinem Rücken komplett zerknittert wurden.

„So steht es auf dem Schild, nicht wahr?!" „Ähhhm ja, also-" Offensichtlich gingen auch dem Rapper schneller die Worte aus, als das ich es vermutet hatte. „Und wen darf ich begrüßen?", knackste sich der Mann, bei welchem es sich anscheinend tatsächlich um unser Wunderkind handeln sollte, in die Stille hinein. „Mein Name ist Min Yoongi und ich... also wir... wir bräuchten ihre Hilfe, bei... also es gibt da so ein Problem, das-" „Zurück in den Hauptflur, die Treppe in den neunten Stock und dann bis ganz nach hinten durch", wurde Yoonngi in seiner Arbeit unterbrochen. Wenige Sekunden später war wieder ein Knacksen zu hören, dann war alles still.

„Die Treppe in den neunten Stock", murrte ich missmutig vor mich hin, „der ist mir jetzt schon unsympathisch", bevor ich auf dem Absatz kehrt machte, um an den Anfang unseres Abenteuers zu gelangen.
„Du solltest nicht so schnell über Leute urteilen." Die aufgekommenen Schritte hatten sich den meinen erheblich angenähert. Und auch die Tatsache, dass Namjoon beinahe nur geflüstert hatte, machte es für die anderen beiden unmöglich, sein Gesagtes zu verstehen.
„DU hast mir gar nichts zu sagen", zischte ich genau so leise zurück, bevor ich meinen Gang in einen Stechschritt mutieren lies und mich von dem Koreaner entfernte.

 „DU hast mir gar nichts zu sagen", zischte ich genau so leise zurück, bevor ich meinen Gang in einen Stechschritt mutieren lies und mich von dem Koreaner entfernte

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Puh, heute sind bei mir nun endlich Weihnachtsferien und die kann ich auch echt gebrauchen. Die Klausurenphase im Dezember ist einfach jedes Jahr eine Zeit, die es irgendwie zu überleben gilt - bei mir jedenfalls.

Euch wünsche ich jedenfalls wunderschöne Weihnachtstage, die ihr hoffentlich mit Freunden oder Verwandten bestmöglich genießen könnt! <3 <3

SWITCHED - Gefangen in einem fremden KörperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt