„Ist es zu viel verlangt, sich für zwei Minuten zu konzentrieren?" Bislang war mir der Lockenkopf noch relativ sympathisch gewesen. Nun hatte der gut gelaunte Junge jedoch den Stimmungsschalter umgelegt und von meiner bisherigen Leistung schien er auch eher mäßig begeistert. Wobei mäßig vermutlich noch eine versüßung der Situation war.
Völlig planlos, wie ich in diesem kahlen Raum war, versuchte ich irgendwie mich den anderen sechs anzupassen. Als einen vollen Erfolg konnte man dieses Vorhaben jedoch nicht bezeichnen. Durchgehend stand ich jemandem im Weg, fuchtelte mit meinen Armen wild herum oder viel hin.
Es tat mir ja leid, dass diese Jungs anscheinend eine Choreo üben wollten und ich so ungefähr alles zerstörte, aber was sollte ich machen? Es war ja nicht meine Schuld, dass ich in diesem beschissenen Körper feststeckte. Und Tanzen an sich gehörte nun auch nicht zu meinen großen Talentfeldern.„Okay, du Hobi beruhigst dich jetzt erst einmal", der Typ mit den rosa Haaren legte seinem Freund, dessen Namen ich so merkwürdig fand, dass ich ihn tausendfach im Kopf hin und her schwanken lies, eine Hand auf die Schulter, „Und du, Jimin, sammelst dich jetzt einmal kurz und dann wird das schon."
Meine Finger spannten sich an. Jedoch reichte der Druckausgleich nicht. Mein gesamter Körper lud sich mit Strom auf, bis ich das Gefühl hatte, meine Arme würden zittern. Die Wut hatte Besitz von mir ergriffen
Viel hatte ich in dem ganzem Wirrwarr noch nicht begriffen, aber bei einer Sache konnte ich mir gerade ziemlich sicher sein: wenn ich noch einmal in den nächsten Minuten diesen vermaledeiten Namen hören würde, würde das hier ein sehr unschönes Ende für alle Beteiligten finden.„Beruhig dich. Du weißt doch, dass er's nicht so meint." Erst waren es nur Worte, aber als die Kontaktlinsennervensäge meinte, mir seine Hände von hinten auf die Schulter legen zu müssen, sich an mich ran zu drücken und mich somit abermals zu unerwünschtem Körperkontakt zu zwingen, packte meine Selbstbeherrschung ihre Koffer und verabschiedete sich mit einem Winken aus dem Kontrollzentrum.
„Fass. Mich. Nicht. An!!!" Mit meinen Armen hatte ich die seinen weggeschlagen. Von ganz alleine fuhr mein Körper, beziehungsweise der dieses verfluchten Jimin-Jungen, um die eigene Achse. Bedrohlich funkelte ich meinen Gegenüber an, wobei sich die innere Hoffnung in mir breit machte dass der Todesblick in diesem beschissenen Körper ähnlich gut funktionierte, wie auch mit meinen eigenen Geischtszügen.Geschockt sah mich der Junge an. Sein Gesicht glich seinen bleichlich blauen künstlichen Kontaklinsen. Die Hände, die ich soeben weggeschlagen hatte, hielt er abwehrend vor seinem Körper.
„Ji...Jimin?" Seine Stimme zitterte. Hilflos sah er zu mir und wechselte dann zu einem Punkt dahinter. Ich tippte darauf, dass sich dort die anderen fünf Witzfiguren versammelt hatten.
„Jimin, was-" Meine Wut war durch meinen kurzen Ausbruch nicht verraucht. Ich spürte sie. Ganz deutlich, in jeder Faser meines Körpers. Und dennoch lies ich ihr jetzt keinen freien Lauf. Mehr, als stumm den Kopf zu schütteln, wollte mir einfach nicht gelingen. Sei doch einfach still", hauchte ich, die Anspannung bis in meine Zungenspitze spührend und förmlich an die Luft abgebend, bis sie ihr Ziel vor mir traf.
Dann handelte mein, beziehungsweise dieses Gestell von Körper den ich nicht besitzen wollte, von ganz alleine. Fluchtartig bewegte er sich zu Tür. Raus, Hauptsache raus!Das Knallen der schweren Tür schien noch Ewigkeiten in meinem Kopf umher zu hallen. Ich hatte keine Ahnung, wo ich hin wollte. Doch als mich diese einfach nur falschen Beine zu einem vermutlichen Bad führten, öffnete ich schleunigst die Tür, nur um festzustellen, dass ich mich bei der schwarzen Schrift nicht verlesen hatte.
Kaum über die Schwelle getreten, riegelte ich meinen Fluchtweg schnellstmöglich ab. Mein rechtes Bein holte zu einem kräftigen Tritt aus, wollte es doch diesem ganzen Chaos in mir einmal den Raum geben, den es brauchte. Bevor die schwarzen Turnschuhe jedoch ihr Ziel erreicht hatten, verlies mich all meine Kraft und ich lies mich einfach taumelnd an der Türe heruntersinken, bis sich die Kälte der Fliesen durch die Jogginghose gebissen hatte.
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SWITCHED - Gefangen in einem fremden Körper
Hayran KurguIn einem fremden Körper aufzuwachen ist alles, nur nicht lustig! Und sobald es dann darum geht, diesen Spuk wieder rückgängig zu machen, hat man den Moment erreicht, in dem es richtig spaßig wird... Die Feelds - die düstere Seite der Los Angeler Inn...