Ich glaube, selbst ohne das menschliche Jin-Navi hätte ich den Weg sowohl ins Flughafengebäude, als auch zum Flugzeug ohne Probleme gemeistert. Schilder gab es hier genug und diese gleich in zwei Sprachen, die ich verstehen konnte.
Anfangs richtete ich mich bei all' dem Koreanisch um mich herum auch automatisch nach dessen Schilderanweisung, desto länger ich mich durch die Gänge und schließlich auch die Sicherheitskontrolle schlängelte, desto mehr merkte ich, wie ich mich unterbewusst immer mehr am englischen orientierte. Am Ende des Tages würde es nicht nur meine meistgesprochene, sondern definitiv auch liebste Sprache bleiben. Und so fühlte es sich auch beinahe befreiend an, als mich die Stewardess mit einem Akzentfreien „Good Morning", begrüßte, als ich am Ende der Schatzsuche die Türen des Flugzeuges betrat, dessen Inneres ich nun die nächsten elf Stunden nicht verlassen würde.Ich hatte es mir selbst schon tausendmal gesagt. Dennoch realisierte ich es erst so wirklich, als ich auf meinem Platz saß, die Sicherheitsanweisung vorbei war und sich das Flugzeug zum Start bereit machte: Ich flog nach Hause. Ich flog wirklich nach Hause. Zurück. Zurück zu meinem Freunden. Zurück in mein Leben. Zurück in meine Heimat.
Es war nicht so, als hatte ich mir explizit Vorgenommen, die Jungs schlichtweg zu vergessen. Doch je schneller die Rollen unter dem Boden wurde und die Turbinen ihre volle Kraft abgaben, je mehr hatte ich schon jetzt da Gefühl, sie... sie und die ganze Sache... einfach hinter mir zu lassen. Wie ein Traum, welchen ich durchlebt oder ein Spiel, welches ich beendet hatte. Und jetzt... jetzt ging das normale Leben wieder weiter... irgendwie...
Ich hatte mir vorgenommen, die lange Flugzeit zu nutzen, um über einiges Nachzudenken. Sowohl Geschehenes, als auch mir Bevorstehendes. Am Ende konnte ich mich jedoch an keinen Gedankenzug erinnern, der sich auch nur ansatzweise mit einem der beiden Themen beschäftigte. Das meiste schob ich auf später auf. Über einen noch größeren Teil hatte ich auch die letzten Tage und teilweise auch Wochen gegrübelt.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ich jetzt, alleine in einem Flugzeug eine Lösung finden würde, war mehr als gering. Und generell hatte ich mich irgendwann damit abgefunden, dass ich die Sachen wohl lieber mit meinen Freunden zusammen angehen wollte - wenn ich dann noch das Gefühl hatte, die Themen seien es Wert, meine Zeit des Nachdenkens zu beanspruchen.Ich hatte enormes Glück mit meinem Sitznachbarn gehabt. Unterhielten sich andere Leute auf ihren Reisen vielleicht gerne mit solchen Bekanntschaften, war ich hingegen ziemlich froh, als ich dabei war, das Flugzeug schließlich zu verlassen und es geschafft hatte, unsere Unterhaltung bei einem „Hallo" und „Tschüss" gehalten zu haben. Und auch von den übrigen Menschen um mich herum hatte ich keine Lust, in irgendwelche Gespräche verwickelt zu werden. Alles, was ich wollte, war schließlich nur noch, aus dieser Maschine zu kommen und die frische, mir allzu gut bekannte, amerikanische Luft aus Los Angeles einzuatmen.
Es war nicht nur die Rolltreppe, weg vom Flugzeug, auch das ganze Gemache und Getue hinterher ging mir deutlich zu lange. Wenigstens musste ich nicht auch noch auf das Gepäck warten - meine Tasche war gerade so noch als Handgepäck durchgegangen. Und dennoch zeigte die Uhr bereits kurz vor halb zehn, als ich endlich in den Eingangsbereich trat.
Durch die großen Fenster konnte ich die Sonne glitzern sehen. Alles wirkte so bekannt. Und doch so merkwürdig. Als wäre ich nie weggewesen. Und hätte doch alles um mich herum verpasst.„Tay!" Ein ausgesprochen hoher und schriller Schrei riss meinen Blick von den Fenstern los. Im Affenzahn sauste ein blondes Monster auf mich zu, verlor dabei beinahe einen seiner glitzernden Highheels und fegte mich mit seinem Schwung am Ende fast auf den Boden.
Aylin von Umarmungen abzuhalten, war so gut, wie immer unmöglich. Und hatte ich mich an diese eigentlich gewöhnt, war die Kraft, mit der sie mich jetzt zerquetschte noch einmal eine andere Nummer.Kurz darauf erreichte mich auch der zweite Teil des Begrüßungskomitees. Anders als ihre Vorgängerin, umwirbelte mich Cady nicht ganz so heftig, doch umso mehr genoss ich es, als ich meine beste Freundin in den Armen hielt.
„Du weißt gar nicht, wie sehr ich dich vermisst habe." Ich hörte ein leises Schniefen und als ich die Schwarzhaarige von mir wegdrückte, sah ich, wie diese tatsächlich vereinzelte Tränen nicht zurückhalten konnte. „Jetzt hör' auf zu Heulen. Sieht doch scheiße aus." Kurz musste das Mädchen über meinen Kommentar schmunzeln, weitere Beachtung schenkte ich ihr dennoch für die nächsten Sekunden nicht. Etwas oder besser gesagt jemand anderes nur wenige Schritte entfernt hatte meine volle Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
Ich war mir nicht sicher gewesen, ob Sean da sein würde und doch stand er hier. Im Nachhinein könnte ich mir vermutlich eine scheuern, dass ich überhaupt darüber nachgedacht hatte, er könne nicht kommen. Jetzt gerade war allerdings einfach nur wichtig, dass er bei mir war. Dass er vor mir stand. Mit seinen braunen Haaren, dessen blonde Strähnen heller aussahen, als sonst und dem leicht angedeuteten Lächeln, welches er selbst dann trug, wenn er seine Lippen völlig entspannte.„Na sieh mal einer an, wer wieder da ist." Eine letzte kräftige Umarmung. Nicht, dass es mir bei meinen drei besten Freunden groß etwas ausmachte, langsam hatte ich nur wirklich genug Körperkontakt für einen Tag gehabt.
„Lass uns die ganze Sache wann anders klären." Genau so leise, wie Sean gesprochen hatte, nickte ich nur angedeutet.Vor etwas mehr, als zwölf Stunden, hatte mich Yoongi zum Flughafen in Seoul gebracht, jetzt war es Sean, welcher mich von einem solchen abholte. Nur, dass wir keinesfalls alleine im Auto saßen und auch die Stille aus Korea war dahin.
Was ich dort so erlebt hatte, von dem meine Freunde noch nichts wussten, würde ich ihnen vermutlich später erzählen. Auf dieser Autofahrt jedenfalls hatte das aktuellste Thema keinen Sitzplatz ergattert. Viel mehr zofften sich Fahrer und Beifahrer, um die momentane Fahrgeschwindigkeit - Cady war es eindeutig zu schnell, Sean wollte am liebsten noch doller aus Gaspedal drücken - während Aylin mich hochmotiviert versuchte, dazu zu überzeugen, dass Lila auch eine ganz tolle Haarfarbe war.„Färb sie dir doch selber, wenn du's so toll findest." Skeptisch verzog meine Pferdeschwanzpartnerin die aufgemalten Lippen. „Das passt nicht zu mir." „Aber zu mir?" „Ja! Völlig! Außerdem muss es ja nicht so ein dunkles Lila werden. Wir können auch eher in die Pastellrichtung gehen." „Dann könnte ich aber auch einfach bei meiner jetzigen Haarfarbe bleiben." „Ist doch langweilig." „Sagt das Prinzesschen, was seit über drei Jahren mit der gleichen Haarfarbe rumläuft." Eingeschnappt schippte die Blondine einmal laut vor ihrem Gesicht herum. „Das mache ich mit meinem Make-Up wet. Das lässt ja bei dir hingegen zu wünschen übrig." „Hör nicht auf sie, Tay. Im Vergleich zu ihr brauchst du dich nicht mit irgendetwas vollzukleistern, um schön zu sein."
Entweder hatten die beiden Vordersitze ihre Diskussion beendet oder nur unterbrochen. Während ich jedenfalls lachend in meinem Sitz versank, wurde Cady daran erinnert, dass man niemals über die Person auf dem Sitz hinter einem lästern sollte.
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SWITCHED - Gefangen in einem fremden Körper
FanficIn einem fremden Körper aufzuwachen ist alles, nur nicht lustig! Und sobald es dann darum geht, diesen Spuk wieder rückgängig zu machen, hat man den Moment erreicht, in dem es richtig spaßig wird... Die Feelds - die düstere Seite der Los Angeler Inn...