Angenehm und beruhigend - so hätte ich Namjoons Zimmer wohl bislang beschrieben. Beide Gefühle waren verpufft und nichts deutete darauf hin, dass sie je hier gewesen waren. Deutlich beklemmender, wie die gesamte Situation, wirkten die vier Wende dieses Mal.
Unaufgefordert lies ich mich auf den Sitzsack in der blauen Ecke fallen. Dumm herumzusitzen war immer noch besser, als dumm herumzustehen.
„Also, was willst du bereden?" Kalt wendete ich mich an den Jungen, welcher sich auf sein Bett hatte fallen lassen. Ein leichtes Schmunzeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab. „Wie wäre es mit allem?" „Für mich gibt's da nicht viel zu bereden." „Nicht?" Ich schüttelte wahrheitsgetreu den Kopf. „Na dann fang du mit dem an, was du zu sagen hast."
Es war nicht viel, was ich klarzustellen hatte. Im Prinzip beschränkte es sich auf einen einzigen Punkt: Ich hatte keine Interesse an diesem ganzen Geschwister-Ding und würde dieses auch nicht weiter entwickeln.„Ich will das ganz einfach hinter mich bringen. Wir fahren da morgen hin, Jimin und ich tauschen endlich zurück in unsere Körper und dann war's das. Ich flieg zurück nach Hause und ihr lebt hier euer Leben."
Namjoon wartete kurz darauf, ob ich noch mehr zu sagen hatte, als jedoch nichts von meiner Seite aus kam, richtete er sich seufzend auf. Was seine Intention bei dieser Bewegung war, konnte ich nicht wirklich erklären. Wenig später fand ich ihn jedoch auf seinem Schreibtischstuhl wieder, mit welchem er etwas in meine Richtung rollte.
„Aber das eine schließt das andere doch nicht aus. Nur, weil du zurück nach Los Angeles fliegst, heißt das ja nicht, dass wir und nicht trotzdem kennenlernen können." „Und was, wenn ich dich nicht kennenlernen will?" Provokant blickte ich zu meinem sogenannten Halbbruder auf.
„Wieso?" Ich hatte schon mit der Frage gerechnet. Jedoch lag meine Motivation ihm die Antwort auf seine Frage zu geben bei so wenig Prozent, dass man sie eher auf null, als eins runden würde.Stumm beäugte ich meinem Gegenüber, bis auch dieser merkte, dass er an dieser Front nicht weiterkommen würde. „Denkst du nicht, ich habe ein Recht zu erfahren, wieso du mich hasst?" Ich brauchte einen Moment, um über die Aussage nachzudenken.
‚Hasste ich ihn denn?' Eigentlich lautete meine Regel, dass ich niemanden hasste, den ich nicht kannte. Ja, ich wollte meinen Halbbruder nicht kennenlernen. Aber hasst ich ihn? So wirklich, von ganzem Herzen?
„Wer sagt, dass ich dich hasse?" „Tust du nicht?" „Ich will einfach nichts mit dir zu tun haben." „Wo wir bei der vorherigen Frage angelangt wären."
Nicht wissend, was wir sagen sollten richteten wir beide unseren Blick gen Boden. Namjoon schaffte es zuerst, seine Gedanken in Worte zu fassen. Ich wich noch immer seinen verdant braunen Augen aus. „Ich akzeptiere es, wenn du über gewisse Sachen nicht sprechen willst. Es geht mich bestimmt auch nicht alles etwas an. Aber gleichzeitig finde ich es mir gegenüber nicht fair, dass du ganz offensichtlich etwas gegen mich hast und mir nicht einmal die Chance gibst, dich vom Gegenteil zu überzeugen." Für ein paar angespannte Sekunden hoffte der Platinblonde wohl, dass seine Rede den Wendepunkt des Geschehens darstellen würden. Hoffnungen zu zerstören lag mir heute allerdings ganz besonders gut im Blut. „Du hast recht: es geht dich nichts an."
Sollte ich seinen Geduldsfaden gerade erheblich strapazieren, musste ich zugeben, dass man ihm dies in keinster Weise anmerken konnte. Was verwunderlich war. Normalerweise fungierte Namjoons Gesicht als Spiegel jeder kleinsten Gefühlsregung.„Du willst nicht drüber sprechen", Namjoon hob abwehrend die Hände, „Okay, von mir aus", und lies sie sogleich wieder fallen, „Dann lass es uns mit einem Kompromiss versuchen." Fragend, jedoch nicht wirklich begeistert zog ich eine Augenbraue hoch. „Ich frag nicht weiter nach, was in deiner Vergangenheit passiert ist und dafür gibst du mir bis du nach Hause fliegst die Chance, dass wir uns kennenlernen."
Mein kurzes Interesse löste sich schlagartig in Luft auf. Wie oft sollte ich noch erklären, dass ich ihn nicht kennenlernen wollte?! Ich wollte keinen großen Bruder, der sich in mein Leben drängte und auf einmal glaubte, einen Platz einnehmen zu können, der ihm nicht gehörte. Ich hatte meine Freunde, die für mich zu meiner eigenen kleinen Familie geworden waren. Und ich würde nicht jemand völlig Fremden in mein Leben lassen, nur weil meine Mutter damals meinte, sich von seinem Vater ficken zu lassen.
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SWITCHED - Gefangen in einem fremden Körper
FanficIn einem fremden Körper aufzuwachen ist alles, nur nicht lustig! Und sobald es dann darum geht, diesen Spuk wieder rückgängig zu machen, hat man den Moment erreicht, in dem es richtig spaßig wird... Die Feelds - die düstere Seite der Los Angeler Inn...