„Rot ist also nicht drinnen", murmelte ich vor mich hin, während sich meine Konzentration von ganz alleine ankurbelte. „Also, hier war es lila; da grün und blau; in der dritten Reihe wieder lila und dann eben noch grün; und in der vierten Reihe-„, ich unterbrach meine eigenen Gedankenschnurr, „das funktioniert auch nicht."
Je länger ich vor dem Spiel saß und versuchte, den Codesetzter zu besiegen, je mehr schalteten sich meine Gehirnzellen ein. Immer wieder ging ich die Reihen durch. Und immer mehr versank ich in dem Spiel. Und als Taehyung mit einem lachenden „Jap", schlussendlich meinen Sieg verkündete, war nicht nur mein Gegenüber erstaunt darüber, als ich wie aus der Pistole geschossen „Noch eine Runde", rief. Dann aber breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus, bevor er mir eine neue Herausforderung steckte, die ich zu bewältigen hatte.
„Doch nicht so beschissen, hm?", neckte er mich, als ich mich gerade wieder meine Konzentration auf die Runde gelenkt hatte und ohne nachzudenken mit einem kurzen Nicken antwortete.„So müsst's stimmen." Stolz auf mich selber präsentierte ich meine Lösung, die mein Gegenüber zunächst kritisch beäugte, dann allerdings zugab, dass ich tatsächlich recht hatte. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Ich wollte es nicht wahr haben, aber ich hatte komischerweise wirklich gefallen an dem Ding gefunden.
„Wie heißt das nochmal?" „Master-Mind." „Das merk' ich mir", nuschelte ich vor mich hin, während ich den Punkt auf meine gedankliche Liste setzte.„So und jetzt erklärst du mir dein Spiel." Erst zögerte ich. Doch als ich schließlich in den herausfordernden Blick meines Gegenübers sah, musste ich feststellen, dass es die Kontaklinse irgendwie geschafft hatte, mich mit dem Gewinnertrieb anzustecken.
„Ist n' bisschen komplizierter", warnte ich ihn vor, während ich nach einem Kartendeck aus der Folter-Fundgrube griff. Den Fundgrubenbesitzer schien das wenig zu stören.„Okay ähhhm... wo fang ich an..." Ich brauchte tatsächlich einen Moment, bis ich mir eine mögliche Erklärweise zusammengesammelt hatte. Noch nie hatte ich dieses Spiel erklären müssen - meine drei Freunde kannten es ja schließlich.
„Also prinzipiell ist es Ziel des Spieles sieben Karten der gleichen Art zu sammeln. Also zum Beispiel sieben Asse oder sieben vieren oder so. Diese Gruppierung nennt man dann ein Canasta. Hat man alle sieben von einer Art ist es ein reines Canasta, man kann es aber auch mit sogenannten Wilden, also Jokern und Zweien ergänzen, wenn man beispielsweise nur 5 von einer Art hat. Mindestens vier müssen es aber sein. Die geben statt 500 am Ende nur 300 Punkte, zeig ich dir aber dann. Canasta können aus allen „echten Karten" gebildet werden. Das bedeutet alles, außer zweier, Joker und dann noch dreier. Zieht man eine rote drei, so darf man sie einfach ablegen und eine neue Karte ziehen. Die geben bei der Endabrechung 100 Punkte. Besitzt man alle vier, bekommt man 800 Punkte. Und schwarze dreien kann man auf den Berg später legen und dürfen nicht aufgenommen werden, aber das- arghh, das ist so doof zu erklären." Frustriert griff ich mir in die Haare, bis meine Kopfhaut zu schmerzen begann. Für mich war das alles so klar. Aber warum musste es so schwierig zu erklären sein?!
„Also bis jetzt hab ich alles verstanden." Vielleicht sollte mich der Spruch motivieren. Er tat es allerdings nicht. Dennoch hatte ich nicht wirklich vor, aufzugeben. Irgendwie musste der Mist doch verständlich zu erklären sein.„Ich versuch's anders", startete ich einen neuen Anlauf. „Jeder bekommt zu Beginn 13 Karten ausgeteilt. Wie gesagt werden dabei rote Dreien direkt vor einem abgelegt und man zieht entsprechend nach. Dann geht es Reih' um. Man zieht eine Karte, man legt eine in die Mitte ab und mit der Zeit entsteht dadurch ein Berg. So." Stolz auf mich selber legte ich eine kurze Pause ein, bevor ich fortfuhr.
„Jetzt ist aber das Ziel des Spieles, alle Karten vor sich abzulegen. Damit man etwas ablegen darf, muss man mindestens drei von der gleichen Art haben und die müssen zusammen 50 Punkte ergeben. Die Zahlen von drei bis sieben geben dabei jeweils fünf Punkte, von acht bis zum König zehn, Asse und Zweien zwanzig und Joker fünfzig. Du kannst also auch zum Beispiel vier fünfer und drei Damen rauslegen. Klar soweit?" Prüfend sah ich Taehyung an. Dieser wirkte zu meiner Überraschung ähnlich konzentriert, wie ich beim Spiel zuvor. Und augenblicklich schob sich die Situation in meinen Kopf, als er und Jin mir versucht hatten, dass Singen näher zu bringen. Er war sicherlich eine Nervensäge, ihn als schlichtweg dumm abzustempeln traf es allerdings auch nicht.
„Darf ich bei diesem Rauslegen da dann auch diese Wilden anlegen?" Fragend zeigte der Blauhaarige auf eine Herz-zwei. „Ja, genau. Aber es müssen immer mindestens zwei echte Karten dabei sein." Verstehend nickte er, was ich als Zeichen sah, weiterzureden.
"Wenn man mehrere Runde spielt, wird die Zahl höher. Dann muss man irgendwann mit 90 und später mit 120 Punkten raus, aber das ist jetzt für den Anfang irrelevant.", fügte ich noch eine Information hinzu, bevor ich zum nächsten Punkt kam, „Du kannst also entweder immer eine Karte ziehen oder du nimmst den Berg. Das geht nur, wenn du von der Karte, die der Spieler vor dir rauslegt mindestens zwei auf der Hand hast und eben wieder auf fünfzig Punkte kommst. Dann darfst du alle bisher angelegten Karten auf die Hand nehmen und entsprechend ablegen-" „Aber sobald ich einmal diese Fünfziger-Hürde habe, darf ich im Prinzip immer ablegen, wenn ich dran bin?" Kurz lies ich mir die Frage durch den Kopf gehen, dann aber nickte ich.
„Ich glaube... das war's... Es ist ein taktisches Spiel. So solltest du zum Beispiel nicht immer den Berg nehmen oder rauslegen, wenn du kannst. Aber das kommt beim Spielen. Punkte bekommst du am Ende für das, was du draußen liegen hast. Die Punkte der Karten, die du noch auf der Hand hast, werden abgezogen. Außer, jemand anderes macht Handcanasta, also wenn er alle Karten auf einmal ablegen kann. Dann musst du das Doppelte abziehen."
„Also ist fertig, wenn einer alle Karten abgelegt hat?", vergewisserte sich Taehyung nochmals. „Exakt. Allerdings brauchst du ein Canasta, sonst darfst du nicht Schluss machen."
Ich überlegte einen Moment, ob ich tatsächlich alles gesagt hatte, jedoch viel mir nichts ein, das ich vergessen haben könnte. Und da der Blauhaarige auch nicht aussah, als wäre er gerade völlig überfordert, teilte ich schlussendlich die Karten für unsere Premiererunde aus.
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SWITCHED - Gefangen in einem fremden Körper
FanficIn einem fremden Körper aufzuwachen ist alles, nur nicht lustig! Und sobald es dann darum geht, diesen Spuk wieder rückgängig zu machen, hat man den Moment erreicht, in dem es richtig spaßig wird... Die Feelds - die düstere Seite der Los Angeler Inn...