Now or Never

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Paige's Sicht:

Ich fühle mich immer noch so schwach. Ich habe zwar geschlafen, dennoch konnte ich so einiges mitbekommen, was sich in meinem Umfeld abgespielt hat. Wie Jenna und Liam sich durch das Haus gekämpft haben, wie sie sich über mich unterhalten haben, einfach alles. Eigentlich würde ich mich nach dieser Aktion nicht mehr trauen den beiden jemals wieder unter die Augen zu treten, doch dieses mal werde ich sie nicht mehr los, keine Chance, dafür bin ich ihnen zu wichtig, zumindest, wenn man ihren Worten glauben schenken mag. Trotzdem, mir geht es schlchter den je. Das Haus ist noch leer, Jenna und Liam haben ihr versprechen gehalten und sind vor einer halben Stunde gegangen. Nick ist noch nicht zurück, also habe ich noch etwas Zeit. Quälend langsam stehe ich von meinem Bett auf und mache mich auf den Weg ins Badezimmer. Ich sehe aus, wie eine leiche. Meine Hautfarbe, weiß wie die Wand, leichte Augenringe haben sich gebildet und meine Augen sind einfach nur trüb und leer. Je länger ich in den Spiegel schaue, desto mehr wird mir bewusst wie kaputt ich eigentlich aussehe. Tränen sammeln sich in meinen Augen und kullern meine Wange entlang. Verzweifelt vergrabe ich mein Gesicht in meine Hände, den Anblick kann ich mir nicht antun.

,,Na, du hast es ja doch geschaft" höre ich monoton hinter mir. Schniefend wische ich mir meine Tränen aus dem Gesicht und schaue in den Spiegel, direkt in seine kalten, braunen Augen. Er bleibt gelassen vor der Tür stehen und rührt sich nicht. Angespannt halte ich meinen Atem an. Was hat er vor ? Doch er mustert mich nur Seelenruhig. Bis er verlogen lacht, den Kopf schüttelt und wieder verschwindet. Meine Atmung beginnt wieder einzusetzen, während ich mich am Waschbecken abstütze. Ich weiß nicht wie lange ich dort verweile aber genug ist genug, ich muss hier weg, jetzt oder nie. Zurück in mein Zimmer, packe ich ein paar Sachen in einen Beutel, so viel besitze ich ja sowieso nicht, geht schnell. Als letztes nehme ich mir mein Handy.

Panisch haste ich aus dem Haus, aus angst er würde sich irgendwo verstecken und mir auflauern. So langsam werde ich wirklich paranoid. Zur beruhigung zünde ich mir einen Joint an, und noch einen und noch einen, bis ich aufhöre zu zählen. Die Wolken am Himmel verdichten sich und einzelne Regentropfen bahnen sich ihren Weg auf die Erde. Ein paar Straßen weiter befindet sich eine Tankstelle, die ich ansteuere. Eigentlich will ich mich nur unterstellen, doch dann kommt mir eine dumme Idee. Ich weiß selber, dass es schlecht enden wird, aber was habe ich schon noch zu verlieren ? Die Automatische Tür öffnet sich und der bekannte piep Ton beim Betreten der Tankstelle hallt durch den Raum. An einem der vielen Kühlschränke mache ich halt und greife wie ferngesteuert nach einer Vodka Flasche. Meine Gedanken sind so vernebelt, dass es mich nicht mal stört, dass mich an der Kasse wartende Menschen beobachten und fragende Blicke austauschen. Andere schütteln nur den Kopf und denken sich wahrscheinlich, das ist die Jugend von Heute.

Endlich an der Reihe lege ich die Flasche auf die Theke und ernte einen skeptischen Blick, des Betreibers. Ein schätzungsweise mitte 30 jähriger Mann mit Vollbart und einem Tattoo am Arm, welches eher an eine Amateurhafte Kinderzeichnung erinnert.

,,Ausweis?" kommt es genervt über seine Lippen. Beim rausholen meines Ausweises verdrehe ich meine Augen und überreiche ihm diesen. Irgendwann kann man es einfach nicht mehr hören, ich weiß zwar, dass ich jünger Aussehe aber muss es den wirklich jedes mal sein. Er schaut abwechselnd auf den Ausweis und dann wieder zu mir. Wiederwillig gibt er mir meinen Ausweis zurück und zuckt mit den Schulter. Schnell sehe ich zu, dass ich ihm das Geld gebe und wieder verschwinde, der Typ is mir echt zu unheimlich. Auf dem Weg nach draußen werde ich von einem Donnern überrumpelt. Der Regen ist stärker geworden und auf dem Boden haben sich schon Pfützen gebildet. Super, an einen Regenschirm habe ich natürlich nicht gedacht. Durch die Straße laufend kippe ich mir das Zeug schluckweise herunter.

Ohne Orientierung ziehe ich weiter, bis ich an einem kleinen Park ankomme. Jetzt habe ich wenigstens eine kleine Ahnung, wo ich bin, dieser Park ist nämlich in der Nähe der Schule. Auf einer Parkbank lasse ich mich nieder und beobachte meine Umgebung. Keine Menschenseele weit und breit. Ab und zu fahren ein paar Autos die Straße entlang und blenden mich mit ihrem Scheinwerferlicht. Die Zeit vergeht und der Abend naht. Ich muss irgendwo unterschlupf finden. Gerade, als ich zum gehen ansetzen will, meldet sich mein Handy. Es ist Jenna, die mir eine Nachricht geschrieben hat. Unbeholfen versuche ich irgendwie auf die Nachricht zu kommen doch meine Sicht hat sich mitlerweile verdoppelt. Es braucht ein paar anläufe, bis ich endlich drauf bin. ,,Hay, ich hoffe dir geht es gut, wir haben alles mögliche getan, um die Aufgabe zu erledigen, auch wenn es viel Arbeit war und Zeitaufwendig gewesen ist. Bitte schreib mir, sobald du das hier liest. Ich mache mir sorgen...." Scheiß Alkohol, warum werde ich immer so emotional, wenn ich getrunken habe. Wie heißt dieses Sprichwort noch gleich... Lass mich im Regen stehen, dann sieht man keine Tränen ? oder so ähnlich. In der Hoffnung, dass er nicht direkt wieder ausgeht, zünde ich mir noch einen Joint an. In meinem Kopf versuche ich eine gute Ausrede zu erfinden, aber ich will sie nicht anlügen. Angestrengt versuche ich halbwegs normal zu schreiben, ohne das groß auffält, in welchem zustand ich mich befinde.

,, Najaa er hat mir nichts mehr angeetan nachdem er wiedr gekommen ist, aber..." und abgeschickt. Sie wird es bestimmt merken, ich bin so mit der Situation überfordert. Kaum geht die Nachricht durch, ist sie auch schon Online, na toll. Es dauert nicht lange, bis eine Anwort von ihr auf meinem Bildschirm erscheint. ,,Aber was?" ,,Was ist passiert? Hast du getrunken? Bist du Zuhause??" Wenn sie nur wüsste. Eigentlich bringe ich sie nur in Gefahr, wenn ich ihr sage was passiert ist und wo ich bin, aber das ist irgendwie doch besser, als hier draußen zu erfrieren oder ? Ich versuche ihr alles verständlich in der richtigen Reihenfolge zu erklären und hätte ich es nicht besser gewusst, will sie mich abholen. Wiederwillig erkläre ich ihr meinen Standort, woraufhin sie mir bescheid gibt, bald da zu sein. Verzweifelt lehne ich meinen Rücken gegen die Bank an und rauche meinen Joint zuende, nippe ein paar mal an meinem Vodka und starre Löcher in die Luft. Ein paar Minuten später sehe ich schon von weitem ein Auto auf mich zukommen. Erneut werde ich vom Scheinwerferlicht geblendet und kann meine Augen nicht aufbehalten. Alles, was ich höre, ist eine Autotür, die geöffnet wird und Schritte, die auf mich zukommen. Beim versuch aufzustehen scheitere ich allerdings und drohe auf die Seite zu kippen. Im letzten moment fängt sie mich auf und ich schaffe es mich an ihr abzustützen. Langsam torkeln wir Richtung Auto und Jenna führt mich zum Beifahrersitz und schleißt die Tür. Meinen Kopf lehne ich an der Fensterscheibe an. Das letzte, was ich mitbekomme ist, dass mir eine Decke übergezogen wird und der Motor gestartet wird.

Unexpected (TxS / GxG)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt