Emotional Chaos

437 20 0
                                    

Der Regen hat immer noch nicht nachgelassen und prasselt ununterbrochen an die Fensterscheiben. Viel mehr ist hier auch nicht zu hören. Nachdem mich Jenna gestern auf der Parkbank aufgegabelt hat, sind wir zu ihr gefahren. Auf ihrem Sofa hat sie mich abgelegt und war die ganze Nacht bei mir, aus angst mir könnte etwas passieren. Viel davon mitbekommen habe ich nicht, doch ich konnte ihre Anwesenheit die ganze Zeit über spüren.

Und jetzt sitzen wir beide in ihrer Küche, so weit entfernt voneinender, wie es überhaupt nur geht und schweigen uns an. Mir fehlt allerdings auch die Kraft, einen laut von mir zu geben. Die Ereignisse der letzten Tage und vorallem von Gestern haben mir ziemlich zugesetzt. Mein Schädel brummt, mein Hals kratzt und meine Wunden schmerzen bei jeder Bewegung. Zudem, weiß ich nicht, wie es weiter gehen soll. Wenn Nick erfährt, wenn er es nicht schon längst weiß, dass ich weg bin, kann er sich ja denken, wo ich bin. Also zusammengefasst ruiniere ich gerade das Leben meiner ex, sie wird ihren Job verlieren und ins Gefängnis wandern und das alles habe ich innerhalb von nur einer Woche geschaft.

Ohne es gemerkt zu haben ist sie von ihrem Stuhl aufgestanden und hat sich hinter mich gestellt. Sie zieht mich in eine sanfte Umarmung, so als hätte sie Angst, dass ich zerbrechen könnte. Jenna bittet mich darum, meine Wunden erst mal zu versorgen, danach können wir überlegen, wie es weiter geht. Als Antwort nicke ihr einmal schwach zu und ich lasse sie machen. Sie desinfiziert zuerst meine Wunden, dann verbindet sie sie. Sogar über meine Hand schaut sie nochmal drüber, auf der sich eine Kruste gebildet hat und verbindet sie zur Vorsorge gleich mit. Zum Schluss bringt sie mir noch ein Glas Wasser, aus der Küche, indem sie eine Asperin Tablette aufgelöst hat.

Nachdem sie mich versorgt hat, gehen wir gemeinsam ins Wohnzimmer und schweigen uns immer noch an. Diesen Blick von Jenna werde ich erst mal nicht mehr aus meinem Kopf bekommen. So besorgt und wütend zugleich. Wenn Nick keine so große bedrohung für sie darstellen würde, würde sie wahrscheinlich direkt zu mir nach Hause fahren und ihn erschlagen. Letzendlich bricht sie das schweigen, wofür ich ihr auch sehr dankbar bin, ich hasse diese totenstille zwischen uns. ,,Ich habe Liam vorhin angeschrieben" Sie macht eine kleine Pause und ich habe so eine vorahnung, was sie jetzt sagen wird. ,,Er wird gleich hier sein und uns helfen einen Weg zu finden, wie das alles ein gutes Ende haben wird." Meine vorahnung hat sich bestätig, alleine kann man das alles nicht bewältigen, dass weiß ich. Trotzdem hasse ich es so hilflos zu sein und auf andere angewiesen zu sein, die damit eigentlich nichts zu tun haben.

Wenig später klingelt es auch schon an der Tür und meine Lehrerin bewegt sich auf die Haustür zu. Liam kommt auf mich zugeschlendert und ich muss kurz schmunzeln. Seine dunkelblonden Haare kleben ihm, im Gesicht verteilt und vereinzelte Regentropfen fahren an ihnen entlang und tropfen auf den Boden. Er sieht wirklich aus, wie ein nasser Hund. Jenna kommt wenig später, mit einem Handtuch in der Hand zurück zu uns und übergibt dieses Liam. Die beiden setzen sich zu mir aufs Sofa, bis jetzt hat keiner der beiden auch nur ein Wort gesagt, dass einzige, was zu hören ist, ist der prasselnde Regen von draußen. Für Liam muss das alles auch ziemlich kompliziert und plötzlich kommen, immerhin habe ich ihm nie von meinen Problemen erzählt. Er wusste zwar, dass ich welche habe, aber er wusste nicht, dass es so schlimm ist.

Jenna sieht abwechselnd zwischen mir und Liam hin und her, bis sie sich gefasst hat und erneut das Schweigen bricht. ,,Also ich glaube wir wissen alle, warum wir hier sind, Paige du brauchst dringend hilfe und wir brauchen einen Plan, wie wir beide auf dem sichersten Weg hier rausfinden. Dir zu helfen, ist die eine sache, aber die andere ist die, dass wenn dieser mistkerl herausfindet das du weg bist, wenn er es nicht schon längst weiß, er zur Polizei gehen wird und uns an den Pranger stellen wird". Ich wusste, dass sie das sagen würde, aber ich wüsste nicht, wie wir aus dieser sache heil rauskommen sollten. Gekränkt senke ich meinen Blick und knete Automatisch nervös meine Hände. ,,Aber wenn er zur Polizei gehen würde, dann müsste er doch auch mit Mister Brook sprechen und er weiß das mit euch doch. Er kann euch decken." Kommt es von meinem besten Freund ziemlich unerwartet. Jenna und ich tauschen fragende und überraschte aus. ,,Mister Brook hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm" Gebe ich ihm perplext als Antwort.

Unexpected (TxS / GxG)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt