Pain

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Stille. Alles um mich herrum ist ruhig. Wo bin ich? Was ist passiert? In mir spannt sich alles an, Panik macht sich in mir breit. So langsam kann ich meinen Körper wieder spüren. Bevor ich aber meine Augen öffne, höre ich mich um, zu groß ist die ungewissheit, wo ich mich gerade befinde. Vielleicht bei mir zu Hause ? Oder im Krankenhaus ? Aber  Nichts. Nur stille. Alles, was ich weiß ist, dass ich auf einem Sofa liege, sonst nichts. Vorsichtig öffne ich meine Augen und muss bei dem grellen Licht direkt Blinzeln. Ich schaue mich um und muss feststellen, dass ich bei Jenna zuhause bin. Scheiße, was ist den nur passiert? Mein Kopf beginnt zu dröhnen und Reflexartig greife ich mir daran. Verwundert muss ich auch feststellen, dass ein Verband darum ist. Bei dem versuch aufzustehen scheitere ich allerdings. Ein starker schmerz durchfährt meinen Rücken und ich erinnere mich wieder. Ein klopfen an der Tür lässt mich aus meinen Erinnerungen aufschrecken. Da steht Jenna, an dem Türriemen angelehnt und schaut mich an. „zieh dein Shirt aus“. Fordert sie mich sanft und unsicher auf. Ich versuche erst gar nicht ihr zu Widersprechen, konnte ich auch gar nicht, zum reden fehlt mir immer noch die Kraft. Erst, als ich mir mein Shirt überstreife bemerke ich, dass es mit etwas Blut beschmiert ist. Dabei durchfährt mich ein stechender Schmerz, der durch meinen gesamten Körper zu spüren ist. Ich versuche mein wimmern zu unterdrücken, aber es funktioniert nicht, der schmerz, ist zu groß. Jenna verschwindet kurz und kommt mit Verbandszeug und einer Creme zurück. Vorsichtig beginnt sie mit der Creme die offenen stellen an meinem Rücken einzucremen. Der aufprall an der Wand muss heftig gewesen sein und hat alte Wunden geöffnet. Ich kann diesen schmerz gar nicht beschreiben, es tut höllisch weh und immer wieder muss ich mir die Tränen zurück halten und meine Schluchzer.

Erleichtert, dass es nach wenigen Minuten aufhört zu Brennen Atme ich tief aus. Nach und nach kümmert sie sich, um meine Wunden, bis sie erneut verschwindet, anscheinend hat sie beim letzten Mal etwas vergessen. Mit einer Spray Dose kommt sie zurück und ich ziehe verwirrt meine Augenbrauen nach oben. Will sie mich jetzt als Graffiti Wand benutzen oder was? Langsam nähert sie sich mit der Spray Dose meinen Blutergüssen und Blauen Flecken und beginnt zu sprühen. Geschockt schrecke ich auf. Man ist das kalt.

Jetzt weiß ich auch, was das ist, es ist kühl Spray für Wunden. Ich setzte mich langsam wieder hin und versuche mir den schmerz wegzudenken, was nicht so einfach ist. Nachdem sie meine restlichen Wunden versorgt hat, reicht sie mir einen Pullover, den sie auf dem Wohnzimmer Tisch bereit gelegt hatte. Ohne ein Wort zu verlieren ziehe ich mir den Pullover über. Vor lauter Ungewissheit, was jetzt passieren wird starre ich einfach nur ins Leere und hoffe, dass es schnell vorbei gehen wird. Sie legt ihre Hand auf meinen Oberschenkel und ich schrecke kurz auf, da ich nicht mit so einer Reaktion gerechnet habe. Sie versucht mir in die Augen zu sehen aber ich wende meinen Blick immer wieder ab. Jenna, so stur wie sie ist gibt natürlich nicht auf und versucht es immer wieder, bis sie schließlich merkt, dass sie keinen zugang zu mir bekommt. Laut hörbar Atmet sie aus und steht auf. Ich kann ihren besorgten und enttäuschten Blick auf mir spüren und fühle mich gleich noch viel schwerer, als ich ohnehin schon war. Mit den Worten ,,Komm einfach, wenn du reden willst“ verlässt sie mich und verschwindet in ihrem Schlafzimmer. Einerseits bin ich erleichtert, dass sie mich alleine lässt, aber andererseits wünsche ich mir, sie würde bleiben und mich in den Arm nehmen. An mir herunterschauend bemerke ich, wie kaputt ich eigentlich aussehe, und genau so fühle ich mich auch. Angefangen mit ein paar blauen Flecken an den Waden und Oberschenkeln, weiter zu meiner rechten Hand, die wieder angefangen hat zu Bluten. Nicht zu vergessen die Blutergüsse unter dem Pullover und die ganzen Narben von den vergangenen Jahren. Genervt und Erschöpft Atme ich laut aus. Um mit ihr zu reden fehlt mir einfach die Kraft und auch der Mut dazu. Ich kann ihr jetzt aber auch schlecht unter die Augen treten, sie muss jetzt schon genug von mir haben. Am besten lege ich mich erst mal schlafen und versuche mich morgen darauf zu konzentrieren

Ein warmes kribbeln bringt mich zum aufwachen. Verwirrt versuche ich mich zu orientieren, auf dem Wohnzimmer Sofa liege ich jedenfalls nicht mehr. Was ich auch erst jetzt bemerke sind zwei Arme, die um mich geschlungen sind. Jenna. Das ist jetzt nicht ihr ernst oder? Wie kann man nur so süß sein? Manchmal verstehe ich sie einfach nicht, nach all dem ist sie noch so gut zu mir. Ich will das eigentlich nicht, sie soll mich anschreien, sich von mir fernhalten und mich am besten noch von der Schule schmeißen. Am liebsten würde ich mich losreißen und weglaufen, aber damit würde ich sie nur aufwecken und sie würde mich in ein Gespräch verwickeln.

Ruhig bleibe ich liegen und horche in die Nacht hinein. Was wohl in der Zeit passiert ist, als ich Ohnmächtig war? Was ist in Mister Brook und Jenna wohl vorgegangen, als sie das gesehen haben? Obwohl, wenn ich so darüber nachdenke, will ich es gar nicht wissen, vielleicht muss ich ja morgen früh zurück zu meiner Mutter und ihrem Lover, oder haben Mister Brook und Jenna die Polizei gerufen? Man das ist ja nicht auszuhalten, ich zerbreche mir den Kopf und mache mir nur wieder Gedanken, dass war schon immer mein Problem, solche Situationen bringen mich immer nur in Schwierigkeiten, was ein scheiß. Ich spüre, wie sich die zwei Arme um mich, fester um mich schmiegen. Dieses Gefühl habe ich all die Jahre so sehr vermisst, aber andererseits fühle ich mich schuldig, warum? Keine Ahnung, ist einfach so. ,,Paige?“ kommt es von ihr flüsternd. ,,Hm?“ Für einen Moment herrscht stille und ich kann ihren Atem hören ,,Wir müssen reden, steh auf, bitte“ Genervt verdrehe ich die Augen. Was will sie den jetzt mitten in der Nacht mit mir reden? , aber aus dem Fenster blickend wird mir langsam bewusst, dass es schon morgens ist und die Sonne gearde am aufgehen ist. Nervös muss ich schlucken. Ich will nicht reden, ich will einfach nur in ihren Armen hier liegen bleiben.

Sie setzt sich auf und blickt mich direkt an, mit ihren Eisblauen Augen. Geschlagen gegeben stöhne ich genervt aus. ,, Können wir wenigstens hier bleiben?“ Gebe ich brummend von mir. Ein nicken kommt von ihr zurück und ich setze mich auch auf, wenn auch noch ziemlich müde. Fragend sehe ich sie an, denn ich kann nicht genau sagen, was sie von mir wissen will. Sie steht auf und verschwindet aus dem Schlafzimmer. Soll ich ihr etwa folgen? Nein kann nicht sein, sie meinte doch wir können hier bleiben. Nicht viel Zeit vergeht, bis sie wieder kommt, mit einem Bündel Papier und einem Stift. Jenna drückt mir die Sachen in die Hand und verabschiedet sich mit einem sanftem ,,Ich bitte dich darum alles aufzuschreiben, was dir in den letzten Jahren passiert ist, das mit deiner Familie, Freunde, Alkohol, einfach alles. Dir wird jetzt nichts mehr passieren. Ich erklär dir später alles, was passiert ist und was das ganze soll. Ich muss jetzt los zur Schule, du kannst hier machen, was du willst, bis später.“ Nachdem sie die Haustür hinter sich geschlossen hat, blicke ich auf den Stapel Blätter und verstehe immer noch nicht, was das ganze soll. Egal, ich kann mir jetzt den Kopf nicht darüber zerbrechen, dafür habe ich später noch Zeit. Erst mal muss ich etwas essen, seit gefühlt einer Woche habe ich nichts mehr gegessen. Und mal wieder steht mir meine Vergangenheit im Weg. Nie hat mir jemand beigebracht zu Kochen oder überhaupt etwas vom Leben.

Unexpected (TxS / GxG)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt