You better Shut your mouth

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Es ist schon wieder so still zwischen uns. Ich glaube, sie geht gerade in ihrem Kopf durch, ob sie sich jetzt, wie eine Freundin oder wie eine Lehrerin verhalten soll. Sicher bin ich mir nicht aber irgendetwas scheint da oben zu rattern.

,,Wo schmerzt es am meisten ? Wo hat er dich erwischt ?" kommt es von ihr ziemlich monoton und kalt. Warum muss ich den ausgerechnet bei ihr Sport haben, wir haben so viele andere Lehrer hier, die diesen Unterricht, unterrichten könnten, aber nein, es muss ja ausgerechnet sie sein.

,,Es geht schon, alles gut, ich brauche nichts" Antworte ich ihr in der selben Tonlage, die sie benutzt hat. Es ist komisch, so distanziert mit ihr zu reden, aber was soll ich denn machen ? Ihr Blick verrät mir, dass sie nicht nachgeben wird und mir nicht glaubt. Genervt verdrehe ich meine Augen und bekomme direkt eine Antwort auf mein verhalten. Ihre Faust landet gegen meine Rippen, aus Reflex stoße ich sie von mir weg. Es war nicht mal fest, sie hat aber genau die richtige Stelle getroffen, an der es am meisten Schmerzt. ,,Okay T-Shirt aus, oder du sitzt die nächsten 3 Wochen nach, einen vernünftigen Grund werde ich mir dafür schon noch einfallen lassen." Hab ich es mir doch gedacht, ganz die Lehrerin. Auf Nachsitzen habe ich wirklich keine lust, außerdem würde es mir bestimmt noch mehr ärger zuhause einbringen. Wiederwillig streife es mir über den Kopf und ernte einen entsetzen Blick von ihrer Seite. Ich werde es erst gar nicht in erwägung ziehen, ihr jetzt in die Augen zu sehen und meine sowieso schon großen Schuldgefühle zu verstärken. Sie sagt nichts, sie steht einfach nur vor mir und durchbohrt mich mit ihren Blicken, was mit jeder Sekunde unerträglicher wird. ,,Wer hat dir das angetan? Was ist passiert?...." Sie wollte noch mehr sagen, doch ihr fehlten sichtlich die Worte, woraufhin sie mehrfach durch den kleinen Raum auf und ab läuft. Eine Erklärung kann ich ihr nicht geben, dann könnte ich ja gleich meine Sachen packen und Auswandern. Desinteressiert ziehe ich mir wieder mein Shirt über und gehe an ihr vorbei, zur Tür. Jenna sieht mich völlig perplex an, was ich ihr nicht übel nehmen kann, ich bin selber von mir überracht, aber ich kann nicht hier bleiben. Mit schnellen Schritten gehe ich zurück zur Umkleide, die zu meinem glück leer ist, alle sind schon auf dem Weg zum nächsten Unterricht.  Hastig schnappe ich mir meine Tasche und verschwinde aus der Sporthalle, in richtung Schulgebäude.

Im Flur angekommen kommt mir Direktor Brook entgegen, der mich prüfend ansieht. Mein angepisster Blick wird ihm also nicht entgangen sein. Vor meiner Klasse, klopfe ich behutsam gegen die Tür, wie ich es hasse wenn man zu spät kommt und vorher klopfen muss. Wir haben jetzt Deutsch bei Frau Fischer, die mich von drinnen rein bitten. Alle Blicke sind auf mich gerichtet, einigen wirken sogar besorgt und Liam würde am liebsten auf mich zu stürmen und mich mit Fragen bombardieren. ,,Tut mir leid, fürs zu spät kommen, ich hatte einen Sport Unfall" sie nickt mir zu und bittet mich, mich zu setzen. Auf meinem Weg fragt sie mich noch, ob es etwas schlimmeres wäre aber diese frage ignoriere ich gekonnt und lasse mich auf meinen Platz neben Liam fallen. Für einen moment sind alle Blicke wieder auf mich gerichtet und erst Sekunden später fährt Frau Fischer mit dem Unterricht fort.

Die ganze Stunde über ignoriere ich das geschehen, bis mich die Pausenglocke erlöst. Eigentlich hätte ich auch genauso gut gehen können, aber wo soll ich schon hin? Ich tue alles, um die Zeit, die ich zuhause verbringen muss, zu verkürzen.

Der Tag zieht sich echt in die länge und ich ignoriere jeden, der vesucht mit mir, ein Gespräch führen zu wollen. Jenna habe ich heute auch nur noch einmal im Schulflur gesehen. Sie und Liam haben besorgte Blicke ausgetauscht.

Nach der letzten Stunde renne ich schon fast durch die Schulflure, um endlich verschwinden zu können. Zu früh gefreut. Draußen auf dem Parkplatz wartet Nick, der Lover, meiner Mutter in seinem schwarzen Audi auf mich. Sein schelmisches lachen kann ich von weitem schon sehen und mir läuft schon wieder ein schauer über den Rücken. Er weist mich darauf hin, mich umzudrehen. Unsicher mache ich das, was er von mir verlangt und vergesse für einen moment, wie das mit dem Atmen funktioniert. Jenna steht mit Liam an der Eingangstür und beobachtet mich heimlich. Ihre Blicke sprechen Bände und meine Beine machen sich selbstständig auf den Weg zum Auto.

Er sagt nichts, er sieht mich nicht an, entweder ich muss gleich mein Testament verfassen oder er hat gute Laune und lässt mich für Heute in ruhe. Die fahrt bleibt ruhig und nichts passiert. Zuhause angekommen drängt er mich direkt an die nächstgelegene Wand, die bekanntschaft mit meiner Schulter macht. ,,Also wenn ich du wäre, würde ich mehr auf deine kleine Freundin aufpassen, die ist ganz schön neugierig" haucht er bedrohlich gegen mein Ohr und der Geruch von Vodka steigt mir in die Nase. ,,Und noch was.... den rest der Woche gehst du nicht mehr zur Schule, ich hab aufgaben für dich" Seine Augen verengen sich und ich habe damit gerechnet, gleich wieder zu Boden zu gehen doch er lässt von mir ab und verschwindet durch die Haustür.

Ohne eine Sekunde zu verschwenden renne ich die alten Holztreppen nach Oben in mein Zimmer und verschließe meine Tür. Geistesabwesend stelle ich meinen Nachttisch und einen Stuhl gegen die Tür. Nicht, dass es irgendwie helfen würde aber ich habe keine anderen Möbel, die ich zum verbarrikadieren nutzen könnte, außer meinem Kleiderschrank doch die Kraft für diesen habe ich nicht. Ohne meinen Blick von der Tür zu wenden lege ich mich in mein Bett und ziehe beschützend die Decke über mich.

Es ist nicht mal 18:00 Uhr doch der ganze Tag hat mir all meine Kraft genommen, weshalb sich meine Augen wie von selbst schließen und sich nicht mehr öffnen.

Ein wildes, ungleichmäßiges Klopfen weckt mich. Er ist wieder da. Panisch blicke nach draußen, ich habe tatsächlich durchgeschlafen, es ist der nächste Morgen. ,,Mach endlich auf oder ich sorg dafür, dass sie auf geht" Mich zu wiedersetzen bringt nichts, ich komme hier nicht weg. Mit langsamen Schritten gehe ich auf die Tür zu und stelle den Stuhl und den Nachttisch beiseite. Den Schlüssel drehe ich zweimal um und schon wird die Tür mit einem Schwung geöffnet, sodass ich rückwerts nach hinten falle. Nick baut sich vor mir auf und durchbohrt mich wieder mit seinem Blick. ,,Deine erste Aufgabe..." fängt er an und zündet sich einen Joint an. ,,mach das Haus sauber, von oben bis unten, jeder Raum, jedes Eck, wenn ich heut Abend wieder da bin werde ich alles Kontrollieren und wehe ich sehe ein Staubkorn irgendwo. Deine Mutter bekommt es ja nicht auf die reihe, außerdem muss für mich auch noch ein paar sachen erledigen" sagt er protzig und verschwindet wieder.

Das kann doch jetzt nicht war sein. Das ganze Haus mit 12 Zimmern inklusive 2 Badezimmern. Wenn andere mich sehen denken sie meistens ich würde in einer Hartz IV Wohnung leben, doch falsch gedacht. Das Haus wurde meiner Mutter verebt und das wars auch. Wie heißt dieses Sprichwort gleich nochmal ? Außen Hui, Innen Pfui ? Ist auch egal, angespannt schaue ich auf mein Handy, die Nachrichten, die bekommen habe ignoriere ich, ich will nur wissen wie spät es überhaupt ist. Es ist bereits 11:30 Uhr und so wie ich ihn kenne, wird er gegen 21:00 wieder da sein. Die Zeit wird mir niemals reichen. Die Türklingel reißt mich aus meinen Gedanken, mich wundert es sowieso, dass dieses Ding überhaupt Funktioniert. Ist es Nick? Hat er etwas vergessen ? Hat er mir noch etwas zu sagen ? Ungewiss mache ich mich auf den Weg zur Tür und öffne diese zaghaft.

,,Was zur Hölle machst du hier...?!"












Unexpected (TxS / GxG)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt