Open Wounds

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Auf dem Weg zur Stadt unterhalten wir uns, über die zum Scheitern verurteilte Zimmeraufteilung und fragen uns, wer sich von uns zuerst freiwillig auf den Heimweg machen wird. Jetzt mal ehrlich schlimmer hätte es uns nicht treffen können, aber warten wir mal ab, es sind immerhin "nur" 5 Tage, da wird sich schon niemand Umbringen. Bei Liam scheint zumindest alles ruhig verlaufen zu sein, sie reden nicht miteinander und gehen sich aus dem Weg, eigentlich so wie mit mir und den anderen dreien. Ich erzähle Liam von der merkwürdigen Situation mit Jessie und auch er findet es etwas seltsam, möchte aber auf das Thema nicht weiter eingehen. Gerade frage ich mich selbst, ob ich mich gerade verändere oder doch eher mein Umfeld. Er benimmt sich irgendwie komisch, so als würde er mir etwas verheimlichen, aber auch ich möchte jetzt keine Diskussion anzetteln, wenn er mir etwas zu sagen hat, wird er schon mit der Sprache rausrücken. In der Stadt angekommen können wir der Versuchung nicht Wiederstehen uns in einer Cocktailbar die Zeit zu vertreiben. Da die anderen wahrscheinlich zu viel Angst vor den Konsequenzen haben, sich unerlaubt in der Stadt aufzuhalten, brauchen wir uns keine Sorgen darüber zu machen, dass uns hier jemand erwischt. Die einzigen, die wir hier vielleicht antreffen könnten wären Jake und seine Freunde, aber wenn sie uns verpfeifen würden, können sie gleich mit uns die Koffer packen gehen. Keine Ahnung, was Jenna darüber denken würde, wenn sie wüsste, wo wir gerade sind, aber vielleicht würde sie bei mir noch ein Auge zudrücken, was ich mir zum Vorteil machen kann. Mojito und Havana Cola landen auf unserem Tisch, was meine und Liams Laune anheben lässt. Wir stoßen an und lassen es uns gut gehen. Hat schon irgendwo Vorteile, wenn man die einzigen aus der Klasse sind, die Volljährig sind, die anderen wären jetzt bestimmt neidisch. Nach ein paar weiteren Gläsern und gerauchten Zigaretten ist es dann auch schon vorbei mit der Freizeit und wir machen uns langsam auf den Weg zurück. Liam hat freundlicherweise meine Getränke mitbezahlt, hätte ich ihn nicht, würde ich vermutlich keinen Tag überleben. Leicht schwankend versuchen wir einen Weg durch die Menschenmassen zu finden. Je später es wird, desto voller werden die Straßen in der Stadt. Viele Touristen sind unterwegs und wollen die Stadt erkunden, die Restaurants füllen sich und der Geräuschpegel wird lauter. Noch 15 Minuten, bis wir uns mit der Klasse vor dem Hostel treffen sollen und wir bewegen uns im Schneckentempo voran, das kann was werden. Liam packt mich auf einmal am Handgelenk und läuft geradewegs ohne Rücksicht auf Verluste durch die Menge. Etwas grob meiner Meinung nach, aber es erfüllt seinen Zweck. Schnell schaffen wir es dem Trubel zu entkommen und unser Ziehl ist in aussicht. Gerade rechtzeit schaffen wir es noch uns zwischen den anderen unterzuordnen, sodass keiner den verdacht schöpft, wir wären weiter weg gewesen. Auch Jenna und Frau Collins kommen gemeinsam aus dem Hostel auf die Gruppe zu. Ihr suchender Blick entgeht mir dabei nicht, schon irgendwie witzig, wie sie versucht unauffällig zu bleiben, sie aber dabei aussieht, als hätte sie irgendwelche nervösen Zuckungen. Bei diesem Anblick muss ich leicht schmunzeln, und endlich hat sie das gefunden, nachdem sie gesucht hat, nämlich mich. Dass ich sie ein bisschen auslache, nimmt sie mir nicht übel, sie muss auch kurz über sich selbst lachen und verdreht verspielt ihre Augen. Nachdem der Rest, der Klasse aufgetaucht ist und wen wundert es, die letzten die noch gefehlt haben sind Jake und seine Lemminge, übernimmt Frau Collins das Wort. Sie erklärt uns, dass wir jetzt gemeinsam zum Hard Rock Cafe gehen werden und dort heute zu Abend essen, wir sollen in der Gruppe bleiben und nicht zu leichtsinnig sein. Liam und ich müssen uns ein lautes Loslachen verkneifen, wenn die wüsste, wo wir vorhin waren, würde sie vor Wut vermutlich abheben. Unbemerkt bleiben wir allerdings nicht, Frau Collins richtet ihren strengen Blick auf uns beide, der Bände spricht. "Euch behalte ich im Auge." Ebenso hat Jenna ihre Aufmerksamkeit auf uns beide gerichtet doch der ist nicht streng gemeint, wie der von Frau Collins, sondern eher fragend, so auf die Art "Was geht den jetzt hier ab" Die Gruppe mit den Lehrern voraus setzt sich in bewegung während sich mein Handy bemerkbar macht, wer das wohl sein mag? Und das war sarkastisch gemeint. Jennas Name leuchtet auf meinem Bildschirm auf und ich bin wirklich kurz davor die Nachricht wieder zu ignorieren, aber ich will ihr das jetzt nicht antun, es würde sie verletzen, wenn ihr jetzt wieder die kalte Schulter zeige.

Unexpected (TxS / GxG)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt