Langsam versuche ich meine Augen zu öffnen, obwohl ich eigentlich gar keine Lust darauf habe. Es tut einfach so gut, mal endlich in einem warmen Bett zu schlafen, ohne das meine Mutter betrunken rumpöbelt oder Männer besuch hat. Beim aufstehen lasse ich mir schön viel Zeit und strecke mich erst mal.
Nachdem ich mich im Schlafzimmer umgesehen habe, bemerke ich, dass Jenna gar nicht hier ist. Verwundert suche ich meine Klamotten von gestern zusammen und ziehe mich erst mal um. Vielleicht ist sie ja auch einfach nur im Bad, oder in der Küche.
Im ganzen Haus aber keine Spur von ihr, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich in jedem Raum nach gesehen habe. Bis ich, beim zweiten durchlaufen, der Küche, eine Notiz an ihrem Kühlschrank finde.
- Hay Paige, nachdem du heute morgen so tief geschlafen hast, habe ich beschlossen dich für heute von der Schule freizustellen : ) Hatte gestern eine tolle Zeit mit dir. Wenn du willst, kannst du in meinem Haus bleiben, worüber ich mich sehr freuen würde. Fühl dich wie zuhause. - Jenna
Wow, wie süß von ihr. Erwartungsvoll werfe ich einen Blick, in ihren Kühlschrank und staune, über den vollen Inhalt. Zu meinem Bedauern kann ich leider nicht Kochen und muss mich mit ein paar Spiegeleiern zufrieden geben. Ich gebe meiner die Mutter die Schuld daran, andere Jugendliche in meinem Alter können schon längst wenigstens ein bischen Kochen, weil sie es von ihren Eltern oder Geschwistern beigebracht bekommen haben. Was macht meine Mutter stattdessen? Sie zeigt mir, wie ich mit einem Dosenöffner, Dosenfraß aufbekomme. Glücklicherweise kenne ich Liam, er hat mir wenigstens etwas gezeigt, auch wenn er selber nicht viel vom Kochen versteht.
„OMG Liam!" schießt es mir in den Kopf . Die Spiegeleier lasse ich auf meinem Teller liegen, während ich auf der suche nach meinem Handy bin.
Im Schlafzimmer angekommen, blinkt es mir schon von weitem entgegen. Schnell entsperre ich es und blicke auf die etlichen Nachrichten von ihm. Er hat sich wohl wirklich sorgen um mich gemacht, kein wunder, nach meinem plötzlichen abgang von gestern. Hecktisch versuche ich ihm zu erklären, dass alles okay ist und er sich keine sorgen machen muss. Nch kurzen überlegen schreibe ich ihm noch hinterher, dass ich morgen wieder in die Schule kommen würde und für heute entschuldigt bin.
Zurück in der Küche angekommen, verschwindet meine gute Laune wieder, da ich frustriert feststellen muss, dass mein Essen kalt geworden ist. Schade eigentlich, ich habe mich wirklich darüber gefreut endlich mal etwas warmes zu Essen zu bekommen.
Hunger habe ich trotzdem, weshalb ich mich dazu entscheide es trotzdem zu essen. Bedrückt schaue ich auf meine Handy Uhr. Schade Jenna kommt erst in 4 Stunden, hätte ich nicht einfach etwas länger schlafen können, verdammt. Gelangweilt laufe ich durch das Haus, is ich im Wohnzimmer halt mache. Das Sofa sieht aber gemütlich aus, murmel ich vor mich hin. So ein kleines nickerchen kann mir ja nicht schaden, nur 5 Minuten kurz hinlegen. Gesagt, getan liege ich auch schon auf dem Sofa und ziehe mir die Decke über.
Ich werde von einem Rütteln an meiner Schulter geweckt. Ans aufstehen wollte ich gar nicht denken. Genervt ziehe ich die Decke über meinen Kopf und versuche weiter zu schlafen. Vergeblich, denn ich merke, wie sich zwei Arme unter die Decke schieben und beginnen mich zu kitzeln. Vor lauter lachen krümme ich mich automatisch und bekomme Bauchschmerzen. Jenna merkt das und hört mit einem triumphierenden lächeln im Gesicht auf. Gespielt beleidigt wende ich mich von ihr ab und verschränke die Arme vor der Brust. „ Aww hat da jemand schlechte Laune? Bekommt da etwa jemand wieder seine Tage?" Neckt sie mich. Dieses mal, ist sie die jenige, die sich vor lachen krümmt. „Haha, sehr witzig. Nett, dass du mich im schlaf überfällst... und nein, bekomme ich nicht." Mit meinen Blick, immer noch angewendet von ihr, ziehen mich zwei Arme, in eine Umarmung. Sie knuddelt sich regelrecht an mich und ich kann nicht anders, als mich ihr zuzuwenden und die Umarmung zu erwidern. Noch ein paar Minuten verweilen wir so, was ich sehr genieße und Jenna anscheinend auch, denn sie schnurrt manchmal vor sich hin. „Wo hattest du jetzt eigentlich meinen Ausweis?" muss ich schmunzelnd fragen. Sie vergrößert den Abstand zwischen uns, damit sie mir in meine Augen sehen kann. „Na ja, nachdem ich etwas Zeit in der Küche hatte, habe ich ich den Ausweis einfach in das Gefrierfach, im Kühlschrank gelegt"
Wir beide brechen erneut in Gelächter aus, bis sie mich ihrem ernsten Blick, zum schweigen bringt. Oh Gott was hab ich jetzt wieder gemacht? Denke ich. „Paige, ich muss mit dir reden." Sagt sie monoton und verschwindet in der Küche. Verdutzt sehe ich ihr hinterher und hebe eine Braue. Etwas verunsichert Folge ich ihr nach ein paar Minuten. Sie hat sich auf einen der Stühle, am Esstisch gesetzt und schenkt mit einer Kanne, Tee in zwei Tassen. Bah, wie ich das Zeug hasse, bestimmt werde ich das kaum runter bekommen.
„Setz dich bitte". Ihr Ton wird sanfter. Puh zum Glück, das beruhigt mich dann doch ein bisschen. Ich mache, was sie sagt und setzte mich auf den Stuhl neben ihr. Sie reicht mir eine der Tassen, woraufhin ich mein Gesicht verziehe. Bedrückend richte ich meinen Blick runter zur Tasse, da ich nicht weiß, über was sie mit mir reden will. „Paige erinnerst du dich daran, als ich dir vor zwei Jahren davon erzählt habe, wie ich dir helfen kann?".
Ah das meint sie also. Nickend sehe ich wieder zu ihr auf. Ihre Idee, wollte ich damals schon nicht annehmen und werde es heute auch nicht machen. „Ich kann dich nicht dazu zwingen, aber ich bitte dich darum, es zu machen. Ich weiß, was du machst, ich hab deine Sachen durchsucht, die du dabei hast". Panisch sehe ich mich nach meiner Tasche um und verpasse mir innerlich eine Ohrfeige. „Paige" Beginnt sie und streichelt mir über die Schulter. „Ich weiß, das du noch trinkst, Drogen nimmst und dich immer noch ritzt, dass sehe ich doch...."
Sie macht eine kleine Pause, um sich zu sammeln und setzt weiter zum reden an. ,,Ich weiß, das ich es damals nicht geschafft habe, aber ich will dich jetzt, genauso wie damals nicht aufgeben." Enttäuscht von mir selbst wende ich meinen Blick von ihr ab und ich merke, wie sich Tränen in meinen Augen sammeln. ,,Wenn du nur wüstest" gebe ich monoton von mir. Auch wenn es mehr genuschelt war, aber ich bin mir sicher, dass Jenna jedes Wort verstanden hat.
Meine Gedanken versinken in den schmerzhaften Erinnerungen, die ich erlebt habe und mit jeder erinnerung fällt es mir immer schwerer, meine Tränen zurückzuhalten, aber es ist zu spät, meine dämme brechen. Vor lauter Scham, stehe ich auf und renne in ihr Badezimmer. Niemand soll mich so sehen, erst recht nicht Jenna. Schluchzend lehne ich mich an die kalten Badezimmer fliesen und sinke in die tiefe, bis schließlich mein Gesicht, in meinen Händen vergrabe.
Ein Klopfen, an der Tür rüttelt mich aus meinen Gedanken, reagiere darauf aber nicht. ,,Paige, bitte lass mich freiwillig rein, oder ich mach die Tür selbst auf." Und jetzt bereue ich es, die Tür nicht abgeschlossenzu haben. Ihrer bitte schenke ich keine beachtung, soll sie doch machen, was sie für richtig hält. Unerwartet merke ich, wie sich ihre zwei Hände, an meiner Schulter abstützen, was mich nur noch mehr zum Schluchzen bringt.
,,Was ist den los?, so habe ich dich ja noch nie erlebt." Haucht sie saft gegen mein Ohr, was mir eine Gänsehaut verpasst.
Vorsichtig, so als ob sie angst hätte, das ich zerbrechen könnte, zieht sie mich in eine leichte Umarmung. Es vergeht ein wenig Zeit, bis ich mich wieder beruhigen kann, aber irgendwie schaffe ich es.
Ich nehme meinen Mut zusammen und schaue ihr direkt in ihre Eisblauen Augen, die mich besorgt mustern. Mit ihren Fingern fährt sie über meine Wange und streicht mir eine Haarsträhne hinters Ohr, woraufhin ich leicht schmunzeln muss.
Jenna atmet unüberhörbar aus, aber nicht weil sie enttäuscht, oder sauer auf mich ist, sondern, weil sie sich hilflos fühlt. Letztendlich nimmt sie mein Kinn zwischen ihre Finger und hebt es so an, das wir jetzt auf Augenhöhe sind. Sie wartet nicht lange und schon landen ihre Lippen auf meinen. Zögernd lasse ich es zu und Jenna übernimmt die führung. Aber eigentlich wollte ich das gar nicht, ich bin gerade einfach zu erschöpft dafür, weshalb ich den Kuss abbreche. Verdutzt sieht sie mich und zieht ihre Augenbrauen nach oben. ,,Trag mich....bitte"
Einige Sekunden vergehen, bis sie stumm macht, worum ich sie gebeten habe. Zurück im Wohnzimmer, steuert sie auf das Sofa zu. Sie setzt mich ab und ich lege mich nach ganz hinten, bis ich mit meinem Rücken, am ende des Sofas liege. Jenna legt sich neben mich und schlingt ihre Arme um mich. Mit einer Handbewegung, zieht sie die Decke über uns und bevor ich zum Einschlafen komme, lasse ich mein Kinn, auf ihrer Schulter ruhen.
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Unexpected (TxS / GxG)
Teen Fiction- Was passiert, wenn dich deine Vergangenheit einholt ? Die 18 Jährige Paige versucht zum dritten mal ihren Schulabschluss zu bekommen und nutzt ihre letzte Chance....mehr oder weniger. Sie leidet an Depressionen, die sie mehr oder weniger mit Alko...