You Don't Know Anything

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Mir wird schlagartig schlecht. Ich will da nicht hin, ich möchte nicht wissen, was bei diesem Gespräch herauskommen wird, den es wird mir sowieso nicht gefallen. Ich hasse es, wenn man versucht sich in mein Leben einzumischen und es Umzustellen, weil die meisten sich sowieso nicht in meine Lage versetzen können oder mich kennen. Jenna stupst mich leicht an und wirft mir ein leichtes lächeln zu, um mir Mut zuzusprechen, aber Pech gehabt, meine Stimmung ändert dich dadurch trotzdem nicht. Sie packt ihre Tasche und zieht mich in Richtung Flur. Nervös dackel ich ihr hinterher, an ein paar Schülern vorbei, die Richtung Pausenhof laufen.  Als einige bemerken, dass wir uns in Richtung Direktorenzimmer bewegen fangen sie an zu tuscheln. Das meiste verstehe ich gar nicht, nur ein paar Worte schnappe ich auf, wie zum Beispiel Junkie, Schulverweis und Absturz. Meine Gedanken verschwende ich aber nicht daran mir etwas aus ihren Worten zu machen, stattdessen bleibt mein Blick streng nach vorne zu meiner Lehrerin gewand, während mich meine Beine immer weiter nach vorne treiben. Am Direktorenzimmer angekommen, sieht Jenna noch einmal Prüfend in meine Richtung und klopft an der großen Tür zum Büro. Eine lautes "herrein" kommt von der gegenseite und Sie öffnet die Tür. Der Duft von Kaffee steigt mir in die Nase, was Typisch ist, für Lehrer. Da sitzt er, Direktor Brook, in seinem wie ich es nennen würde "Chefsessel" und erwartet uns schon. Wir treten beide in den Raum ein und ich schließe die Tür so vorsichtig wie möglich. Ich habe hier schon öfter gessesen. Mit Liam und ohne ihn, aber ich muss zugeben ich hatte noch nie so viel angst hier zu sein, wie jetzt. Immer wenn ich hier war ging es immer nur ums Nachsitzen oder andere Kleinigkeiten, die ich angeblich veranstaltet haben soll. Diesmal ist es anders, heute bin ich mit meiner Lehrerin hier, die mal meine Ex war, beziehungsweise ist und mit einem Direktor, der zum einen meine gesamte Schullaufbahn kennt und zum anderen weiß, dass diese besagte Ex auch noch meine Lehrerin ist. Er bittet uns, uns auf den Stühlen vor seinem Pult platz zu nehmen, was wir beide machen. Es vergehen Minuten in denen niemand etwas sagt und es einfach nur ruhig ist. Hin und wieder Blickt Mister Brook zwischen uns her und reimt sich bestimmt zusammen, wie jemand wie sie an jemanden wie mich kommen konnte, was heute eigentlich keine rolle mehr spielt, da wir uns kennengelernt, beziehungsweise gedated haben bevor sie meine Lehrerin wurde. Da er aber sowieso bescheid weiß und ich von Jenna weiß, dass er hier ist, um zu helfen und mich zu unterstützen sollte ich dabei keine bedenken haben. Die betonung liegt auf sollte. Er räuspert sich kurz bevor er zu reden beginnt. Er rattern einen Monolog vor, auf den ich schon gefasst war. Inhaltlich geht es darum mir zu helfen, mit den Drogen, dem Alkohol, mit der Familie und die Schule. Meine Nervosität wandelt sich ins genervte um, was ich ändern muss habe ich verstanden, aber wie so oft kommt keiner mit Ideen an, wie man die Probleme lösen könnte. Ist ja nicht so, dass sie sich in Luft auflösen nur, weil man sagt hör auf. Während die beiden gegenseitig ansprechen, was mit mir schief läuft wende ich mich erst gar nicht dem Thema zu. So langsam kommen beide richtig in fahrt und es kommt mir so vor als wären sie bei einem Kaffeekränzchen und, als sei ich nicht anwesend. Nach einer halber Stunde endloser Diskusion und keinem Lösungsweg, reicht es mir. Ich denke ich muss mich langsam damit abfinden, dass sich nichts ändern wird, weder an mir noch an meinem Umfeld, oder meinen Mitmenschen. Genervt Atme ich tief durch und setzte mich auf. Beide sind Überrascht und verstummen Augenblicklich. Sie Fixieren mich beide mit ihren Augen und warten ab. ,,Es reicht! Niemand hat mich je gefragt, wie ich mich all die Jahre gefühlt habe, niemand hat jemals auf mich acht gegeben außer Liam, der immer für mich da war. Ihr habt keine Ahnung wie es ist, sich in so einer Situation zu befinden, ihr wisst gar nichts. Also tut nicht so, also könntet ihr mir helfen, den es wird sich nichts ändern, verstanden!" Fassungslose Blicke treffen mich, keiner bringt aber ein Wort über die Lippen. Kopfschüttelnd verlasse ich das Zimmer und stürme in Richtung Parkplatz. Die Pause ist längst vorbei und wie ich es mir schon Gedacht habe, lehnt sich Liam gegen sein Auto und hat seinen Flachmann wieder in der Hand. Ich wusste, er würde nicht ohne mich im Unterricht erscheinen. Ziehlsträbig laufe ich auf ihn zu nachdem ich Schritte hinter mir vernehme. Den Flachmann nehme ich ihm ab und Exe ihn runter. Mir egal, welche Konsequenzen ich daraus ziehen werde, meine Nerven liegen Blank. Liam schmunzelt vor sich hin, und nimmt mir die leere Flasche ab. ,,Komm, lass uns gehen bevor die Stress schieben." Ich wende meinen Blick zu Jenna und Mister Brook, die Entsetzt am Eingang, der Schule stehen geblieben sind. Den Schmerz in Jennas Blick kann ich nicht leugnen, meine Worte und diese Aktion treffen sie. Kopfschüttelnd wende ich meinen Blick wieder ab und zünde mir einen Joint an. Beim Einsteigen in Liams Auto verteile ich provozierend meine Asche auf den Boden und wir fahren los. Er fährt uns zu sich nach Hause, dort haben wir unsere Ruhe, niemanden, der uns stört. Seine Eltern sind immer weg, nur sein Bruder, der sich ab und zu sehen lässt. Liam hat hier all seine Freiheiten, er darf tun und lassen, was er will. Es ist zwar sehr offensichtlich für uns hier zu sein, aber woander hin zu gehen ist für uns gerade keine Option. Bei ihm angekommen, machen wir uns direkt auf den Weg zu seiner Bar im Keller. Ein paar Flaschen nehmen wir mit nach Oben zu seinem riesigen Balkon im zweiten Stockwerk. Auf dem großen Sofa nehme ich Platz, während Liam seine Musikanlage einschaltet. In der Gegend wohnt niemand deshalb wird sich niemand an der Lautstärke stören.

Die Zeit vergeht und die Flaschen leeren sich langsam und die Aschenbecher füllen sich mit unserer Droge. Der Sonnenuntergang beginnt und der Himmel erstrahlt in einem Gemisch aus Gelb und Orange. Meine Sicht verschwimmt mehr und mehr und meine Wahrnehmung gibt auch langsam den Geist auf. Das einzige, was ich mitbekomme ist, wie jemand die Haustür zu knallt. Aus der Balkontür kommt Liams Bruder, Seth. Die beiden könnten sich nicht mehr Unterscheiden. Er: 3 Jahre älter also 22, etwas größer, schwarze Haare und Braune Augen, mit einem passenden 3 Tage Bart. Vom Charakter ähneln sie sich schon eher. Beide sind leicht Arrogant, haben eine kühle Art an sich und ob man es glaubt oder nicht, beide sind eigentlich ziemlich schlau, wenn sie sich anstrengen. Seinem Blick zu urteilen muss er auch Getrunken haben, er kann nichts mehr richtig Fokusieren, seine Pupillen sind sehr unruhig. ,,Was ist ? Willst du auch was oder nicht ?" Fragt Liam seinen Bruder schelmich, der natürlich nicht nein sagt. Er setzt sich direkt neben mich und legt wie selbstverständlich seinen Arm um mich. Es stört mich nicht, ich kann gerade jede Annäherung gebrauchen, die ich kriegen kann. Der Abend verläuft weiterhin gut, die Stimmung passt und wir drei sind jetzt mehr als angetrunken. Irgendwann zieht mich Seth an sich und fängt an mich zu küssen. Mein Körper fühlt sich Taub an, dennoch gibt es nichts, was mich davon abhält sein tun zu beenden. Es macht mir nichts aus, ich bin nicht alleine, dass ist es was ich gerade brauche, auch wenn es mir nicht gut tut. Alles um mich herrum wirkt dumpf und nebensächlich. Wohin Liam verschwunden ist, weiß ich auch nicht, aber er wird schon klar kommen, vielleicht muss er sich einfach nur Übergeben oder er ist schlafen gegangen. Immernoch mit Seth beschäftigt nehme ich Stimmen war, sie klingen so weit weg und doch so nah, aber Zuordnen kann ich sie nicht. Mittlerweile sitze ich sogar auf seinem Schoß und er umklammert mich fest an sich. Plötzlich ist eine der Stimmen mir so nah, als würde jemand direkt neben mir stehen oder so ist es auch. ,,Sag mal kannst du mir mal verraten, was du da gerade machst!?" Geschockt wende ich mich von Seth ab, dabei verliere ich mein Gleichgewicht welches ich in letzter Sekunde wieder halbwegs in den Griff bekomme. Mein Gesicht hat schon fast den Boden knutschen sehen. Überrascht schaue ich in das Gesicht meiner wutentbrannten Lehrerin, die sich vor mich aufbaut, wie ein Tier. Ich versteh die Welt nicht mehr, was macht sie hier ? Kann sie mich nicht endlich in ruhe lassen und mich mein Leben, leben lassen, es reicht. Immer dieses hin und her, mal verhalten wir uns wie Paar und im nächsten moment verletzten wir uns gegenseitig. Kopfschüttelnd versuche ich mich wieder Seth zuzuwenden, damit sie vielleicht endlich versteht, dass ihre Aktionen wirkungslos mir gegenüber sind. Sie hindert mich aber an meinem vorhaben und packt mich an meinen Schultern. Völlig benommen schleift sie mich mit, keine Ahnung wohin. Die kraft aufzubringen mich zu wehren habe ich sowieso nicht, also lasse ich sie einfach machen. Das letzte, was ich sehe bevor sie mich nach draußen schleppt ist Liams verdutzter Blick. Toller bester Freund, ja lass mich doch entführen während ich betrunken nichts mehr mitbekomme. Sie zieht mich die Eingangstreppen runter und schmeißt mich gegen ihr Auto. Mit meinem Rücken gegen das kalte Auto gelehnt starre ich auf den Boden vor ihr. ,,Kannst du mir jetzt mal verraten, was das sollte ? Kannst du auch noch etwas anderes außer weg zu laufen, dich zu betrinken und zu kiffen ?" Ich versuche sie zu ignorieren, aber sie trampelt wie eine verrückte durch die gegend und fuchtelt mit ihren Armen hin und her. ,,Und was zur Hölle hattest du mit dem Typen vor ? Ich versteh dich einfach nicht." Sie wirft mir immer mehr vorwürfe gegen den Kopf bis ich es nicht mehr aushalte. ,,Soll ich dir was sagen ? Du hast recht, das ist das einzige was ich kann. Wozu meine Zeit und Nerven an etwas verschwenden, wenn es sowieso zum scheitern verurteilt ist. Ich werde aus diesem Teufelskreis niemals rauskommen, auch nicht wenn du mit dem Direktor redest. Ihr habt keine Ahnung was bei mir abgeht also urteilt nicht über mich oder mein Handeln, weil es euch doch eh nicht interessiert. Und du.... Du versuchst es immer zu verstehen, aber das wirst du nicht. Du denkst, du kannst irgendwie versuchen dich in meine Lage zu versetzen und in meinen Kopf zu kommen aber das wirst du nie. Mein Verstand hat nie seine Ruhe, da Oben rattert es 24/7 ohne unterbrechung, nur wenn ich Trinke oder Rauche habe ich meine Ruhe. Und ja dann habe ich ihn eben geküsst na und ? Wir sind nicht zusammen und dieses ganze hin und her Ertrage ich einfach nicht. Es fühlt sich so an, als würdest du mir nur helfen wollen, weil du noch Schuldgefühle von damals hast. Ich will mir das ganze nicht Einbilden, ich will, dass es echt ist. Aber ich kann mir auch nicht ständig hoffnungen machen, wenn diejenige, die am Ende verletzt wird sowieso ich sein werde!" Nachdem ich meinen Monolog runter gerattert habe, der mir gefühlt schon seit Tagen auf der Zunge liegt, wird mir plötzlich schwindelig. Zu viele Emotionen wüten in mir, die ich gar nicht mehr zuordnen kann. Hastig versuche ich mich an ihrem Auto fest zu halten, verliere aber mein gleichgewicht. "Warum bin ich so ein schlechter Mensch?" schallt durch meinen Kopf bevor ich nichts mehr mitbekomme.

Unexpected (TxS / GxG)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt