Light in the Dark

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Vorbei ist es mit der stille. Mir ist nicht mal aufgefallen, dass wir schon da sind und sie das Auto geparkt hat. Erneut fragt sie mich was los sei und rüttelt dabei sanft an meiner Schulter, was mich aus meinen tiefen Gedanken befreit. Reflexartig schüttle ich meinen Kopf und sehe den besorgten Blick von Jenna, den sie mir zu wirft. Unüberlegt und immer noch ein bisschen in Trance vergewissere ich ihr das alles in Ordnung ist, was sie mir nicht ganz abkauft, aber mich dennoch in ruhe lässt. Gleichzeitig steigen wir aus ihrem Auto und betrachten die Aussicht. Es ist echt wunderschön, der See funkelt leicht durch die wenigen Sonnenstrahlen, die sich durchkämpfen und ein paar Enten schwimmen auf ihm herum. Es ist ruhig und leer hier, durch das schlechte Wetter hat keiner Lust raus zu gehen. Ich erinnere mich mich noch an den Sommer, da ist der See fast überfüllt mit Jugendlichen, die ihre Freizeit genießen und älteren Leuten, die einfach einen Spaziergang um den See machen. Es fühlt sich einfach so frei und unbeschwert an. Als wären wir weit entfernt von all unseren Problemen. Jenna und ich laufen ein stück um den See, bis zu einer etwas bewachsenen Bank am Ufer. Auch wenn sich alles gerade so normal anfühlt, mein Kopf hört einfach nicht auf zu rattern. Jenna gibt sich alle mühe, um mich abzulenken und zum lachen zu bringen, doch mehr, als ein aufgesetztes schmunzeln kann ich nicht hervor bringen. Verzweifelt legt sie ihren Arm um mich und sie drückt mich an sie heran. Ich mag dieses Gefühl, Stunden lang bei der richtigen Person zu sein und einfach mal nichts zu machen, außer die Anwesenheit, des anderen zu genießen. Jenna lässt mir meine ruhe und versteht mein Tief, in dem ich mich gerade befinde. Immerhin ist sie ja teilweise mit involviert durch mich. Sie nimmt mich an der Hand und führt mich zu einem kräftigen, alten Baum, umringt von grünem Klee. Wir lehnen uns beide an ihn und weichen wieder den Blicken, des anderen aus. Es fühlt sich so an, als ob wir beide etwas auszusprechen haben, es aber nicht können, wie eine Blockade und keiner kann sich dazu bringen den ersten Schritt zu wagen. Dachte ich zumindest, den plötzlich steht Jenna vor mir, mit beiden Händen stützt sie sich links und rechts von mir an Baum ab. Jetzt sitze ich in der Falle, kein entkommen. Reflexartig presse ich meinen Körper nach hinten, da wo sowieso schon kein Platz ist und klebe mich quasi an den Baum. Ihren Blicken kann ich jetzt somit nicht mehr ausweichen somit starren wir uns an, wie bei einem Wettbewerb. Sie kommt noch einen Schritt auf mich zu und verkleinert den ohnehin schon geringen abstand zwischen uns. Jenna kommt mir immer näher, bis sie kurz vor meinen Lippen halt macht und mich herrausfordernd ansieht. Von meinem Verstand kann ich mich jetzt also auch verabschieden so viel ist sicher. Ihren Atemzug kann ich auf meinen Lippen spüren und ihr Vanilleduft steigt mir in die Nase, welcher mich völlig aus der Bahn wirft. Wie in Trance nähere ich mich noch ein stück an so das sich unsere Lippen leicht anhauchen aber nicht berühren. Alles in mir schreit danach diese letzte Lücke zwischen uns zu schließen, doch leider meint es das Universum mal wieder nicht gut mit mir.

Die Wolken am Himmel haben sich wieder verdichtet und ein grollender Donner schallt uns um die Ohren. Erschrocken fahren wir beide zusammen und somit ist der schöne moment versaut. Aber hatte ich gerade wirklich die Absicht sie zu küssen ? ohne einen Gedanken daran verloren zu haben was ich damit hätte auslösen können. Sie kann sich im Knast einschreiben und ich kann mein Testament verfassen na super.

Wie durch Telepathie hatten wir den selben Gedanken und setzen uns gleichzeitig in Bewegung, aber da sind wir doch ein bisschen zu spät dran. Die ersten Tropfen, die vom Himmel fallen, vermehren sich schnell und große Pfützen bilden sich auf dem ohnehin schon nassen Boden. Der Weg zurück zum Auto zieht sich in die länge und während im Hintergrund immer wieder das laute Donnern zu hören ist, werden wir immer mehr durchgenässt.

Endlich am Auto angekommen versucht Jenna es aufzuschließen. Die betonung liegt bei "versucht" denn sie lässt den Schlüssel aus hektik ein paar mal fallen und braucht ein paar versuche den Wagen zu öffnen. Wenn wir jetzt nicht bei gefühlten 5 Grad an einem mittlerweile dunklen Waldrand stehen würden und es nicht aus strömen regnen würde, würde ich das sogar süß finden aber jetzt mal zurück in die Realität. Mit einem Satz, lassen wir unsere nassen körper in die Ledersitze fallen und Atmen mehrfach tief durch.

,,Wow... das war..."

,,Nass?" Beende ich ihren Satz, denn sie wahrscheinlich schneller ausgesprochen hat, als sie nachgedacht hat und wir beide fangen an zu lachen. ,,Okay so hatte ich das nicht geplant, aber jetzt können wir ja wieder zurück fahren." kommt es von ihr, diesmal etwas gefasster. Nickend stimme ich ihr zu, lehne mich entspannt zurück und warte darauf, dass sie den Motor startet. Aber nichts kommt, kein Ton, es passiert nichts. Ungläubig starre ich Jenna an, die wie eine verrückte versucht, den Wagen zum laufen zu bekommen. Ein paar mal hört man, wie das Auto leicht anspringt und dann doch wieder den Geist aufgibt.

,,Das ist jetzt nicht dein ernst?" frage ich sie, in der hoffnung sie macht einen Scherz aus der ganzen sache und würde jetzt gleich losfahren. Aus ihrem verzweifelten Blick schlussfolgere ich aber, dass das ganze kein Scherz ist und wir hier festsitzen. Wütend schlägt sie ein paar mal auf das Lenkrad ein und flucht irgendetwas durch die gegend, was ich nicht verstehe. In ihr muss wohl noch ein fünkchen hoffnung stecken, wenn sie denkt diese alberne Aktion würde etwas bezwecken. Sie davon abzuhalten würde nichts bringen, sie wird es solange weiter versuchen, bis es entweder klappt oder sie von selbst merkt wie dämlich diese Aktion ist. Als Zeitvertreib zünde ich mir einen Joint an und mache mir nicht mal die mühe das Fenster runter zu machen. Zum einen, weil sie so in rage ist und es nicht mal bemerken würde und zum anderen hallo, es regnet, versteht sich also von selbst mal ganz davon abgesehen, dass ich das Fenster sowieso nicht öffnen kann. Während sie sich weiter darüber aufregt das ihr treues Auto nicht anspringt, genieße ich einen Zug, nach dem anderen und sehe ihrem treiben Seelenruhig zu.

Nach 10 langen Minuten scheint sie begriffen zu haben, dass sie an der Situation nichts ändern kann und lehnt sich kapulierend mit der Stirn vorraus an ihr Lenkrad.

,,Na bist du endlich fertig mit....was auch immer du da veranstaltet hast?" Frage ich sie gelassen während ich mittlerweile auf Wolke 10 schwebe und bei ihrem geschlagenen Anblick leicht lachen muss. Aus dem Augenwinkel betrachtet sie mich und an ihr schwebt ein kleiner rest meiner Rauchwolke vorbei. Schlagartig reißt sie ihre Augen auf verfällt wieder in ihren Anfall.

,,Es brennt, mein Auto, es brennt!" Hysterisch versucht sie ihren Schlüssel zu finden, den sie irgendwann vorhin nach hinten geworfen hat, um zu flüchten, was echt lustig aussieht. ,,Hallo beruhig dich mal und komm wieder runter, du führst sich auf, wie ein verrücktes Huhn. Dein Auto brennt nicht, das ist der rest, von meinem Rauch okay." Augenblick vesteinert sich Jenna und bewegt ihren Kopf in meine Richtung und ein leichter schlag auf meinen Hinterkopf folgt darauf. ,,Sag mal hast du sie noch alle mein Auto mit deinen Illegalen Substanzen voll zu stinken. Mach das draußen oder mach das Fenster runter..." Ihren Satz beendet sie erst gar nicht sondern Blickt nach draußen. Wie ein Depp Realisiert sie wieder, in welcher Situation wir uns gerade befinden und stöhnt genervt auf. ,,Ja merkste selber oder?" Protzig kontert sie mit ihrem Blick und murmelt vor sich hin. ,,Ach halt die Klappe" Woraufhin ich schmunzeln muss.

,,Was machen wir den jetzt? Ich lauf doch jetzt nicht im strömenden Regen nach Hause." Ihre verzweiflung ist ja nicht auszuhalten, doch einen Plan B habe ich schon in aussicht. Mit einem kleinen Anruf rette ich uns aus der Patsche. Jenna sieht mich abwartend an und fragt sich wahrscheinlich, wen ich da eben angerufen habe woraufhin ich nur frech Antworte, dass einer ihrer zukünftigen Lieblingsschüler uns abholen wird. Entgeistert hält sie sich die Hände vors Gesicht ,,Das kann doch alles nicht war sein." Mittlerweile finde ich das alles einfach nur noch lustig. Ob das an dem Joint liegt, oder an Jennas Reaktionen weiß ich nicht, aber das kann noch spannend werden.

Wenig später leuchten uns auch schon zwei Scheinwerfer entgegen und ich springe schnell aus dem Auto, gefolgt von meiner gequälten Lehrerin, die jetzt wahrscheinlich ihren Job in frage stellt. Rein ins Trockene und warme Auto werden wir auch schon von Liam empfangen. ,,Na wenn das nicht mein Lieblingspaar ist" kommt es von meinem besten Freund. Meine Lehrerin blickt bei seinem Spruch grimmig aus dem Fenster während ich ihm eine leichte Backpfeife verpasse. Er lacht aber nur wissend auf und startet den Motor. Die fahrt über bleiben wir alle ruhig, sogar Liam hält seinen Mund, er schaut nur ab und zu in den Rückspiegel und beobachtet uns kurz, aber damit hatte ich schon gerechnet.

Endlich an Jenna's Haus angekommen macht sie sich schnell auf den Weg nach drinnen und lässt uns beide in Liams Auto allein. Wir beide müssen lachen und gönnen uns noch schnell eine Zigarette. Bevor ich Jenna folge, bedanke ich mich noch bei Liam und sage ihm, dass ich ihm morgen schreiben werde. Mit schnellen Schritten laufe ich die Treppen hoch zur Haustür, die sie offen gelassen hat und trete ins Haus ein. Jenna, die oben an der Treppe steht mustert mich von oben bis unten. Leicht unheimlich ist das schon, stumm betrachtet sie mich, als würde sie über etwas nachdenken. ,,Jetzt komm endlich ins Bett" Kommt es wie ein Befehl von ihr.

,,Was?"

Unexpected (TxS / GxG)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt