Jennas POV:
Es braucht einige Sekunden, um dieses Bild welches sich vor mir präsentiert zu verarbeiten. Regungslos und schockiert betrachte ich dieses für mich noch unrealisierbare etwas. Paige sitzt gekrümmt auf ihrem Bett mit einem schmerzverzerrten Blick nach unten. Bei näherer Betrachtung fällt mir ihre mit Blutverschmierte Hand auf, welche sie gegen ihren Bauch presst. Nach einigen Sekunden, die ich dafür brauche, um diesen Anblick zu verdauen komme ich wieder zu mir und versuche schnell zu handeln. Mit schnellen Schritten gehe ich auf sie zu und knie vor ihr nieder, woraufhin sie aufschreckt. ,,Verdammt, was ist mit dir passiert?" Ist die einzig logische Frage, die mir durch den Kopf schwirrt. Mir gehen gleich mehrere Sachen durch den Kopf, die passiert sein könnten. Hat sich jemand zutritt in ihr Zimmer verschafft ? Ist das, dass Werk von Jake und seinen Freunden, die sich rächen wollten ? Hat sie sich das selbst angetan ? Ungeduldig warte ich auf eine Antwort, irgendetwas, was ihre Wunde und ihren Zustand erklären könnte. Nur mühsam schafft sie es ihren Kopf zu erheben und mich anzusehen. Keuchend gibt sie mir eine Erklärung. ,,Es...es ist nichts...das ist normal, das geht...wieder vorbei." Verwirrt und immer noch unwissend verziehe ich mein Gesicht fragend. ,,Was meinst du das ist normal ? Das ist definitiv nicht normal. Was ist passiert?" Dränge ich noch einmal, um endlich eine vernünftige Antwort zu bekommen. ,,Es ist meine Narbe... sie ist aufgegangen... sowas passiert halt, meine Fresse". Erklärt sie mir grummelnd. Schön, dass sie in ihrem Zustand noch die Kraft findet mir zickige Sprüche entgegen zu bringen.
Seufzend überlege ich mein vorgehen. Sie wird nicht drum herum kommen, ich muss es mir ansehen, bevor ich voreilige Schlüsse ziehe. Ihre Handinnenfläche ist mit Blut benetzt, dennoch gibt es mir keinerlei Auskunft darüber wie weit die Wunde offen ist. Vorsichtig versuche ich ihre Hand wegzuschieben, woraufhin sie sie weigert. ,,Paige bitte, ich muss es mir anschauen, sonst kann ich dir nicht Helfen." Versuche ich ernst, aber mit Mitgefühl ihr zu vermitteln. Sie schüttelt daraufhin flehend mit dem Kopf, um mich abzuschütteln. Mit etwas Nachdruck lege ich meine Hand an ihre Wange. ,,Bitte" flüstere ich ihr verzweifelt und hilflos zu, in der Hoffnung, dass sie endlich nachgibt. Ihr Blick wirkt jetzt Ängstlich, sie rührt sich nicht und Widerspricht mir auch nicht, vielleicht habe ich jetzt eine Chance. Ich setze zum zweiten Anlauf an und dieses mal klappt es. Vorsichtig lässt sie mich ihre Hand beiseite schieben und kann endlich einen Blick auf die Wunde werfen. Behutsam hebe ihr mit etwas Blutbeschmiertes Shirt hoch woraufhin Paige zusammenzuckt und ihr Gesicht verzieht. Mitfühlend blicke ich ihr nochmal in die Augen, bevor ich mir ihre offene Narbe anschaue. Konzentriert betrachte ich diese gründlich, damit ich besser Handeln kann. Sie ist nicht ganz offen, es sind circa die letzten 8 Zentimeter am unteren Ende der Narbe, die aufgerissen sind und Blut herausfließt. Ich bin mir sicher, dass es schon weniger geworden ist, denn das meiste Blut ist bereits an ihrem Shirt oder klebt an ihrer Hand.
Wie gut, das dieses Hostel in jedem Zimmer einen Verbandskasten zur Hand hat. Ich verschwinde kurz im Bad, um diesen zu holen.
Paiges POV:
Ein bisschen benebelt warte ich darauf, das Jenna zurück kommt. Muss das ausgerechnet jetzt passieren ? Ich habe keinen Bock mehr auf diesen Mist, ich brauche ihre Hilfe nicht, ich kann das alleine, es geht immer von alleine wieder zu, so war es schon immer. Langsam versuche ich mich zurück zu lehnen, doch mit jeder Bewegung schmerzt es noch mehr und ein stechendes ziehen durchfährt meinen Körper. Meine Lehrerin kommt mit einem kleinen erste Hilfe Koffer zurück und kniet sich wieder vor mich. ,,Ausziehen" Befielt sie mir kühl und streng, ohne mir ins Gesicht zu schauen. Augenrollend streife ich mir mein Shirt über den Kopf und erneut durchfährt mich ein stechendes ziehen. Mit einem Tuch wischt sie vorsichtig das Blut weg und desinfiziert meine offene Wunde. Ich presse meine Zähne aufeinander, um den Schmerz zu verdrängen. Sie sprüht noch etwas darauf, bevor sie die Stelle mit einem großen Pflaster abdeckt. Erleichtert darüber, dass der schmerz endlich langsam nachlässt Atme ich laut aus. Mit Blick auf Jenna die auf etwas zu warten scheint vergeht mir meine Laune aber wieder. Genervt gebe ich leises Danke von mir und verdrehe erneut meine Augen. Sie allerdings sieht mich immer noch abwartend an. ,,Was?" Fauche ich sie an in der Hoffnung sie würde einfach wieder gehen. ,,Blöde Frage ehrlich, ich sag dir jetzt was zuerst wirst du deinem Freund Liam schreiben, dass es dir gut geht und er sich keine Sorgen machen muss und dann führen wir ein ernstes Gespräch. Ohne Liam wäre ich erst gar nicht hier und hätte dich versorgen können, dir hätte weiß Gott was passieren können, wenn er nicht gewesen wäre, du kannst froh sein so einen Freund zu haben." Sie macht eine kurze Pause um die Sachen vom erste Hilfe Koffer zusammen zu packen bevor sie weiter auf mich einredet. ,,Ich werde Frau Collins darum bitten mit den anderen den Tag alleine fortzuführen, da es dir nicht gut geht und man dich nicht alleine lassen kann. Sie wird dafür Verständnis haben und ich bin mir sicher sie wird mit der Klasse alleine fertig werden, sie hat schon viel Erfahrung und kann sich gut durchsetzt." Schnaubend lasse ich mich mit dem Rücken auf mein Bett fallen, es bringt nichts ihr zu widersprechen, dagegen habe ich keine Chance. Während sie den Koffer zurück ins Bad stellt und sich auf den Weg zurück nach unten macht, um sich mit Frau Collins zu Unterhalten, schnappe ich mir mein Handy, um Liam zu schreiben. Sie hat ja recht, ich kann froh sein ihn zu haben, niemand sonst hätte sich sorgen um mich gemacht oder wäre auf die Idee gekommen nach mir zu suchen. Wahrscheinlich ist mein fehlen nicht mal jemanden aufgefallen.
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Unexpected (TxS / GxG)
Teen Fiction- Was passiert, wenn dich deine Vergangenheit einholt ? Die 18 Jährige Paige versucht zum dritten mal ihren Schulabschluss zu bekommen und nutzt ihre letzte Chance....mehr oder weniger. Sie leidet an Depressionen, die sie mehr oder weniger mit Alko...