No way

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Mit einer Handbewegung weist uns der Direktor daraufhin, ihm zu folgen. Mit schweren Beinen Folgen wir ihm in sein Büro, am Ende des Korridors. Er bittet uns, uns zu setzten, was wir auch tun. „Wie oft habe ich euch schon darauf hingewiesen, dass das mit dem zu spät kommen Konsequenzen haben wird? Wir haben einen Deal, ich hoffe ihr erinnert euch noch daran. Ihr kommt nicht mehr zu spät, nehmt am Unterricht teil und ich lasse euch die zehnte Klasse ein letztes Mal wiederholen. Außerdem haben mir Lehrer mitgeteilt, wie ihr beide Joints auf dem Parkplatz der Schule geraucht habt. Seid froh, dass ich euch beide gut kenne, andere Schulleiter hätten euch schon längst rausgeschmissen!". Sagt er ernst, ohne auch nur eine Sekunde seinen Blick von uns abzuwenden. „Ich will heute nichts mehr von euch hören. Ihr werdet nach der Stunde bei Miss Banks nachsitzen, zwei Stunden lang." Normalerweise kein Problem für uns, wir mussten in den letzten Jahren schon oft nachsitzen, aber nicht unter den Bedingungen wie heute.

Zum einen, weil wir heute eigentlich nur 2 Stunde Unterricht haben, da ja erster Schultag ist und zum anderen, wegen Miss Banks (Jenna). Schlimmer kann es wirklich nicht mehr werden.

Wir nicken und verlassen das Büro von Mister Brook. Beim Rausgehen ruft er uns noch die Raumnummer hinterher. Mir steht die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben. Liam bemerkt das natürlich, packt mich am Arm und verschleppt mich nach draußen. Neben ein paar Mülltonnen macht er halt und kramt in seiner Tasche nach etwas. Meine Stimmung verbessert sich bei dem Anblick in seinen Händen. In der linken Hand hält er ein Päckchen mit Joints und in der rechten Hand eine Wodka Flasche. Ich muss Grinsen, Liam kennt mich einfach zu gut. Ein Blick auf mein Handy verrät mir, dass wir noch gute 20 Minuten Zeit haben, bis wir zum Nachsitzen erscheinen müssen. Während ich mir einen Joint mit dem Feuerzeug meiner Mutter anzünde, holt Liam zwei Shotgläser aus seinem Rucksack. Die Shotgläser füllen sich nach und nach, bis in der Flasche fast nichts mehr drin ist. Gut, dass wir abgehärtet sind. Ein Einsteiger wäre mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus gekommen.

Leicht benommen weist Liam mich darauf hin, einzupacken. Zu spät sind wir sowieso wieder. Ich hätte auch nichts dagegen, nach Hause zu gehen, aber Autofahren wäre zu gefährlich, und laufen dauert zu lange. Mit Liam als Stütze torkeln wir zurück in die Schule bis wir vor Raum 110 stehen bleiben. „Fuck", fluche ich leise vor mich hin. So langsam bekomme ich ein komisches Gefühl, meine Ex, als Lehrerin nach zwei Jahren wieder zu sehen. Liam öffnet für uns die Tür zum Klassenzimmer. Da sitzt sie, mit überkreuzten Beinen auf dem Lehrerpult und ihr Blick fokusiert auf das Klassenbuch, indem sie etwas zu lesen scheint. Sie hebt ihren Blick, als sie uns in der Tür stehen bemerkt. Mit einer Kopfbewegung weist sie uns dauarauf hin, uns zu setzen. Im Vorbeilaufen an ihr wird dieses komische Gefühl in mir immer schlimmer, das macht mir Angst. Normalerweise machen mir Alkohol und Drogen nichts aus, ich vertrage eigentlich sogar ziemlich viel, aber anscheinend macht die Anspannung mit mir komische Sachen. Auch mein bester Freund bemerkt, wie unruhig ich bin und blickt mich besorgt an. Ein ungutes Gefühl macht sich in mir breit. Ich stehe reflexartig auf und schaue panisch um mich.

Schnell und ohne auf meine Umgebung zu achten, renne ich aus dem Klassenzimmer und den halben Flur entlang, bis zu den Toiletten. Es ist ein Wunder, dass ich es überhaupt so lange ausgehalten habe. Mit einem ruck reiße ich die Kabinentür auf und übergebe mich gleich mehrmals.

Im nächsten moment merke ich, wie jemand mir, von hinten die Haare zurückhält und mir über den Rücken streichelt. Nachdem ich nur noch Galle rausbekomme und endlich mit dem Husten aufgehört habe, kann ich nur noch ein Krächzen rausbringen. „Nett von dir Liam aber du weißt, dass du hier nichts zu suchen hast oder?". Ich versuche mich umzudrehen, um in das Gesicht meines besten Freundes zu sehen. Ich hätte schreien können, wenn meine Kehle nicht so ausgetrocknet wäre.

Am liebsten hätte ich mich bei dem Anblick meiner Lehrerin wieder umgedreht und weiter kotzen können, wenn mich von hinten nicht zwei Arme umschlungen hätten. Ich kann gar nicht glauben was gerade passiert, sie hält mich fest so, als ob sie Angst hätte, dass ich weglaufen könnte. Mein Herzschlag verschnellert sich und die röte steigt mir ins Gesicht. „Du hast dich nicht, verändert Paige". Eine Antwort darauf fällt mir nicht ein, ich weiß auch nicht wie ich mich verhalten soll. Am liebsten würde ich mich Umdrehen und ihre Umarmung erwidern aber das sollte ich nicht, andererseits, kann nicht anders, meine Gedanken sind so durcheinander. Zögernd drehe ich mich um und lasse die Umarmung zu. Wie sehr ich das vermisst habe. Sie hat sich auch kaum verändert, sie sieht noch genauso aus wie an dem Tag, als ich sie verlassen habe. Ihr Vanille Duft steigt mir in die Nase und ich fühle mich auf einmal so beschützt.

Bis ich realisiere, was ich da eigentlich mache. Langsam kehre ich in die traurige Realität zurück und erinnere mich an die Lügen und den Schmerz, den sie mir gelassen hat, als wir uns trennten. Langsam und zögernd schiebe ich sie von mir weg, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Tränen machen sich in meinen Augen breit. Ich halte das einfach nicht mehr aus und ziehe mich aus der Situation zurück. Zumindest hatte ich das vor, denn bevor ich wegrennen kann, packt sie mich am Arm. „Bitte Paige, bleib." Diese Stimme, scheiße verdammte, sie kann das doch nicht machen. Zuerst verletzt sie mich zutiefst und dann taucht sie einfach so nach zwei Jahren wieder auf und macht, das hier mit mir. „Hör auf mit mir zu spielen, du kannst so was nicht mit mir abziehen." Weiter komme ich leider nicht, ich hätte ihr noch Ältliche Vorwürfe an den Kopf werfen können aber meine Tränen und das Schluchzen hindern mich daran.

Ich reiße mich aus ihrer Umklammerung und renne nach draußen, über den Parkplatz, die Straßen entlang. Ohne zu wissen, wo ich überhaupt hin will und bleibe schließlich außer puste stehen. Völlig erschöpft und durcheinander hole ich mein Handy aus der Hosentasche und rufe Liam an. Er erklärt sich bereit mich abzuholen. Mein Glück, dass er reiche Eltern hat, die ihm den Wagen spendiert haben. Noch völlig durcheinander setze ich mich auf den gepflasterten Bürgersteig und warte auf Liam. Er wird lange brauchen, bis er hier ist, denn ich bin genau in die falsche Richtung gelaufen. Verzweifelt streiche ich mir durch meine Haare und gehe den Tag noch einmal in meinem Kopf durch. Ich bin so sehr in Gedanken vertieft, dass ich das schwarze Auto vor mir nicht einmal bemerkt habe, bis es einen Ton von sich gibt, welches ich als Hupe Identifizieren kann. Verwirrt schaue ich auf. Das kann doch noch nicht Liam sein, der wäre ja durch die Stadt gebraust.

Unexpected (TxS / GxG)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt