°○ Leon ○°
Ich ging mit Maria in die Küche, legte ihre Pizza in den Kühlschrank und setzte dann Wasser auf.
"Seit wann hast du denn Bauchschmerzen?"
"Ich weiß nicht." Maria setzte sich an den Tisch. "Schon den ganzen Tag ein bisschen."
"Und warum sagst du dann nichts?"
"Was soll ich denn sagen?"
"Ich würde das schon gerne wissen, wenn es dir nicht gut geht." Ich goss ihr etwas Wasser in ein Glas, öffnete dann den Schrank und holte die Flasche mit dem Kräuterschnaps daraus - Mehmets Geheimwaffe gegen so ziemlich alle Krankheiten, die es so gibt.
"Was ist das?", fragte Maria.
"Das ist ein Kräuterschnaps. Der brennt ziemlich durch, deswegen darf man den auch nur verdünnt trinken", erklärte ich und goss einen Schluck von der klaren scharf riechenden Flüssigkeit ins Glas.
"Hier!" Ich reichte es an Maria weiter, die zögerte einen Moment, hob es dann an den Mund und trank die Mische in einem Zug.
"Schmeckt doch gar nicht so schlecht, oder?"
"Geht so", meinte Maria.
"Am besten legst du dich gleich mal hin. Und dann gucken wir mal, ob wir noch mit ins Zoney gehen", sagte ich, holte eine Tasse aus dem Schrank und hängte dann einen Teebeutel hinein. "Ich weiß sowieso noch nicht, wie das jetzt mit Minchen gehen soll. Kann gut sein, dass ich heute Nacht auf sie aufpassen muss. Es sei denn Manuel übernimmt das."
"Was übernehme ich?", fragte Manuel, der betrat gerade die Küche.
"Wir reden gerade darüber, wer später hier bei Minchen bleibt."
Manuel zuckte die Achseln. "Das kann Maria doch übernehmen. Die hat doch eh keine Lust aufs Zoney."
"Ja, aber auf eure kleine Schwester hab ich noch viel weniger Lust", entgegnete Maria.
"Das wäre auch nicht gut mit euch beiden hier alleine", sagte ich.
"Wieso?" Manuel schnaubte. "Dann muss mein liebes Schwesterchen hier mal eben lernen, sich durchzusetzen. Dann klappt das auch." Er warf Maria einen strengen Blick zu. "Kann doch auch nicht sein, dass du dir von einer Vierjährigen immer so auf der Nase herumtanzen lässt. Das ist doch peinlich, sowas!"
"Ich finde es ja eher peinlich, dass du nicht mal weißt, wie alt deine Schwester ist", entgegnete ich.
Manuel überlegte kurz, dann stieß er ein verächtliches Zischen aus. "Ja, meine Güte! Dann ist sie eben fünf! Das macht doch keinen Unterschied!"
"Richtig!" Ich lachte. "Sag ihr das mal!", meinte ich und stellte Maria dann die Tasse voll dampfenden Tee auf dem Tisch.
Sie nippte kurz daran, dann verzog sie gequält das Gesicht. "Ich hasse Kamille!"
"Ja... aber das hilft halt gut bei Bauchschmerzen", sagte ich und setzte gleich neues Wasser an.
"Was hast du denn schon wieder Bauchschmerzen?", fragte Manuel. "Ist doch unnormal!"
"Ja, die hat Maria öfter, das ist mir auch schon aufgefallen."
"Das kann aber auch einfach nur ne Masche sein von ihr", sagte Manuel. "Wenn sie auf irgendwas kein Bock hat, dann macht sie mal öfter einen auf krank."
"Das stimmt doch gar nicht!", erwiderte Maria wütend.
"Ich glaub auch nicht, dass da was dran ist", wandte ich schnell ein und legte Maria die Hände auf die Schultern.
"Glaub was du willst." Manuel grinste. "Ich sag's ja nur."
"Ja, schön für dich!", maulte Maria. "Du meinst-"
"Komm, jetzt zick hier mal nicht rum! Trink mal besser deinen Tee, du armes Kind!"
"Arschloch!", gab Maria zurück, nur sehr leise, aber unmissverständlich.
Manuels Hand schoss zu ihr herunter, umkrallte ihr Gesicht fest und zwang sie dazu, ihn anzusehen.
"Wie war das?"
Maria antwortete nicht.
"Du solltest besser mal aufpassen, wie du mit mir redest."
"Ja", krächzte Maria.
"Hey, jetzt-", sagte ich und versuchte mich zwischen Manuel und seine Schwester zu drängen, da stieß er mich gleich zur Seite, so heftig, dass mir für einen Moment die Luft wegblieb.
"Noch so eine Nummer und wir beide haben ein Problem miteinander. Hast du das verstanden?"
"Ja... tut mir leid."
Manuel starrte Maria noch eine Weile an. Dann nickte er.
"Gut."
"War's das jetzt?" Ich hustete. "Oder haben wir noch was zu klären? Sonst können wir auch gerne noch zusammen raus gehen."
"Meinetwegen." Manuel zuckte die Achseln. "Ist halt nur die Frage, wie du dann wieder hochkommen willst, wenn ich erst mit dir fertig bin."
"Du wirst überrascht sein."
"Meinst du?" Manuel lachte. "Wer passt denn jetzt gleich auf die Kleine auf? Sie hier ja wohl eher nicht." Er warf Maria einen abschätzigen Blick zu. "Die braucht ja schon selber einen Babysitter."
"Ich übernehme das", sagte ich und unterdrückte einen Seufzer.
War ja klar, dass das Ganze darauf hinaus laufen würde!
"Wie schön!" Manuel grinste. "Dann könnt ihr es euch ja richtig nett machen."
"Das werden wir", meinte ich, lief zur Küche, nahm dort Melanies Wärmflasche vom Haken an der Wand und befüllte sie mit heißem Wasser.
"Ach guck! Jetzt fehlt nur noch deine Gutenachtgeschichte und dann ist auch gleich schon Schlafenszeit", spottete Manuel.
Erneut ignorierte Maria ihn, schien dafür aber nur noch mehr auf ihrem Stuhl zusammen zu schrumpfen, als sowieso schon.
Dieser Penner! Sollte der mal froh sein, dass wir hier in Mehmets Wohnung waren! Das war noch der einzige Grund, weswegen ich mich zusammenriss, mal ganz abgesehen davon, dass ich Maria nicht aufregen wollte. Die wäre sicher genauso wenig begeistert darüber, wenn ich hier jetzt auf Manuel losgehen würde, wie Mehmet, für den solche Aktionen in seiner Wohnung ein absolutes No-Go waren.
"Und wenn schon!", sagte ich deswegen nur. "Dann...
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Vogelscheuche und Gürtelschnalle - Teil 2
Teen FictionEndlich hat Maria es offenbart. Das Geheimnis, welches so lange schon ihr Leben bestimmt. Jetzt ist alles anders. Aber ist es auch besser? *~~•~~* Fortsetzung von: Vogelscheuche und Gürtelschnalle, Teil 1: Offene Wunden *•~~• MARIA •~~•* Ich wollt...