°○ Maria ○°
"Hi. Na, alles klar?", fragte Mehmet, der erwartete uns schon in seiner Wohnungstür stehend, als Leon und ich den Fahrstuhl verließen, nachdem dieser im dritten Stock angekommen war.
Er und Leon veranstalteten ihr Begrüßungsritual - eine Mischung aus einem Aneinanderknallen ihrer Fäuste und einer sich daran anschließenden halben Umarmung. Daraufhin wandte sich Mehmet an mich.
"Hey Maria!" Er breitete seine Arme aus.
Ich nahm sein Angebot an und ließ mich von ihm kurz an sich drücken.
"Alles gut?" Er musterte mich. Dann verzog er sein Gesicht zu einem Lächeln. "Siehst hübsch aus."
"Danke", sagte ich und erwiderte sein Lächeln, so gut ich eben konnte.
Mir stand der Sinn heute genauso wenig danach, Komplimente für die Art und Weise zu bekommen, wo ich mir welche Farbe im Gesicht verteilt hatte, wie danach, die ganzen nächsten Stunden einen auf Partystimmung zu machen.
"Wow! Was ist das denn für ne heiße Schnecke?", fragte Ali, kaum, dass wir das Wohnzimmer betreten hatten und ließ ein lautes Pfeifen hören. "Ist das deine Neue? Wusste ja gar nicht, dass mit Maria schon wieder Schluss ist." Er grinste.
Ich warf ihm einen bösen Blick zu.
Und Verena verpasste ihm einen Knuff in die Seite. "Du bist echt unmöglich, weißt du das?"
"Lass dir das mal nicht gefallen, Süße!" Leon legte einen Arm um mich. "Sag ihm am besten, dass er nicht so frech sein soll, sonst kann er dein Geschenk an ihn mal schön vergessen!"
"Was für ein Geschenk?", fragte Ali.
"In der Küche", antwortete Leon.
"Ich hol's dir", sagte ich und wollte schon loslaufen, da hielt Leon mich am Arm zurück.
"Das kann er mal schön selber machen, Süße."
"Schade", meinte Ali, stand vom Sofa auf und lief an uns vorbei durch die Tür.
"Komm, setz du dich erst mal hin!" Leon nickte zum Sofa. "Dann hol ich dir eben deine Medikamente."
"Was für Medikamente?", fragte Verena. "Bist du krank?"
"Ein bisschen", antwortete ich und setzte mich neben sie. "Wird aber schon wieder besser."
"Okay... was hast du denn?"
"Ohrenschmerzen", antwortete ich knapp, auch wenn mein Ohr noch längst nicht das einzige war, was mir gerade Probleme bereitete. Aber das war jetzt sicher nicht das Thema, über das man auf einer Party unbedingt sprechen wollte.
"Ist ja cool, danke!", sagte Ali, der kam gerade wieder ins Zimmer gelaufen, die Flasche Rum in der Hand und grinste mich an. "Dann kann's jetzt ja losgehen."
Er setzte sich wieder neben Verena aufs Sofa und gab ihr einen Kuss in den Nacken, woraufhin sie kichernd zusammenzuckte.
"Lass das! Das kitzelt mich!"
"Willst du auch was trinken?", fragte Mehmet.
"Ja", meinte ich. "Kann ich vielleicht eine Cola bekommen?"
"Klar." Mehmet goss mir etwas in ein Glas.
"Misch ihr da mal was zu!" Ali hielt ihm die Flasche Rum entgegen, nachdem er sich selbst eine großzügige Menge davon ins Glas gegossen hatte.
Mehmet sah mich an. "Willst du das?"
"Maria trinkt heute nicht", antworte Leon, welcher gerade wieder den Raum betreten hatte. "Geb ihr mal einfach ne Cola!" Er setzte sich neben mich, gab mir dann eine Tablette in die eine und ein Glas Wasser in die andere Hand.
"Ach Gottchen!" Ali lachte. "Bist du jetzt ihr Krankenpfleger, oder was?"
"Kümmer du dich mal um deine eigene Scheiße!", meinte Leon und sah mich auffordernd an.
Ich verdrehte die Augen, nahm dann aber doch die Tablette, zwang sie mit einem Schluck aus dem Glas herunter und verzog dann das Gesicht.
"Was ist das?"
"Nur die Brauselösung gegen deinen Husten." Leon führte meine Hand mit dem Glas zurück an meinen Mund. "Los, trink!"
Ich tat es.
"So ein braves Mädchen!", spottete Ali. "Soll sie jetzt auch noch Bäuerchen machen?
"Maul!", sagte Leon, hob meinen Kopf zu sich hoch und küsste mich, bevor er sich dann ein Glas vom Tisch nahm und einen großen Schluck Wodka hineinkippte. "Gib mal einen Energy rüber, du Sack!"
"Was trinkst du denn da?", fragte ich und deutete auf das Glas vor Verena auf dem Tisch, welches eine pink-weiß marmorierte Flüssigkeit enthielt. "Ist das KiBa?"
"Nein. Batida-Kirsch", meinte Verena.
"Sieht ja cool aus mit dem Muster."
"Willst du mal probieren?"
"Ja, gerne", antwortete ich.
"Aber nur mal dran nippen!", sagte Leon.
"Schon klar!" Ich zischte. "Hatte jetzt ja auch nicht vor, das ganze Glas zu exen!"
"Dann ist's ja gut", meinte Leon. "Würde sich auch nicht gut vertragen mit der Tablette."
"Ja... ich weiß", sagte ich, verdrehte abermals die Augen, griff nach dem Glas und probierte einen kleinen Schluck. Dann lächelte ich. "Das ist lecker."
"Ja, oder?" Verena erwiderte mein Lächeln, dann wurde sie ernst. "Hör mal..." Sie nahm meine Hände in ihre. "Ich... hab das mit deinem Vater gehört." Sie sah mich an. "Also... das tut mir leid... wollt ich nur sagen."
"Ja, ich auch", meinte Mehmet. "Also... mir tut's auch leid."
"Mir auch", sagte Ali, langte einmal mit der Hand an Verena vorbei und drückte mir die Schulter.
"Danke." Erneut verzog ich mein Gesicht zu einem Lächeln und zwinkerte schnell dabei, als ich spürte, wie meine Augen schon wieder feucht wurden.
Leon schien das wohl zu merken, der legte gleich einen Arm um mich. "Alles gut, Süße!" Er gab mir einen Kuss auf die Schläfe und rieb mir dann noch einige Male fest über den Rücken. "Wollen wir uns vielleicht mal einen Film anmachen?"
"Das ist doch mal ne Idee!", rief Ali begeistert. "Am besten irgendwas horrormäßiges."
"Nee, lieber was lustiges", sagte Verena.
"Wir können ja auch irgendeinen Teil von Scary Movie gucken.", schlug Mehmet vor und öffnete sich eine neue Dose Bier.
"Och nee, die kann ich doch schon alle auswendig!", jammerte Leon, drehte sich zur Seite, hustete einige Male laut in den Ärmel seines Pullovers und räusperte sich dann.
"Lass mal Grave Encounters gucken!", meinte Ali.
"Auf jeden!" Leon gab mir einen weiteren Kuss, diesmal wieder auf den Mund. "Den wollten wir letztens doch schon gucken, als ich bei dir geschlafen habe. Weißt du noch, Süße?"
Ali stieß einen triumphierenden Laut aus. "Dann würde ich mal sagen, es steht drei zu zwei für uns."
"Top!", sagte Leon, gab Ali ein Highfive und hielt dann auch mir seine Hand hin.
Ja, super, dachte ich und klatschte bei ihm ein. Dann gucken wir jetzt also einen Horrorfilm, was auch sonst?
![](https://img.wattpad.com/cover/260409813-288-k108830.jpg)
DU LIEST GERADE
Vogelscheuche und Gürtelschnalle - Teil 2
Novela JuvenilEndlich hat Maria es offenbart. Das Geheimnis, welches so lange schon ihr Leben bestimmt. Jetzt ist alles anders. Aber ist es auch besser? *~~•~~* Fortsetzung von: Vogelscheuche und Gürtelschnalle, Teil 1: Offene Wunden *•~~• MARIA •~~•* Ich wollt...