°○ Maria ○°
...an der Tür: "Machst du dich jetzt fertig?" Stella, kaum im Dienst und schon wieder am Nerven.
"Ich gehe nicht zum Arzt!", entgegnete ich und rollte mich noch fester in die Decke."Das könnt ihr schön vergessen!"
"Maria-"
"Lasst mich in Ruhe!"
"Dir bleiben noch zehn Minuten, wenn du bis dahin nicht gewaschen, gekämmt und mit blank geputzten Zähnen in den Schuhen stehst, dann war's das heute mit Zimmerzeit!", mischte sich Susanne ein.
"Ihr könnt mir nicht verbieten, in meinem Zimmer zu sein!"
"Dann kannst du dich mal wundern!"
"Ich kann auch abhauen!"
"Jetzt komm in die Gänge!"
"Verpiss dich!", schrie ich, griff mir mein Wasserglas vom Nachttisch und schmetterte es gegen die Tür.
Es knallte, dann splitterte es.
Vom Nebenraum erklang ein schrilles Lachen, woraus kurz darauf ein Husten wurde.
Luca, der blieb heute auch im Bett, nur im Gegensatz zu mir hatte der wohl jedes Recht dazu. Bei ihn stellte niemand in Frage, ob er wirklich krank war. Oder meinte was von Schulverweigerung. Und zum Arzt schleppte ihn auch keiner; ich hingegen musste wegen jedem leisen Schniefen schon hin!
Das war doch nicht gerecht!°○ Leon ○
"Herein?", rief ich, zusammen mit einem mulmigen Gefühl im Bauch, was sich bestätigen sollte, als Richard den Raum betrat.
"Guten Tag!"
"Guten Tag!", begrüßte ich ihn und wandte mich dann gleich wieder dem Figetspinner in meiner Hand zu.
"Moin!", rief Willi.
"Moin!", erwiderte Richard seinen Gruß.
Rainer schlief.
"Sie sind sein Vater?"
"Das lässt sich wohl nicht leugnen."
Richard kam an mein Bett.
Ich hörte es nur. Und spürte, wie mir ein Schauder überlief.
"Geht's gut?"
"Ja."
"Schön!" Richard räusperte sich. "Hast du denn schon alles gepackt?"
"Ja", sagte ich wieder. "Der Arzt wollte auch gleich kommen."
"Wurd noch was gesagt?"
"Nur, dass ich heut gehen darf. Und ich krieg noch Rezepte."
Wir schwiegen.
Ich ließ nochmal meinen Spinner drehen, balancierte ihn auf dem Finger und beobachtete das Kreisen, bis es allmählich langsamer wurde; da hielt ich es an und gab ihm einen neuen Schwenk.
"Was ist mit deinem Kopf? Hast du da noch Schmerzen?"
"Nicht mehr so schlimm."
"Und deine Nase?", fragte Richard weiter, wohl nicht, weil es ihn wirklich interessierte, sondern einfach nur um irgendwas zu sagen. "Merkst du da noch was dran?"
"Es tut weh", gab ich zu. "Vor allem, wenn ich niesen muss."
"Bist du denn erkältet?"
"Ja."
"Das ist schlecht."
Ein weiteres Klopfen, kurz darauf betrat Doktor Hauser den Raum: "Servus! Sind Sie der Vater?"
"Genau, der bin ich", antwortete Richard und trat mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht auf den Arzt zu. "Richard Waldner, guten Tag!"
"Doktor Gerald Hauser", stellte der Arzt sich vor und ergriff die ausgestreckte Hand meines Erzeugers. "Schön, dass sie es doch noch einrichten konnten." Ein hörbarer Vorwurf in seiner Stimme, der entging Richard genauso wenig wie mir.
Sein Lächeln wurde breiter, glich nun fast schon einem Zähnefletschen: "Ich bin ein viel beschäftigter Mann und hab täglich hunderte von Kunden zu bedienen. Da ist es nicht so einfach, sich mal eben loszueisen."
"Wie wahr!", meinte der Arzt, dann wechselte er schnell das Thema: "Wollen wir mal gucken!" Aus einer Mappe in seiner Hand zog er ein paar Röntgenaufnahmen hervor, einmal von meiner Nase und dann noch von meinem Arm. "Da haben wir ja zwei saubere Brüche, die erfordern nicht viel mehr, als ein paar Wochen Ruhe, um wieder zusammen zu wachsen. Das heißt natürlich auch kein Sport."
"Für wie lange denn?", fragte ich.
"Etwa sechs Wochen", antwortete Hauser. "Nach der Zeit kommen die Gipse ab und wir schauen nochmal drauf. Wie geht es dem Kopf?"
"Gut."
"Folgen Sie mal dem Licht!" Der Arzt leuchtete mir mit einer Minitaschenlampe vor den Augen herum. "Ist Ihnen noch übel?"
"Nein."
"Schwindelig?"
"Nein."
Lügen über Lügen.
Tatsächlich hatte sich nicht wirklich was verändert, seit gestern. So brach die Übelkeit immer noch in Wellen über mich herein und die nächste Gratis-Karussellfahrt war auch nie weit entfernt, dafür reichte manchmal nur ein Zucken.
Ich räusperte mich. "Können Sie mich denn jetzt entlassen, bitte?"
Der Arzt musterte mich einen Moment, wirkte dabei fast schon überrascht, als hätte er gar nicht damit gerechnet, dass das zu untersuchende Etwas vor ihm auf dem Bett sitzend auch mal das Wort an ihn richten könnte. "Ja... ich denke, da spricht nichts dagegen", meinte er, dann fügte er noch hinzu: "Natürlich unter der klaren Empfehlung, dass sie sich die nächsten Tage noch schonen. Kein Fernsehen oder sonstige Reizüberflutung, kein Stress und auch erst mal nicht die Nase schnäuzen."
"Hab ich verstanden", sagte ich.
"Tinnef!", murmelte Richard leise neben mir.
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Vogelscheuche und Gürtelschnalle - Teil 2
Fiksi RemajaEndlich hat Maria es offenbart. Das Geheimnis, welches so lange schon ihr Leben bestimmt. Jetzt ist alles anders. Aber ist es auch besser? *~~•~~* Fortsetzung von: Vogelscheuche und Gürtelschnalle, Teil 1: Offene Wunden *•~~• MARIA •~~•* Ich wollt...