46. Tut mir nicht leid...

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Es kommen ein paar Ausdrücke vor. Beschwerden darüber bitte an meine Sekretärin. Ich hab keine, also gibt es für euch auch keine Beschwerden über die Kraftausdrücke.
Ihr lest das Kapitel. Ich zwinge euch ned dazu...
Enjoy the chapter lmao
Viel Spaß Fee

Veröffentlichungsdatum/Überarbeitungsdatum: 21.07.2021/20.07.2021

Personen: Richard Z. Kruspe, Till Lindemann, Christoph Schneider

Sicht: Schneider

Blinkende Lichter erhellten die Dunkelheit. Die grauen Bäume, die im Schutze der Dunkelheit den Waldrand bildeten, wurden blau. Ich hatte es doch geschafft die Polizei her zu kommandieren. Fast eine viertel Stunde meines Lebens hatte ich damit verbracht, auf den Polizisten einzureden, bis dieser eingeknickt war und uns ein paar Suchtrupps vorbeigeschickt hatte. Zumindest wollte er das. Eine viertel Stunde, in der es dunkler geworden war. Eine viertel Stunde, in der sich die Chance minimiert hatte, Paul an diesem Abend noch zu finden.
Dafür waren wir jetzt hoffentlich bestens gerüstet, die ganze Nacht damit zu verbringen, den Wald absuchen zu können.
Ich beobachtete die Beamten dabei, wie sie ihr Zeug ausluden. Bis jetzt waren es 2 Streifenwagen gewesen. Nicht viel, aber ein Anfang, sodass Till und ich nicht allein herumirren mussten. Ich hörte, wie einer von denen einen Funkspruch absetzte, um eine Hundestaffel zu erhalten. Selbst das Anfahren der Polizisten hatte knappe 15 Minuten gedauert. Wie lange würde denn eine Hundestaffel brauchen?
Mein Magen knurrte fürchterlich, als ich mich nach Till umsah. Der saß auf der Bordsteinkanten und schluchzte leise in seine Hände.
Langsam ging ich auf ihn zu und legte meine Hand auf seine kräftige Schulter: „Hey, was hast du denn?"
Er sagte nichts und deutete auf sein Handy.
Als ich die Puzzelteile in meinem Kopf zusammensetzte, rollte ich mit den Augen: „Till, sag' mir bitte, das du Richard nicht angerufen hast!"
„Doch... Hab ich aber."
„Warum? Wir hatten doch ausgemacht, dass wir es ihm später sagen!", fuhr ich ihn an.
Till zuckte mit den Schultern: „Ich wollte helfen, hab es aber irgendwie nur noch schlimmer gemacht..."
„Das hast du gut erkannt, mein Freund", ich seufzte und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter, bevor ich aufstand und in Richtung der Polizisten schlenderte.

„Gibt es etwas neues?", fragte ich.
„Wir haben eine Hundestaffel herbestellt. Die braucht allerdings noch eine dreiviertel Stunde", erklärte die Polizistin.
„Können wir denn irgendwas tun, um zu helfen?"
Sie dachte kurz nach: „Sie würden uns sehr helfen, wenn sie hier bleiben und nicht in den Wald davonlaufen. Dann müssten wir nämlich keine zwei Personen suchen. Der Wald ist nicht gerade klein."
„Paul ist seit vielen Stunden weg. Er könnte überall sein! Zu allem Übel hat der wehrte Herr dort drüben...", ich deutete auf Till, „,,, auch noch seinen Lebensgefährten angerufen, der jetzt auf den Weg hierher ist."
Hinter der Frau bemerkte ich den angewiderten Blick ihres Kollegen. Ich runzelte die Stirn, schenkte ihm ansonsten keine weitere Beachtung und widmete mich wieder der Beamtin.

Lange warteten wir vor dem Waldeingang auf die Hundestaffel. Sie hatte nun schon ganze 20 Minuten Verspätung, als ein weißer Wagen in den Weg einbog.
Als die Scheinwerfer näher kamen, stolperte Till zu mir, um nicht versehentlich von dem Auto überfahren zu werden, falls es doch nicht zu uns wollt. Wir es sich herausstellte, tat es das aber gewiss. Der Motor wurde abgestellt und die Tür hektisch aufgerissen. Heraus und auf uns zu sprintete Richard, der uns mit wütend blitzenden Augen entgegen kam. Er hatte scheinbar geweint. Ich verübelte es ihm nicht, denn wir alle machten uns große Sorgen.
„Richard!", rief Till ihm entgegen. Ich ihm hinterher.
„Was hat ihr mit meinem Paulchen gemacht?", schrie er mich und Till an. Eine Welle aus Tränen überkam ihn. Ob aus Wut oder Sorge war mir unbekannt, jedoch mussten es beides sein.
„Wir haben gar nichts gemacht", klärte Till ihn lautstark auf.

„Ähhhh, hallo? Wer sind Sie?", ertönte die helle Stimme der Polizistin.
Ein alter Polizist trat hinter ihr aus dem Schatten und flüsterte ihr „Das ist der Lebensgefährte. Auch 'ne Schwuchtel." zu. Wir alle hatten es gehört. Mein Fokus lag nun auf ihm und nicht weiter auf Richard. Langsam entfernte ich mich von ihm. Wenn es um Paul ging, war jeder, der ihm etwas tat, theoretisch Hackfleisch.
Aus seinen Augen schossen Fontänen aus Hass, als er in seiner Bewegung inne hielt und sich zu dem Polizisten drehte.
„Wie bitte?", fragte er. Sein innerer Vulkan war kurz vor dem Ausbrechen.
Hilfesuchend sah sich der Polizist um. Doch auch seine Kollegin hatte sich mit hasserfülltem Blick von ihm entfernt. Er sagte nichts und sah beschämt zu Boden.
„Haben Sie gerade meinen Freund und mich beleidigt?", bedrohlich stampfte er auf ihn zu.
„Mir ist es vollkommen egal, wenn Sie mich beleidigen", Richard atmete etwas schneller. Die Kacke war gerade definitiv am Dampfen.
Dann passierte es: Sein Vulkan brach aus und er schrie den Polizisten an. So laut, dass jeder es hören könnte: „NIEMAND BELEIDIGT MEINEN PAUL! UNS SCHON GAR NICHT ALS SCHWUCHTEL, SIE HOMOPHOBES ARSCHLOCH!"
Dann schlug er ihm ins Gesicht. Die Beamtin, Till und ich rissen die Augen erschrocken auf. Wir waren Zuschauer dieser Szenerie geworden. Unbeabsichtigt. Auch hätten wir nichts tun können, ohne selbst auch verletzt zu werden, denn Richard war vollkommen in seiner Hassblase gefangen. 
Langsam und überdramatisch sank der Polizist auf die Knie. Er hielt sich die Wange, auf die mein bester Freund, gerade mit seiner flachen Hand geschlagen hatte.  Der Geschlagene schien sich nicht ernsthaft verletzt zu haben. Richard zeigte keine Reue und entfernte sich, ohne ein letztes Wort, von uns, in Richtung seines Mietautos. Dort steckte er sich mit zittrigen Händen eine Zigarette an, um etwas runter zu kommen. Mit dem Rücken lehnte er an dem Auto und starrte in die Nacht hinaus, die über den ruhigen Feldern hing.

Ruhig ging ich auf ihn zu und legte meine Hand auf seine Schulter, was ihn zusammenzucken ließ: „Erschreck mich doch nicht so!"
„Tut mir Leid", ich lehnte mich neben ihn, „Er sieht von einer Anzeige ab. Den Polizisten meine ich."
Er lachte ironisch: „Er ist kein Polizist, er ist ein homophobes Arschloch."
„Oh Verzeihung. Das homophobe Arschloch sieht von einer Anzeige ab", ich lachte leicht.
„Eigentlich sollte es deswegen auch keine Anzeige zur Debatte stehen", meinte mein Freund.
Ich nickte: „Stimmt, die Welt sollte dir stattdessen einen Orden verleihen, weil du ihm deine Meinung über homophobe Arschlöcher klar gemacht hast. Du hast nichts falsch gemacht."
„Er hat was falsch gemacht. Paul beleidigt und sich mit mir angelegt", Richard seufzte.
Ich deutete auf die Zigarettenpackung in seiner Hand. Er nickte und gab mir zusätzlich zu der Zigarette noch sein Feuerzeug. Ich zündete sie an. Gemütlich rauchten wir von uns hin, bis sich Richards Blick vom einen auf den anderen Moment aufhellte: „Ich weiß, wo er sein könnte!"
Triumphierend lachte er laut los und sprintete an den anderen vorbei in den Wald.

Wir anderen rannten ihm nach. Die Polizisten, die ihren Kollegen leise anmeckerte, rief ihm noch nach: „Herr Kruspe! Stopp! Warten Sie!"   
Er schien es nicht gehört zu haben. Wenn er es doch getan hätte, hätte es ihn auch wirklich herzlich wenig gejuckt. Er war der festen Überzeugung. Dennoch war ich sauer auf ihn und die dumme Aktion, dass er einfach davonlief. Im letzten Moment, bevor ich ihm nachgekonnt hätte, hielten mich andere Beamten zurück. Schweren Herzens erbarmte ich mich am Waldrand bei den anderen zu bleiben, Richard jedoch war auf und davon.



Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt