Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...

8. Ich mach' die Augen zu, dann seh' ich ihn...

Willkommen zu einem neuen Kapitel bei „Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit..."
Viel Spaß Eure Fee

Veröffentlichungsdatum/Überarbeitungsdatum: 08.05.2021/13.03.2021

Personen: Paul Landers, Oliver Riedel, Flake Lorenz

Sicht: Paul

9 Stunden zuvor:

Heiße Tränen liefen über meine Wangen. Ich hatte Schmerzen. Überall. Ich richtete mich auf und wankte aus dem Badezimmer. Mein Ziel war mein Bett. 
Mir war schwindelig und ich wollte dieses Leiden einfach beenden. Ich legte mich also in mein Bett, drehte mich auf eine Seite und schaltete mein Handy ein. Egal auf welche Plattform ich ging. Auf jeder konnte ich auf Richard stoßen.
Ich schaltete es also wieder aus, drehte mich auf meinen Rücken und seufzte. Ich schloss meine Augen. Mein Gesicht war schmerzverzerrt. Ich öffnete sie wieder und starrte an die Zimmerdecke. Sie war einfach nur weiß. Nichts als weiß.
Ich erinnerte mich an die Nachricht von Khira. Sie war ein Teil von Richard. Sein eigen' Fleisch und Blut. Ich konnte sie jetzt doch nicht anrufen?! Ich schaute auf die Uhr. 19 Uhr. Zu früh, um ins Bett zu gehen. Jedoch nicht zu spät, um jemanden anzurufen.
Ich setzte mich entschlossen auf und wählte ihre Nummer. Kaum, dass ich das Handy an mein Ohr hielt ging sie auch schon ran.
„Paul?", sie schien, im Gegensatz zu mir, sehr gut gelaunt zu sein.
Reiß' dich zusammen, Paul! Ich versuchte meine Trauer so gut es ging zu verdrängen: „Ja! Hey... Ich wollte nur sagen, dass ich das eine tolle Idee finde, mit der Feier für...".
Dieser eine Name wollte mir nicht über die Lippen gehen.
„Richard?", fragte sie misstrauisch.
„Ja, genau! Wie stellst dir das vor?", versuchte ich schnell das Thema zu wechseln. „Wir können uns ja in den nächsten Tagen mal treffen, wenn du Lust hast?".
„Sicher, das ist kein Problem. Bis bald, Khira".
„Tschau, Paul! Wir sehen uns. Ich freu' mich schon".

Sie legte schließlich auf und meine Trauer und Verzweiflung kam zurück. Verdammt, kann ich ihn nicht mal für ein paar Minuten vergessen? Ich ließ mich zurück auf mein Bett fallen und schloss meine Augen erneut. Wieder sah ich Richards wunderschönen Körper vor mir.
„Ich will dich doch so sehr!", flüstere ich eher zu mir selbst, weil ich der einzige war, der anwesend war. Noch.
Es klingelte wenig später an meiner Tür. „Ist das Richard?", schoss es mir durch den Kopf. Ich stand auf und ging etwas nervös zur Tür. Als ich sie öffnete strahlten mich Olli und Flake an. „Paul! Wir haben Bier und Pizza dabei! Willst du auch wel... Was ist los? Du siehst aus, wie sieben Tage Regenwetter!", stellte Olli fest.
„Nichts. Ist schon okay. Kommt gerne rein. Etwas Ablenkung kann ich jetzt gut gebrauchen", ich trat ein Stück zur Seite und meine beiden Freunde betraten mein Apartment.
Wir gingen geradewegs in mein Wohnzimmer. Die Pizza ließen wir uns auch kurz danach schmecken und tranken jeweils unser Bier. Dazu schalteten wir den Fernseher ein. Wir kamen auf einem Kanal, auf dem „Lost Highway" gezeigt wurde. Ich konnte mir ein grinsen nicht verkneifen, als ich eines unserer Lieder hörte. Den anderen schien es nicht anders zu gehen. Auch dieses Glück hatten wir Richard zu verdanken, der schließlich David Lynch als Regisseur für unser erstes Video vorgeschlagen hat. Er hat schlussendlich dann doch nicht mit uns gedreht, aber unsere Musik war in einem seiner Filme und hat uns quasi über Nacht in Amerika berühmt gemacht. Immerhin!

„So Paul, warum ziehst du denn so ein Gesicht? So habe ich dich ewig nicht mehr erlebt!", fragte Flake schließlich.
Ich dachte nach. Ich konnte ihnen unmöglich die Sache mit Richard und mir verraten.
„Eben. Till hat uns auch schon von eurer Begegnung erzählt", erzählte Olli.
Verdammt was sollte ich ihnen nur sagen?
„Ich weiß nicht, wie ich es euch sagen soll?", ich lies meinen Kopf sinken.
„Du kannst es beispielsweise mit der Wahrheit versuchen", antwortete Flake.
„Ich habe Mist gebaut und eine Person ist jetzt sehr sauer auf mich...", versuchte ich ihnen zu vermitteln. Es war die Wahrheit.
„Hmmm...", Olli dachte angestrengt nach, „Vielleicht solltest du zu der Person hingehen und ihr redet einfach mal darüber... Bei mir und meiner Frau klappt das eigentlich immer ganz gut."
Ich nickte nur.
„Ist es zwischen dir und Richard", fragte mich Flake.
Ich nickte nur. Er kennt mich einfach viel zu gut!
Olli legte mir eine Hand auf die Schulter: „Paul, Richard ist dein bester Freund. Und außerdem wissen wir beide, dass er dir nicht lange böse sein wird."
„Vielleicht hast du recht, Olli", gab ich mich geschlagen.

Wir redeten noch etwa eine Stunde, bevor sich Olli und Flake mit einem liebgemeinten „Viel Glück" auf den Weg zu sich nach Hause machten. Ich fand mich kurz darauf erneut auf meinem Sofa wieder und dachte über ihre Worte nach.
Ich entschied mich zu Richard zu fahren und zu reden.
Die kühle Nachtluft war sehr angenehm. Ich atmete tief ein und aus, als ich mich auf den Weg zu ihm machte.
Vor seiner Tür angekommen atmete ich noch einmal tief durch, bevor ich mit dem Schüssel die Haustür aufschloss und die Treppen hinaufging, um dort zu klingeln.