6. Eine Richtung, ein Gefühl...

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Auf der Nachfrage von einem Leser, kommt hier wie gewünscht ein neues Kapitel von meiner Paulchard-FF :-)
Viel Spaß Eure Fee

Veröffentlichungsdatum/Überarbeitungsdatum: 04.05.2021/13.06.2021 

Personen: Paul Landers, Richard Z. Kruspe

Sicht: Paul

Ich klingelte an Richards Tür. Es rührte sich nichts. Als ich ein nächstes Mal klingelte, hörte ich von drinnen schlurfende Schritte. Kurz drauf öffnete mir Richard, mit einer Jogginghose bekleidet, die Tür. Seine Haare standen alle wild vom Kopf ab und er rieb sich die rot geschwollenen Augen. Hatte er geweint?
„Hey", sagte ich.
Er sagte nicht, sondern sah mich verdutzt an, trat dann aber einen kleinen Schritt zur Seite, sodass ich eintreten konnte.
Ich schritt in das dunkle Penthaus von Richard. Nur eine schicke Stehlampe spendete etwas Licht. Richard stand in seiner Wohnung, wie ein Zombie, als wir uns eine Zeit lang nur mit unseren verweinten Augen ansahen.
Ich löste mich allzu ungern von seinen wunderschönen Augen, um zu beginnen mich meiner Jacke zu entledigen.
„Paul, es ist halb drei nachts!", sagte Richard schließlich mit seiner rau verschlafenden Stimme. Ich legte meine Jacke über einen Stuhl, der seinen Platz in einer Ecke gefunden hatte. Richard kratze sich am Hinterkopf, klang jedoch nicht sauer, sondern nur extrem verwirrt: „Aber... ähm... ich freu mich, dass du da bist."
Ich drehte mich zu ihm und lächelte leicht. Er gähnte beherzt.
„Ich bin hier, weil...", begann ich nun zu reden, „Richard, wir sollten reden."
Er nickte nur und lief in Richtung seiner Küche. Ich dreht mich schnell zu seiner Garderobe um und schnappte mir eine seiner Sweatjacken, nur um ihm zu folgen.

Seine große Küche wurde nur von den Lichtern der Arbeitsplatte beleuchtet, welche sich an der Wand befand. Er saß mit dem Rücken zu mir an seiner Kücheninsel und nippte an einem Glas Wasser. Ich näherte mich langsam von hinten und legte ihm die Jacke um seine noch nackten Oberkörper. Er sah lächeln verlegen, aber doch sehr dankbar zu mir, als ich mich links neben ihm auf einem Stuhl niederließ.

Eine Zeit lang sagten wir nichts, starrten nur in leere und nippten immer mal wieder an unseren Gläsern. Ich überlegte die ganze Zeit, wie ich das Gespräch mit ihm anfangen könnte. Ich versuchte erst einmal mit etwas Smalltalk, um das Eis zwischen uns etwas zu brechen.
„Wie geht es dir?", fragte ich ihn und starrte auf mein halbvolles Glas.
„Scheiße", sagte er monoton und stellte sein Glas ab. Wieder herrschte diese Stille zwischen uns. Er lachte leise ironisch über sein Gesagtes und sah nun auf mein Glas. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, dass er seine Stirn sorgenvoll runzelte, als er meine verkrusteten Fingerknöchel erblickte.
„Es tut mir Leid", sagte ich schließlich.
„Was?", er betrachtete verwirrt mein Profil, „Das?"
Ich nickte nur stumm. Wieder schwiegen wir.
„Was sind wir jetzt?", fragte ich -immer noch mit meinem Blick ins Leere.
„Wie meinst du das?", er klang besorgt.
Ich dreht mein Gesicht nun in seine Richtung und betrachtete nun sein Glas, was vor ihm stand: „Das weißt du... Ich habe Mist gebaut und...".
Weiter kam ich nicht, weil er mir schlagartig ins Wort fiel: „ICH habe Mist gebaut, weil ich dich dazu gedrungen habe. Dich trifft keine Schuld!"
Er legte seine Hand auf meine Schulter. In meinen Augen bildeten sich Tränen.
„Vielleicht hast du recht...aber ich bin drauf angesprungen. Also sind wir beide irgendwie Schuld", ich konterte ich. Einen kurzen Moment später lachten wir beide etwas. Richard legte seine rechte Hand auf meine linke Wange und wischte mir mit seinem Daumen eine Träne weg.
Ich sah ihm in die Augen: „Vielleicht war es ja kein Fehler."
„Aufzuhören?"
„Nein, fast mit dir Sex gehabt zu haben.", ich lächelte verlegen.
„Meinst du?", er klang erleichtert, aber auch überrascht, als ich das sagte.
Ich zuckte mit den Schultern und näherte mich ihm, um ihm einen kurzen aber gefühlvollen Kuss zu geben. Er lächelte mich an. Ich stand auf und zog ihn von seinem Stuhl hoch, wobei seine Jacke auf den Boden fiel. Ich schaltete das Licht in der Küche und im Flur aus, als ich ihn mit ins Schlafzimmer zog und mich in Bett legte. Richard nahm mich in seine Arme und ich zog seinen Duft ein.

Sicht: Richard

Ich genoss seine Berührungen an meinem Körper und küsste immer wieder leicht seinen Haaransatz. Ich spürte seinen kühlen Atem an meiner Brust: „Weißt du... Ich hab mich irgendwie leer gefühlt, als du nicht bei mir warst. Ich hatte Sehnsucht nach dir. Deswegen bin ich hierher gefahren."
Ich lächelte: „Ich hab einfach nur die ganze Zeit über geheult. Die ganze Zeit habe ich an dich gedacht. Ich konnte mich nicht ablenken. Selbst nicht, indem ich Musik gemacht habe. Verdammt! DU hast meine Gedankenwelt übernommen, Paulchen."
Ich lachte über meine eigene, extrem kitschige, Aussage.

Paul fuhr mit seinen Fingern meine Brust und Bauchmuskeln nach. Auf meinen Körper breitete sich eine Gänsehaut aus und ich schnappte nach seiner Hand. Er sah mich fragend an.
„Wenn du noch länger so weiter machst, kann ich für nichts mehr garantieren. Wenn du weißt was ich meine", sagte ich zu Paul.
„Na umso besser", er grinste dreckig.
Ich lachte und ließ seine Hand los.
„Wir sollten schlafen. Es ist spät", sagte ich und drückte ihm ein Kuss auf den Haaransatz, "Ich liebe dich, Paulchen!"
Er zog einen Schmollmund: „Bist du dir sicher? Ich liebe dich auch..."
Wir schlossen unsere Augen.


Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt